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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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Tisch.
    Sie hatte keinen Hunger. Jedenfalls keinen, den man mit Essen stillen konnte.
    Die Abendstimmung hätte nicht romantischer sein können. Am Horizont ging die Sonne flammend rot im Meer unter. Dabei überzog sie die gläsern schimmernde Wasseroberfläche mit einem zartrosa Schein. Doch die Schönheit der Natur machte Anna nur noch unruhiger. Viel zu schnell trank sie das Glas Champagner aus und kehrte in den Salon zurück. Dort stand ein Musikautomat im Stil der fünfziger Jahre an einer Wand.
    Sie überflog die Auswahl an Musikstücken. Zerknirscht musste sie sich eingestehen, dass an Angelos Geschmack nichts auszusetzen war. Anna wählte einige Stücke, die sie mochte. Dann stellte sie lauter und kehrte nach draußen zurück.
    Die Salonbeleuchtung fiel aufs Deck hinaus, das in verklärten Abendschein getaucht dalag. Inzwischen war die Sonne untergegangen. Am Nachthimmel erschienen die ersten Sterne. Das Deck war verlassen, und Anna fühlte sich unbeobachtet.
    Der Musikautomat klickte leise, und ein neues Stück begann. Als Anna das Lied erkannte, seufzte sie leise. Nina Simone sang „I Put a Spell on You“.
    Es war, als hätte jemand eine Flamme in ihr entzündet. Langsam griff Anna nach dem Metallmast, der sich vor ihr befand. Sie ließ sich zurückfallen. Versonnen schwang sie um ihn herum, als wäre der Mast eine Ballettstange
    Den ganzen Sommer über hatte sie nicht mehr trainiert. Aber die Bewegungen kannte sie im Schlaf.
    Sie griff den Mast weit oben und streckte ihre Beine. Um die Stange kreisend, ließ sie sich langsam herabgleiten. Wieder umfasste sie die Stange. Diesmal zog sie die Knie dicht an ihren Körper. Noch einmal ließ sie sich die Stange hinabgleiten. Die Musik gab ihre Bewegungen vor – langsam und voller Sinnlichkeit. Anna erklomm das obere Ende der Stange und schlang ihre Beine eng darum. Sie erinnerte sich daran, wie Angelo am Strand ihre Taille umfasst hatte. Selbstvergessen schloss sie die Augen und warf den Kopf zurück. Sie spreizte die Beine und glitt so kreisend die Stange hinab.
    Sie sehnte sich nach Angelos Berührung, seinem warmen Atem an ihrem Nacken. Die Musik schlug sie völlig in ihren Bann. Sie pulsierte in Annas Körper, den sie hingebungsvoll bog und wand. Als die Musik endete, lehnte Anna sich atemlos zurück und richtete sich auf.
    Sekundenlang herrschte absolute Stille.
    Dann hörte sie Angelos schneidende Stimme: „Was, zum Teufel, tust du da?“
    Auf dem Oberdeck hatte er auf einen weiteren Anruf aus London gewartet. Da hörte er die Musik.
    Er stand auf und trat an die Reling. Unwillkürlich musste er an den Tanz mit Anna am Strand denken. Wie lange hatten sie sich selbstvergessen miteinander bewegt und die Welt um sich her vergessen? Minuten? Stunden? Er hätte es nicht sagen können. Das war ihm in seinem durchgeplanten Leben noch nie passiert. Bei diesem Tanz mit Anna hatte er sich gehen lassen. Auf eine Weise, die ihm völlig fremd war. Er hatte sich so jung, so völlig sorglos gefühlt.
    Aber jung und sorglos war er nie gewesen.
    Auch jetzt konnte er sich keine Sorglosigkeit leisten. Er versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was jetzt zu tun wäre. Trotz unzähliger Telefonate hatte er nichts über Anna Field herausfinden können. Auch der Kauf von Belle-Eden ging nicht voran. Iffords Anwälte hatten sich nur unsicher zum genauen Verkaufstermin geäußert. Nach französischer Rechtsprechung seien dafür die Unterschriften aller Beteiligten erforderlich. Diese einzuholen würde einige Zeit beanspruchen. Ein Laut der Verachtung entrang sich Angelo. Der englische Adel schien anderen Regeln zu folgen als die übrige Geschäftswelt.
    Er rieb sich die Augen und blickte aufs Meer hinaus. Da erregte das Licht von unten seine Aufmerksamkeit.
    Eigentlich war es nicht das Licht. Es war der Schatten.
    Die Salonbeleuchtung fiel aufs Zwischendeck. Sie warf Umrisse Annas auf die Planken.
    Sie tanzte.
    Aber sie tanzte nicht nur, sie …
    Dio mio …
    Ihr Tanzen hätte anstößig wirken können. Das war jedoch nicht der Fall. Gebannt beobachtete Angelo Anna. Er staunte über ihre Kraft und die Genauigkeit, die Eleganz ihrer Bewegungen. Mit katzenhafter Geschmeidigkeit bog sie sich um die Stange. Wie eine Ballerina.
    Wieder hatte sie ihn überrascht, musste er sich eingestehen. Sie erstaunte und faszinierte ihn. Gleichzeitig entzog sie sich ihm immer wieder. Das Mädchen war wie ein Orkan, der sein bisher so wohlgeordnetes Leben durcheinanderwirbelte.
    „Was, zum

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