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Rosen für eine Leiche (German Edition)

Rosen für eine Leiche (German Edition)

Titel: Rosen für eine Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Arme in die Luft. »Aber manchmal denk ich mit Sehnsucht an die
Tage, an denen früher bei uns zu Hause der Ostseewind an den Pappeln gezupft
hat. Das fehlt mir dann.«
    »Grüß Gott, Herr Ottelking!«, tönte es von schräg oben.
    Mir platzte der Kragen. »Ottakring heiß ich«, rief ich auf den
Balkon hinauf. »Ot-ta-kring!«
    Frau Steiner nickte nachsichtig und setzte ihre Blumenpflege fort,
nur schweigsam diesmal.
    Chili hatte mich aufmerksam beobachtet. Doch sie hüllte sich in
Schweigen.
    Aus der Ferne grüßte der Wendelstein herüber, die Zinnien glänzten
in kitschigem Bunt. Jemand musste sich schon wieder an meinen Rosen zu schaffen
gemacht haben. Ich blieb ruhig. Nichts sollte die Innigkeit des Augenblicks
trüben.
    Links drüben, hinter meinem Gartenhaus, schwoll der Motor eines
Autos auf und ab. Ich vermutete Harry Steiner hinter dem Krach. Harry, der
seinen Astra tunte. Ich pflanzte mich in einen Gartensessel schräg gegenüber
von Chili, verschränkte die Arme und versetzte mich in einen Zustand der
Selbstverlorenheit.
    »Ich höre«, sagte ich mit geschlossenen Augen. »Die Late-Late-News.«
    »Euer Gnaden hören«, echote Chili. »Also pass auf, du weltentrückter
Pensionär. Wir wissen jetzt, wer die beiden waren. Beginnen wir mit der
Handtasche, die du gefunden hast.«
    Hörte ich da einen ironischen Unterton bei der Bemerkung »gefunden
hast«?
    »Die Besitzerin hatten wir natürlich gleich. Die Tasche gehörte
Helen Esterding. War nicht schwer zu ermitteln, mit dem Ausweis in der Tasche.
Schon mal von Helen Esterding gehört? Nein? Ich vorher auch noch nie. Eine dreißig
Jahre alte Malerin, ausgesprochen bekannt und beliebt in der Münchener
Kunstszene. Warte.«
    Chili ging ins Wohnzimmer, ich sah sie in ihrem Minirucksack
herumkramen. Mit drei Farbfotos kam sie wieder zurück.
    »Aus welchem Grund hat niemand diese Helen als vermisst gemeldet?«,
fragte ich. »Wenn sie doch so bekannt war?«
    Chili schluckte. »Eine Panne«, sagte sie. »Die Suchmeldung wurde nur
regional veröffentlicht. Nicht in den großen Münchener Zeitungen. Der übliche
Zuständigkeitsfimmel. Hier im Rosenheimer Land ist – war – sie wohl
ein Nobody.«
    Panne. Da schau her!
    »Hier! Fotos ihrer Werke«, sagte Chili und reichte sie mir.
    Offenbar gehörte diese Helen jener Gruppe intelligenter Spaßmacher
an, denen es gelingt, aus einer billigen Clownerie für viel Geld eine neue
Religion zu machen. Ein Foto präsentierte den perfekt abgemalten Schatten eines
perfekt abgemalten Elektrokabels auf weißem Grund. Das zweite zeigte ein mit
Nadeln gespicktes, ölfarbenbeschmiertes Damennachthemd auf Holzbügel. Und die
dritte Aufnahme war die Kopie eines von Helen Esterding signierten Zertifikats,
das den Käufer autorisiert, ein vierzig mal vierzig Zentimeter großes Loch in
seinen Schlafzimmerteppich zu schneiden und die entstandene Lücke mit einer
Erdfarbe seiner Wahl auszumalen.
    »Kostet vierhundertachtzig Euro, diese Genehmigung«, sagte Chili.
»Ohne Mehrwertsteuer. Findest du das gerecht?« Sie saß vornübergebeugt auf dem
blauen Gartenstuhl, Arme auf den Oberschenkeln, Hände gefaltet. Ein Monument
der Geduld.
    Ich nickte anerkennend. »Absolut«, sagte ich. »Die Fußballer und die
Popstars unserer Welt werden so was sicher erwerben müssen. Was wisst ihr denn
von ihrem Spezl? Dem, der sie erschossen hat?«
    Chili nickte. »Langsam«, sagte sie. »Schön langsam. Dich
interessiert der Fall doch nicht im Geringsten, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich breitete die Arme über den Sessellehnen aus und setzte ein
zweideutiges Grinsen auf. Tag und Nacht drehten sich meine Gedanken um nichts
anderes als um diese zwei Dinge: um Lola und um die beiden Toten. Nur dass die
Reihenfolge sich langsam wieder zu drehen begann.
    Chili pflückte eine Aprikose vom Spalier an der Hauswand und rieb
sie zwischen den Händen. Dann warf sie mir einen prüfenden Blick zu und biss in
die Frucht.
    »Also«, sagte sie mit vollem Mund. »Die Suche nach den Projektilen
ist ergebnislos geblieben. Wir haben nur die zwei Einschussstellen unterhalb
des Bootsrands.«
    Als sie meinen fragenden Blick bemerkte, ergänzte sie: »Es liegt an
der Durchschlagskraft der SIG Sauer und am
brüchigen Holz des Kahns, dass die Kugeln nicht stecken geblieben sind. Die
Projektile haben sich irgendwo in den Seegrund gebohrt. Wir haben Glück gehabt,
dass die Löcher oberhalb der Wasserlinie sind, sonst hätte sich das Boot von
selbst versenkt.«
    »Also mit

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