Roulette des Herzens
können. Ein Cockney und eine Landpomeranze sind, zum Mittelpunkt der ganzen vornehmen Welt in London, geworden.«
Im ersten Moment war Derek verblüfft über das große öffentliche Interesse, das man ihnen entgegenbrachte, doch dann schickte er sich gelassen in den kleinen Aufruhr, den Sara und er jedes Mal verursachten, wann immer sie, in der Öffentlichkeit erschienen. »Im nächsten Monat interessieren, die Leute sich für jemand anderen«, versicherte er der Gattin. »Wir sind nur vorübergehend eine Sehenswürdigkeit.«
Womit er nicht gerechnet hatte, war die Faszination der Öffentlichkeit für ein bürgerliches Paar, das wie Majestäten lebte. Einerseits wurden sie als »erfrischend« bezeichnet, andererseits als »Parvenüs«. Eine Karikatur von George Cruikshank zeige sie als protzig aufgemachte Sippschaft, die versuchte, das verfeinerte Benehmen der Elite nachzuäffen. Sie waren wie ein Fenster, durch das die kleinen Leute einen Blick auf das Leben der Oberschicht erhaschten und sich selbst an deren Stelle vorstellen konnten.
Das Interesse an ihnen wurde noch mehr angeregt, als bekannt wurde, das Sara die zurückgezogen lebende Autorin von »Mathilda« war. Überall in der Stadt spekulierte man in Kaffeehäusern und Spelunken darüber, ob Mrs. Craven die verkappte Mathilda sei. Sara hörte, als sie zu einer Vorstellung im Drury-Lane-Theater fuhr, diesen Namen aus der Menschenmenge, die die Ankunft von Theaterbesuchern beobachtete. »Da, seht, Mathilda!« rief ein Mann. aus, als sie aus der Kutsche stieg. »Zeigen Sie uns Ihr Gesicht!« Verwirrt blickte sie zu ihm hinüber. Jubelgeschrei ging durch die Versammlung. »Mathilda! Sie sind ein hübscher Anblick, Liebchen!
»Zeigen Sie uns Ihr Gesicht«, wiederholte Derek halblaut, während er sie die Treppe zum Portal hinauf geleitete.
»Bald wird man dich zum öffentlichen Besitz erklären.«
Sie lachte. »Ich denke, die Leute wollen einfach nur glauben, dass es Mathilda irgendwo gibt.«
Ehe man sich zu den Logen begab, trennte man sich, um mit zahlreichen Bekannten, die Derek und seine Frau umschwärmten, Höflichkeiten auszutauschen. Ehemänner, die nun sicher waren, dass er nicht mehr mit ihren Frauen das Bett teilte, hatten vorsichtig begonnen, ihn freundlich zu behandeln. Leute, die Sara kaum kannte oder nie zuvor getroffen hatte, gaben sich die größte Mühe, sich bei ihr lieb Kind zu machen. Dandies und glattzüngige Fremde bedeckten ihr die Hände mit Küssen und überwältigten sie mit Schmeicheleien über ihr Haar, ihr Kleid, ihren Charme. Zum größten Teil, benahmen diese Leute sich respektvoll, abgesehen von einem aufdringlichen Menschen, dessen Stimme ihr nur zu vertraut war.
»Meine Augen sollen verflucht sein, wenn das nicht Mathilda ist!«
Misstrauisch drehte Sara sich um und sah Mr. Jenner unverschämt grinsend vor sich stehen. »Mr. Jenner«, sagte sie und nickte ihm höflich zu.
Sein verschlagener Blick glitt über sie. »’ne nette kleine Wärmflasche sind Sie. Ihr Mann, dieser Bastard, kann sich glücklich schätzen, Sie jede Nacht in seinem Bett zu haben So eine schönes Anhängsel wie Sie hat er nicht verdient.«
»Er ist ein hervorragender Ehemann!« murmelte Sara und versuchte, von Mr. Jenner abzurücken.
»Er ist ein Schnösel, Ihr Mann«, erwiderte Ivo. »Sa gen Sie ihm, er sei nichts weiter als ein bauchpinselnder Cockneyhundesohn, und.«
»Wenn Sie nicht sofort verschwinden«, unterbrach Sara »haben Sie die Möglichkeit, ihm das persönlich zu sagen.«
Ivo sah in die gleiche Richtung wie sie, und sein unverschämtes Lächeln wurde breiter, als er Derek sich einen Weg heranbahnen sah. Bevor Mr. Craven bei ihm sein konnte, war er bereits in der Menschenmenge verschwunden.
Derek ergriff Sara beim Arm. »Was hat Jenner zu di gesagt?«
Der raue Ton der Frage veranlasste Sara, den Gatten erstaunt und misstrauisch anzuschauen. »Nichts von Bedeutung.«
»Erzähle es mir.«
»Es war nichts«, sagte sie, zuckte vor Schmerz zusammen und befreite mit einem Ruck ihren Arm. »Bitte, Derek, mach keine Szene!«
Er schien sie nicht gehört zu haben. Sein Blick war auf Mr. Jenners sich entfernende Gestalt gerichtet. »Ich werde diesen Schlappschwanz lehren, die Finger von dem zu lassen was mir gehört«, brummte er.
Verärgert presste Sara die Lippen zusammen. Er benahm sich wie ein Hund, der sich eines Knochens wegen raufte.
Sie wusste, warum Mr. Jenner ihn stets so leicht verärgern konnte Dessen großspuriges,
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