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Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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vielen Elektronikreklamen und Schnellrestaurants, den lauten Autos, den schrillen Jugendlichen. Er hatte der City vor etlichen Jahren den Rücken gekehrt, betrat sie nur, um an den Sitzungen des Oberhauses teilzunehmen oder gelegentlich einen Freund zu besuchen. Einkäufe erledigten seine Angestellten. Er selbst widmete sich lieber seinem Hobby, dem Kaufen und Verkaufen voll funktions-fähiger Antiquitäten.
    Liebevoll trug er mit dem Pinsel braune Farbe auf. Natürlich hatte er schon jede Menge Kaffeemühlen, doch diese hier war einzigartig schön. Er hatte sie auf einem Flohmarkt in Studham letztes Wochenende erworben. Noch einmal richtete er die Lupe aus, um die Konturen besser sehen zu können.
    Das Telefon klingelte und riss Sir Erwing aus seiner andächtigen Tätigkeit. Herrgott, hatte man denn nicht ein Mal seine Ruhe? Ärgerlich legte er den Pinsel beiseite und nahm den schwarzen Hörer des antiken Gerätes nach dem vierten Klingeln ab.
    „Wer spricht da?“
    Er war stolz auf seine Sammlung von Antiquitäten. Von den bereits erwähnten Kaffeemühlen über Grammophone bis hin zu diesem und noch drei weiteren Telefonen gab es in seinem Haushalt unzählige Schmuckstücke, die einen hohen Sammlerwert besaßen, bei ihm aber noch voll genutzt wurden. Doch an diesem Abend erfreute ihn das Lieblingsstück in der Sammlung nicht. Die Worte, die aus dem Apparat an sein Ohr drangen, verärgerten ihn zutiefst.
    „Also … das ist doch … was erlauben Sie sich?“
    Seine Haushälterin, die gerade den Neun-Uhr-Tee brachte, erschrak, als sie ihn derart aufgebracht vorfand. Das war für gewöhnlich nicht seine Art. Ihm traten Schweißperlen auf die Stirn, seine Wangen glühten zornesrot.
    „Ich werde Sie lehren! Wo? Diese Angelegenheit können wir augenblicklich klären.“ Sekunden später knallte er den Hörer auf die Gabel. So ging er sonst nie mit seinen Kostbarkeiten um. „Alma, vergessen Sie den Tee. Ich muss noch einmal weg.“ Im Hinausgehen bellte er noch: „So ein Affront. Ich werde diesem …“
    Alles Weitere ging im Zuschlagen der Haustür unter. Der Motor des Bentleys heulte auf und mit quietschenden Reifen verließ er das Anwesen.

     
    Regen floss von den Häuserwänden, schmutzige Pfützen befanden sich auf dem Pflaster, Unrat und Gestank. Sir Erwing verzog angewidert den Mund. Himmel, wo war er hier hingeraten? Es würgte ihn. Von der geheimnisvollen Anruferin keine Spur. Wasser sickerte in seine teuren Lackschuhe, durchnässte die weißen Socken. Mit Ekel wich er einer Ratte aus, die quiekend um eine Ecke verschwand. Wie konnte jemand nur freiwillig in so einer Gegend leben? London war schlimm genug,aber diese Gasse? Wo blieb diese Person nur? Behauptete, sein Grammophon, das erste je gebaute seiner Art, das er am kommenden Wochenende auf einer Ausstellung einem Fachpublikum präsentieren wollte, sei eine billige Kopie aus Asien. Dafür gäbe es Beweise. Pah! Er wusste, dass er keine Fälschungen besaß. Er war Experte. Diese komischen Indizien sollte man ihm erst mal zeigen. Er würde deren Unglaubwürdigkeit schon aufdecken.
    Abermals schaute er die Gasse hinauf und hinunter, aber die Dame, die ihn herbestellt hatte, war weit und breit nicht zu sehen. Wenn sich da jemand einen dummen Scherz mit ihm erlaubt hatte, dann würde er sehr ungemütlich werden.
    Sir Erwing schlug den Kragen hoch. Kalte Tropfen fielen ihm in den Nacken, ihn schauderte.
    Da endlich erklangen Schritte und er drehte sich um. Vom anderen Ende der Straße kam eine dunkle Gestalt auf ihn zu. Die Bewegungen wirkten seltsam steif. Außerdem war der Körper gedrungen. Er hatte der Stimme nach eine junge Lady erwartet, die bedauerlicherweise völlig unwissend in Antiquitäten sein musste oder einem Betrüger aufgesessen war.
    Sie kam näher, in der Luft lag ein Grollen. Er warf einen Blick nach oben, ob nun auch noch ein Gewitter aufzog. Als er wieder zu der Gestalt hinübersah, erbleichte er. Sie war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt. Mit einer Frau hatte dieses Geschöpf nicht das Geringste gemein. So etwas gab es nicht. Humbug, Aberglaube. Er träumte sicher. Ein Alptraum. Nie im Leben konnte das, was ihm da entgegensprang, wirklich existieren.
    Diese Zweifel waren seine letzten Gedanken, bevor scharfe Klauen nach vorne schossen und sich in seinen Hals bohrten. Gurgelnd sprudelte das Blut aus den Wunden. In der anderen Hand blitzte etwas auf, das wie ein Gebiss wirkte, die Reißzähne eines Wolfes. Ehe Sir Erwing sich

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