Ruf des Blutes 3 - Dämonenring (German Edition)
befürchten. Bleib ruhig, dann wirst du leben.“ Er wandte sich an den Einäugigen. „Diese Hoffnung gibt es für dich nicht.“
Hinter der Maske funkelten seine eisgrauen Augen, fixierten sein Opfer mit tödlicher Präzision. Er wusste, dass der Mann eine Waffe aus der Schublade des Sideboards holen wollte, noch eher er den Schrank erreicht hatte. In dem Moment, als er sich umdrehte, um in das Fach zu greifen, schoss Armand einem schwarzen Raubvogel gleich auf ihn zu. Er brach den Arm, der die Waffe hielt. Elle und Speiche durchstachen die Haut, der Kredithai schrie wie am Spieß. Aber der Schrei ging unter in dem Gurgeln aus seiner Kehle, als Armand ihm Luftröhre und Halsschlagader zerriss, sodass der entweichende Lebenssaft direkt in seinen Mund sprudelte. Die Schreie vom Boden wurden trotz des Knebels immer lauter. Armand brach das Genick seines Opfers und warf den toten Körper achtlos beiseite. Blitzschnell kniete er neben dem Wehrlosen nieder, der verzweifelt versuchte, über den Boden fortzurobben.
„Scht!“, machte Armand noch einmal und hielt sich einen blutverschmierten Finger an die Lippen.
„Je t‘avais dit
, ich sagte dir doch, dass du nichts zu befürchten hast.“ Der Mann erstarrte vor Angst. „Ich werde dir jetzt den Knebel aus dem Mund nehmen und deine Fesseln lösen. Aber du musst schwören, dass du weder schreien, noch fliehen wirst. Tust du das?“ Hektisches Kopfnicken. „
Bien!
Dann halt still.“
Er zog die Handschuhe aus und verstaute sie in seiner Hosentasche. Dann löste er zuerst den Knebel. Ein Schwall von Blut und Erbrochenem ergoss sich auf den Fußboden. Ein Wunder, dass der Kerl nicht längst erstickt war. Es stank bestialisch, der Mann hustete, würgte, spuckte ein paar Mal aus.
„Ich bringe dir gleich Wasser. Aber erst die Fesseln.“
Er schrie tatsächlich nicht, schaute nur ungläubig zu, wie Armand behutsam die Fesseln an den Händen und Füßen löste, prüfend die geschwollenen Gliedmaßen betastete und dann mit dem Kopf schüttelte.
„Der Tod kam viel zu schnell für ihn. Er hätte verdient, noch viel länger zu leiden.“
Der junge Mann schluckte.
„Wie heißt du?“, wollte Armand wissen.
„Dominik, Dominik Webber.“
Seine Stimme klang rau und gepresst. Vermutlich war sein gesamter Rachen verätzt. Wortlos erhob sich Armand und ging in die Küche. Nachdem er ein halbwegs sauberes Glas gefunden und es mit Wasser gefüllt hatte, ging er zu Dominik zurück, der es inzwischen wenigstens geschafft hatte, sich aufzusetzen. Mit zitternden Gliedern lehnte er an der Wand, seine Haut wächsern bleich und von unzähligen blauschwarzen Verfärbungen überzogen. Die Lider waren derart zugeschwollen, dass er sicher kaum etwas sehen konnte. Auch ohne Maske wäre es unwahrscheinlich, dass er seinen Retter später wiedererkennen würde. Das Glas konnte er mit seinen tauben Händen nicht halten, darum ließ Armand ihn schluckweise trinken.
„Danke. Sie … Sie sind mein Retter.“
Armand grinste und zeigte dabei seine langen Reißzähne. Dominiks Augen konnten sich im derzeitigen Zustand nicht weiten, sonst hätten sie es sicher getan.
„Kannst du laufen?“
„Ich denke schon.“
„Dann geh nach Hause, sobald du wieder aufstehen kannst. Ich bringe den Abfall weg. Du hast nichts und niemanden gesehen heute Nacht, ist das klar?“
„Absolut klar“, versicherte Dominik eilig.
Armand nickte zufrieden. Er schulterte den Leichnam des Einäugigen, an der Tür drehte er sich noch mal um.
„Du wirst nie wieder spielen, verstanden?“
Der Tonfall, die stechenden Augen und blitzenden Fänge ließen keinen Widerspruch zu. Dominik beteuerte, dass er in seinem ganzen Leben keinen Spieltisch mehr aufsuchen würde.
„Keine Karten, keine Kugeln, keine Würfel. Gar nichts, Sir. Überhaupt nichts. Ehrenwort. Beim Leben meiner Mutter.“
„
Bien!
Ich werde ein Auge auf dich haben, Dominik Webber.“
Damit verließ Armand die Wohnung. Machten Helden das nicht auch immer so? Die Geretteten nebenbei noch schnell auf den richtigen Weg bringen. Vielleicht sollte er öfter solche Aktionen unternehmen, irgendwie gefiel ihm der Heldenstatus.
Armand brachte seine Fracht in die Nähe des Towers, er wollte, dass der Tote möglichst schnell gefunden wurde. Der Plan hatte vorgesehen, ihn in der Wohnung zu lassen. Aber Dominik war ein zu großes Risiko. Nachdem er den Einäugigen platziert hatte, streifte er die Handschuhe wieder über, verteilte Dracons Fingerabdrücke
Weitere Kostenlose Bücher