Rose der Prärie
Gebet auf die Nerven gegangen bin, hat Gott mir endlich meinen Herzenswunsch erfüllt und mir eine Freundin geschenkt. An diesen Tag heute werde ich mich noch lange erinnern. Ich möchte Ihnen das hier schenken, damit auch Sie sich immer an diesen Tag erinnern. Bitte.“
Linette atmete heftig ein und schüttelte dann den Kopf.
„ Ich bestehe darauf. Kein Mensch ist wie der andere – Gott formt uns alle ein bisschen anders, und bei den Kameen ist das genauso. Ein Schnitzer kann niemals exakt die gleiche Kamee noch einmal schnitzen, deshalb sind sie auch so etwas Besonderes – wie eine Freundin. Noch nie hat Gott mir ein so wundervolles Geschenk gemacht wie Sie, deshalb ist eine Kamee auch eine gute Erinnerung an den Beginn unserer Freundschaft.“
Vorsichtig wollte Linette die Kamee zurückgeben. „Dass wir Freundinnen geworden sind, ist und bleibt für mich unvergesslich. Ich brauche keine Erinnerung daran. Das kann ich nicht annehmen, Mrs Valmer. Sie ist zu wertvoll.“
„ Es ist ein Geschenk.“ Maggie nahm die Kamee nicht zurück. „Da wir gerade Freundinnen geworden sind, lass uns einander doch beim Vornamen nennen, Linette.“
Schamesröte stieg Linette ins Gesicht und sie senkte den Blick. „Eine verheiratete Frau, ganz besonders eine junge Braut ...“
„ Braucht trotzdem Freunde.“ Maggie wackelte warnend mit dem Zeigefinger. „Du kannst dich jetzt nicht davor drücken, denn du bist meine erste Freundin seit acht Jahren! Glaub mir, ich habe den Herrn viel häufiger um eine Freundin als um einen Ehemann gebeten!“
„ Das kann nicht wahr sein!“ Als Maggie bestätigend nickte, schloss Linette ihre Hand um die Kamee und ließ den Kopf sinken. „Egal, wie sehr ich Gott um einen Mann bitte, er schickt mir trotzdem keinen.“
Ich wünschte, ich hätte eine Veranda mit einer Schaukel. Das sanfte Schaukeln tröstet Erwachsene genauso sehr, wie es ein schreiendes Baby beruhigt. Und die junge Frau hier braucht dringend Trost.
Schnell verdrängte Maggie die Gedanken an eine Veranda wieder. Ihre Farm brauchte ganz andere Sachen. „Gott ist nicht schuld daran. Wahrscheinlich gibt es hier in der Gegend einen dummen, schwerhörigen Kerl, der nicht auf seinen Vater im Himmel hört. Statt Gott immer wieder zu bitten, sich zu beeilen, solltest du ihm vielleicht eher danken, dass er noch ein paar Ecken und Kanten an deinem Zukünftigen abschleift, bevor er dich heiratet.“
Linette fuhr sich durch die kurzen Locken. „Ich sollte beten, dass meine Haare schneller wachsen. Vor einiger Zeit war ich sehr krank und hatte hohes Fieber. Da hat Ma mir die Haare abgeschnitten, um mir das Leben zu retten. Nur – welcher Mann will eine Frau heiraten, die aussieht wie sein Bruder?“
Mit einem übertriebenen Ruck zuckte Maggie zurück. Dann sagte sie langsam: „Du hast vollkommen recht. Eine Frau, die aussieht wie ein Mann, braucht auch keine Brosche. Linette, wenn du die Kamee hässlich findest, dann sag es mir doch direkt!“
Linette drückte die Kamee an ihre Brust. „Du verstehst mich falsch, Maggie. Die Kamee ist wunderschön!“
„ Ja, genau wie du. Ihr zwei seid so wunderschön wie die Rosen an meinen Rosensträuchern.“ Maggie fuhr sanft mit den Fingern über Linettes kurze Locken. „Ich habe gerade diese Kamee ausgesucht, weil sie dir so ähnlich ist. Es ist an der Zeit, dass du dich selbst durch Gottes Augen betrachtest und durch die deiner christlichen Schwestern. Ich z. B. habe heute eine junge Frau gesehen, die so nett war, ihren müden Nachbarn ein Abendessen zu kochen und vorbeizubringen. Statt bei dem ganzen Durcheinander hier einfach die Nase zu rümpfen und wieder zu gehen, hat sie die Ärmel hochgekrempelt und geholfen. Außerdem hat sie sich ganz liebevoll um meine widerspenstigen Hühner gekümmert, statt sie einfach zu Hühnersalat zu verarbeiten!“
„ Als du ‚widerspenstig‘ gesagt hast, dachte ich schon, du meinst deine Schwiegermutter“, brach es aus Linette heraus, dann schwieg sie beschämt.
Maggie rettete sie. „Komm, ich stecke dir diesen Freundschaftsbeweis an.“
Danach arbeiteten sie noch eine Weile weiter. Plötzlich sah Linette erschrocken auf. „Ich muss jetzt nach Hause. Ich habe ganz die Zeit vergessen.“
Maggie wusste, dass Linette die vorgerückte Zeit erst aufgefallen war, als sie Todd und John auf die Farm zureiten sah. „Ich bin dir mehr als dankbar für deine Hilfe. Ich sehe dich am Sonntag in der Kirche.“
„ Ja. Gut. Großartig!“ Mit diesen
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