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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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und Verrat auf, und
weil der Herzog in deinen kalten Augen sehen kann, was
dort jeder sieht, dass du nämlich gut im Menschenmorden bist, wird er dir aller Voraussicht nach das Kommando über jene Miliz geben, die ich aufgebaut habe, über
die Miliz, die erst möglich wurde, nachdem ich die geizigen Pfeffersäcke unserer reichen Stadt davon überzeugen
konnte, dass es sich lohnt, für ein stehendes Heer zu zahlen, jene Miliz, die ich ausgebildet und die ich bei der
großen Belagerung und Wiedereroberung der Stadt Pisa,
unseres alten Besitztums, zum Sieg geführt habe, diese
Miliz, meine Miliz, sie wird deine Belohnung für ein
verkommenes, profitsüchtiges und zügelloses Leben sein,
weshalb es mir, vielleicht verständlicherweise, schwer
fällt, an das zu glauben, was die Bibel uns lehrt, dass
nämlich die Tugend unweigerlich belohnt und die Sünde
unweigerlich bestraft wird.»
    «Kümmere dich um die beiden Frauen, bis ich nach ihnen schicke», sagte Argalia, «Und wenn ich Glück habe
und ein Amt bekomme, werde ich sehen, was ich für dich
und den kleinen Ago tun kann.»
    «Na prima», sagte Il Machia, «jetzt tust du mir also einen
Gefallen?»
Das Leben hatte Agostino Vespucci arg gebeutelt, und er
war dieser Tage irgendwie anders, niedergeschlagener
und nicht mehr so fröhlich wie sonst, allerdings auch
nicht mehr so unflätig. Im Gegensatz zu Il Machia war er
nicht der Stadt verwiesen worden, weshalb er weiterhin
in dem Haus in Ognissanti wohnte oder im ÖL-, Wolle-,
Wein- und Seidegeschäft arbeitete, sosehr er es auch verabscheute, doch trieb es ihn immer wieder hinaus nach
Sant’ Andrea in Percussina, um allein im Alraunenwald
zu liegen und den Vögeln und dem Rauschen der Blätter
zu lauschen, bis es Zeit wurde, zu Niccolo in die Taverne
zu gehen, zu trinken und Tricktrack zu spielen. Sein
schimmerndes Goldhaar war vorzeitig weiß und schütter
geworden, weshalb er älter aussah, als er war. Er hatte
nicht geheiratet und frequentierte die Bordelle auch nicht
mehr so oft und mit der gleichen Begeisterung wie früher. Der Verlust seines Amtes hatte ihn den Ehrgeiz gekostet, und die durch Alessandra Fiorentina erlittene Erniedrigung dämpfte sein Verlangen nach Sex. Er kleidete
sich schäbig und wurde sogar geizig, gänzlich unnötigerweise, denn obwohl ihm kein Gehalt mehr gezahlt
wurde, waren die Vespuccis noch reich genug. An dem
Abend, ehe n Machia Florenz verließ, um nach Percussina zu ziehen, hatte Ago ein Essen gegeben, an dessen
Ende er jedem Gast, auch Niccolo, eine Rechnung über
vierzehn Soldi vorlegte. Il Machia hatte nicht genug Geld
dabei und gab ihm nur elf, weshalb Ago seinen Freund
immer wieder mit unziemlicher Häufigkeit daran erinnerte, dass er ihm noch drei Soldi schulde.
Il Machia machte seinem Freund die neue Knauserigkeit
je-doch nicht zum Vorwurf, da er das Gefühl hatte, Ago
leide noch schlimmer als er selbst darunter, dass die Stadt
ihre jahrelange Arbeit nicht zu schätzen wusste; außerdem konnte der Verlust einer Geliebten allerlei seltsame
Symptome in einem verschmähten Mann auslösen. Von
den drei Freunden war Ago derjenige gewesen, der nie zu
reisen brauchte, derjenige, dem die Stadt alles bot, wonach ihn verlangte. Wenn also Il Machia eine Stadt verloren hatte, dann war Ago an der Welt gescheitert.
Manchmal sprach er sogar davon, Florenz auf immer den
Rücken zu kehren, Amerigo nach Spanien zu folgen und
über den Ozean zu segeln, doch sooft er von solchen Reisen auch redete, tat er es stets ohne Vorfreude. Es war,
als beschreibe er den Übergang vom Leben zum Tod. Die
Nachricht, dass Amerigo gestorben war, verstärkte seinen
Trübsinn noch. Bereitwillig wie nie schien Ago nun über
einen Tod unter fremdem Himmel nachzudenken.
Andere alte Freunde hatten sich zerstritten, auch Biagio
Buonaccorsi und Andrea di Romolo, die zudem mit Ago
und Il Machia gebrochen hatten; nur Vespucci und Machiavelli standen sich noch nah, weshalb Ago eines Tages vor dem Morgengrauen zu Il Machia ritt, um mit ihm
auf Vogeljagd zu gehen, und vor Schreck fast gestorben
wäre, als vier riesige Kerle aus dem Morgennebel auftauchten und nach seinem Begehr fragten. Doch kaum
war Il Machia, in einen langen Mantel gehüllt, aus dem
Haus getreten und hatte die Identität seines Freundes
bestätigt, zeigten sich die Riesen von ihrer leutseligen
Seite. Wie Argalia sehr wohl wusste, waren die vier
Schweizer Janitscharen nämlich wahrhafte Klatschmäuler, mit

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