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Sacramentum

Sacramentum

Titel: Sacramentum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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schwere Maschinengewehre der US Army. Mit einer effektiven Reichweite von etwa tausend Metern und einer Schussfolge von sechshundert Schuss die Minute waren sie in der Lage so gut wie jedes näher kommende Fahrzeug aufzuhalten, selbst gepanzerte. Was sie bei einem Menschen anrichteten, war unvorstellbar. Es ergab schlicht keinen Sinn, etwas, das nach außen hin wie eine normale Bohranlage aussah, mit solch schweren Waffen zu beschützen. Es musste dort noch etwas anderes geben, das derartige Sicherheitsmaßnahmen rechtfertigte.
    Der Geist schlich sich näher heran. Angesichts der schussbereiten Männer auf den Türmen, die die Wüste absuchten, ging er mit äußerster Vorsicht vor. Schließlich fand er jedoch eine neue Beobachtungsposition, von der aus er sogar Geräusche hören konnte: das Rattern des Bohrers, das Summen der Motoren und Klimaanlagen und Stimmen, die abwechselnd Arabisch und Englisch sprachen.
    Ein paar Männer in weißen Overalls kamen aus dem Hauptgebäude und gingen zum Bohrturm, wo andere auf die Ablösung warteten. Oben in den Wachtürmen wechselten auch die Wachen, allerdings leicht zeitversetzt auf den vier Türmen, damit die Anlage während eines kollektiven Wachwechsels nicht verwundbar war. Die Männer waren absolut professionell, und auch das war irgendwie seltsam.
    Der Geist beobachtete die Anlage weiter und verschaffte sich so nach und nach ein operationales Bild davon. Die Sonne würde bald aufgehen, und dann musste er weg von hier, wenn er nicht gesehen werden wollte. Er wollte gerade wieder die Stellung wechseln, als der Klang von Dieselmotoren die anderen Geräusche übertönte. Drei Jeeps tauchten aus der Halle auf, fuhren bis vor das Hauptgebäude und warteten.
    Weitere Männer kamen aus dem Gebäude und stiegen in die Fahrzeuge. Die Männer vorne trugen die gleichen weißen Overalls wie die Arbeiter. Sie hatten verschiedene Hacken und Spaten dabei. Die hinteren trugen die Wüstentarnkleidung der Turmwachen, und auf die Jeeps, in die sie stiegen, waren M60 montiert. Das war ein ganz typischer Konvoi: vorne die entbehrlichen Scouts, hinter sich Sicherungsfahrzeuge, in der Mitte die VIPs. Auf Letztere konzentrierte der Geist sich jetzt.
    Es waren drei, zwei Westler und ein Iraki. Sie trugen eine Mischung aus khaki- und sandfarbener Kleidung, die locker an ihren untrainierten Körpern hing. Zwei von ihnen hatten Bärte, und langes Haar ragte unter ihren vom Salz fleckigen Sonnenhüten hervor. Es handelte sich offensichtlich um Zivilisten, und der Art und Weise nach zu urteilen, wie sie sich gaben und mit den Fahrern redeten, hatten sie hier das Sagen. Der Iraki war offenbar der Chef des Ganzen, und er kam dem Geist irgendwie bekannt vor; allerdings konnte er ihn mit dem Bart und auf die Entfernung kaum erkennen. Dann trat ein weiterer Mann aus dem Gebäude, und ein großes Puzzleteil fiel an seinen Platz. Er ging zum Anführer der Gruppe, sprach kurz mit ihm, blickte auf seine Uhr und winkte in Richtung des Turms am Haupttor.
    Das erste der beiden Stahltore wurde langsam geöffnet, und der Konvoi setzte sich in Bewegung. Kurz hielten sie im Niemandsland zwischen den beiden Toren an, bis das erste sich wieder vollständig geschlossen hatte. Erst dann glitt das zweite auf, und sie fuhren auf den staubigen Pfad, dem der Geist hierher gefolgt war. Der Mann in der Anlage schaute ihnen hinterher und ließ seinen Blick dann über die Landschaft schweifen. Kurz hielt er inne, als er in Richtung des Verstecks des Geistes schaute, und einen Augenblick lang schienen die beiden Männer einander anzustarren, obwohl der Geist wusste, dass man ihn nicht sehen konnte. Dann drehte Hyde sich wieder um und verschwand im Hauptgebäude.

52
    Newark, New Jersey
    Das Erste, was Liv sah, als sie in die Straße einbogen, war das Absperrband, das ein Stück weiter flatterte. Der Wind, der vom Fluss herüberwehte, hatte es an einem Ende abgerissen, und nun wand es sich in der Luft wie eine schwarz-gelbe Schlange. Ski fuhr an den Straßenrand und schaltete den Motor ab.
    »Wir glauben, dass der Kerl, der für die beiden Morde verantwortlich ist, auch das hier getan hat«, sagte er. »Verdammt gut, dass du nicht zu Hause warst, stimmt’s?«
    Liv erwiderte nichts darauf. Sie konnte nicht. Sie hatte so verzweifelt nach Hause gewollt, um dem Ganzen endlich einen Sinn zu geben, und nun, da sie hier war, fand sie doch wieder nur Chaos und Zerstörung vor.
    Ihr Heim war verschwunden.
    Die weiße Holzverkleidung war

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