Rosa
Laacken aus Amsterdam. Ich habe den Mann angerufen. Er erzählte, Kars habe sich in der Tat mit dem Plan einer neuen Zeitschrift an ihn gewandt, er hätte einen Privatfinanzier dafür gefunden. Er wusste nicht, wer es war, der Name Dufour sagte ihm nichts.« Er schwieg einen Moment. »Aber er erzählte, dass bereits Leute von der Justiz bei ihm gewesen seien, von denen sich einer Max Winter nannte.«
Mist. »Das mit der Justiz muss er falsch verstanden haben.«
»Kann sein.«
»Es tut mir leid, Jan«, sagte ich. »Ich hätte es dir erzählen sollen, aber es hat nichts ergeben. Ich hatte diese Notiz auch gesehen und dachte, ich schaue da mal vorbei.«
Ich konnte mein eigenes blödes Blabla kaum anhören und biss die Zähne zusammen.
»Hast du zufällig auch bei Kars vorbeigeschaut?«, fragte er mit einer Ironie, die seine Gereiztheit kaum verbergen konnte.
»Ich wollte dich morgen deswegen anrufen«, behauptete ich lahm. »Ich habe ihn erst heute Nachmittag erwischt. Er gab zu, dass er mit Dufour über eine Zeitschrift geredet hatte, aber aus dem Projekt ist nichts geworden.«
»Na so ein Wunder«, sagte Hülst. »Und, womit wollte Dufour diese Zeitschrift finanzieren? Mit seiner Rente?«
Ich spürte, dass er die Antwort wusste. »Kars behauptete, Dufour habe eine große Menge Diamanten besessen, die sein Vater aus dem Kongo herausgeschmuggelt hatte. Aber letzte Woche Samstag sagte Dufour ihm ab. Das Projekt kam nicht zu Stande.«
»Und in derselben Nacht wurde Kars ermordet.«
»Ja. Ich weiß nicht, was du vorhast, aber es wird schwierig sein, zu beweisen, dass es Kars war.«
Hülst schwieg eine Weile. Als die Stille unangenehm wurde, sagte er: »Ich habe über Arnheim mit der Polizei in Amsterdam Kontakt aufgenommen, ich fahre morgen hin. Ich würde dir raten, dich nicht weiter in diesen Fall einzumischen, es sei denn, du willst wegen Behinderung der Ermittlungen verhaftet werden und deine Lizenz verlieren.«
»Jan, hör mal«, begann ich. »Du hast von Anfang an gewusst, dass ich an einem Fall arbeite, der eng damit zusammenhängt …«
Er unterbrach mich. »Ich will’s gar nicht wissen«, sagte er. »Alles Gute noch.«
Das war alles. Ich lauschte dem Schweigen und dann dem Besetztzeichen und legte auf. Verdammt! Nel hatte Recht, ich setzte Freunde aufs Spiel und solche, die es hätten werden können. Manchmal sind Datenschutz und die Privatsphäre eines Klienten nur Vorwände, praktische Ausreden, um ungestört seinen eigenen Weg gehen zu können. Hülst hatte mir von Anfang an alles anvertraut, was er wusste, und noch mehr, wie einem verlässlichen Kollegen, und ich hatte ihn verletzt, indem ich dieses Vertrauen nicht erwiderte.
Ich rief Bart an und erwischte seinen Anrufbeantworter. Vielleicht kuschelte er gerade nett mit Mia oder er schlief, nach dem Kuscheln. Ich buchstabierte ihm das Kennzeichen auf Band und sagte, ich würde zu einer christlicheren Uhrzeit wieder anrufen.
Ich hatte nicht mal mehr Lust auf ein weiteres Glas Cognac. Ich löschte das Licht und ging zu Bett, ohne große Hoffnung, gut schlafen zu können ohne Nel und mit diesen nagenden Schuldgefühlen. Aber kaum lag ich mit dem Kopf auf dem Kissen, war ich schon weg.
Eine Stunde später wurde ich wieder rausgeklingelt.
15
»Victor liegt in Antwerpen im Krankenhaus«, keuchte Betty ins Telefon. »Tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe, aber ich dachte mir, du willst es bestimmt sofort wissen. Die haben bei Gerda angerufen.«
Ich war runter in die Küche gestolpert, weil sich dort der nächste Apparat befand, stand halb nackt auf den Fliesen und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Antwerpen. »Was ist passiert?«
»Er ist im Auto ohnmächtig geworden und gegen eine Absperrung gefahren, nichts Ernstes. Die Rettungsassistenten haben sein Armband gesehen und kapiert, dass er nicht betrunken war oder so. Gerda sagt, alles sei wieder unter Kontrolle, er liegt schon nicht mehr auf der Intensivstation.«
»Hat sie mit Victor gesprochen?«
»Nein, das ging nicht. Sie hat nur mit dem Herzspezialisten geredet, und mit dem Arzt vom UMC, der hat auch nochmal angerufen.«
»Wann darf er wieder raus?«
»Gerda hat gesagt, sie würden ihn heute Nacht zur Beobachtung dabehalten und bei der Morgenvisite entscheiden, ob er noch länger bleiben muss.«
»In welchem Krankenhaus liegt er?«
»Im Middelheim, in der Innenstadt. Willst du hinfahren?«
»Wenn die ihn morgen auf die Straße setzen, können wir ihn nur dort erwischen,
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