Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Sagrada Familia . Unausdenkbar, was passieren würde, falls die ausblieben … Jeder, der sich durch diese üble Geschichte von einem Besuch der herausragendsten Sehenswürdigkeit der Stadt abhalten ließe, würde die Einnahmen der Kirche um acht Euro vermindern. Da musste man kein Rechenkünstler sein, um sich die Folgen vor Augen zu führen.
»Ich geh dann auch«, sagte Munárriz.
»Danke, dass Sie sich dem Bischof gegenüber als Privatmann ausgegeben haben«, sagte Llopart mit einem Seufzer der Erleichterung. »Bestimmt wäre seine Sorge noch größer, wenn er wüsste, wer Sie sind.«
»Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Unterstützung.«
»Sagen Sie Ihrem Freund Ayllón mein tiefes Beileid«, gab Llopart zurück. »Ich kann seinen Schmerz nachfühlen, denn ich hab selbst eine Tochter von sieben Jahren.«
Munárriz sah Mabel, die mit hochgeschlagenem Mantelkragen vor Kälte zitternd auf einer Bank saß und auf ihn wartete. Den Kopf hatte sie tief zwischen die Schultern gezogen, um sich so gut es ging vor der nasskalten Luft zu schützen. Er bekam Gewissensbisse. Zwar war er nicht sonderlich lange fort gewesen, höchstens eine halbe Stunde, doch genügte das vermutlich für eine Erkältung. Sie hätten sich ohne Weiteres in einem Café verabreden können, fiel ihm ein, doch darauf war er nicht rechtzeitig gekommen. Er hatte so viel anderes im Kopf.
Auch wenn er sie liebte, konnte er nicht vergessen, was sie ihm angetan hatte. Von Heirat war zwischen ihnen nie die Rede gewesen, sie hatten nicht einmal zusammengewohnt, doch war sie, wann immer ihre Arbeit das erlaubte, Gast in seiner Wohnung gewesen. Dabei war es mitunter vorgekommen, dass sie Knall auf Fall verschwand und dann aus dem Ausland anrief, um ihm mitzuteilen, dass sie für ihre Zeitung eine Reportage über Mädchenhandel, Kinderprostitution, Drogenhandel oder Waffenschmuggel schreiben müsse. Am schlimmsten aber war ihr unverständliches Verhalten gewesen, das ihn um ein Haar seine Anstellung gekostet hätte.
Eines Abends hatte sie ihn, während sie hingebungsvoll seinen Hals küsste, lustvoll an seinen Brustwarzen knabberte und sein erregtes Glied streichelte, nach den Orozco gefragt, einer »Familie« kolumbianischer Drogenhändler, die zum Cali-Kartell gehörten. Die für Rauschgift und organisiertes Verbrechen zuständige Abteilung der Polizei hatte festgestellt, dass sich mehrere ihrer Mitglieder an der Costa Brava aufhielten. Als Koordinator der mit solchen Fällen befassten Polizeieinheiten kannte Munárriz zahlreiche Einzelheiten über das Treiben der Bande wie auch den Plan, sie in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages festzunehmen. Lächelnd hatte ihn Mabel geküsst, bis er kaum noch Luft bekam, sich dann rittlings auf ihn gesetzt und sich langsam sein Glied eingeführt. Nach einer Weile waren sie erschöpft eingeschlafen, wie so manches Mal zuvor.
In der Frühausgabe hatte La Vanguardia am nächsten Morgen so genaue Einzelheiten über das geplante Vorgehen der Polizei veröffentlicht, dass es den Orozco möglich gewesen war, sich dem Zugriff zu entziehen. Mabel, die um Mitternacht aufgewacht war, hatte in ihrer Redaktion angerufen und die Einzelheiten durchgegeben, während Munárriz fest schlief. Sie hatte angenommen, der Artikel werde wie gewöhnlich im Laufe des Vormittags in Satz gehen und die Ausgabe erst nach dem Ende der Polizeiaktion in den Verkauf gelangen. Sie hatte ihren Vorgesetzten damit beeindrucken wollen, dass La Vanguardia die Meldung als Erste bringen konnte. Aber ihr Plan war nicht aufgegangen. Eine Panne hatte den Zugriff der Polizei verzögert, und die Zeitungsmeldung hatte die Verbrecher gewarnt, so dass die Sache fehlschlug und die »Familie« Orozco sich in Sicherheit bringen konnte. Mabel hatte ihr Verhalten sogleich aufrichtig bereut, es aber nicht gewagt, dem Geliebten unter die Augen zu treten und ihn von Angesicht zu Angesicht um Verzeihung zu bitten.
»Komm«, sagte Munárriz jetzt und versuchte, die unangenehme Erinnerung an jenen Vorfall zu verdrängen. »Lass uns irgendwo was Heißes trinken.«
»Was hast du rausgekriegt?«
»Sie ist von einer Leiter gefallen und hat sich das Genick gebrochen«, gab er knapp zurück.
»Ich muss unbedingt Rafael Vilaró anrufen«, sagte sie etwas gefasster. »Er wartet darauf, damit er Carlos Ayllón Bescheid geben kann.«
»Natürlich«, knurrte Munárriz leicht gekränkt. Immer gab es etwas, was ihr wichtiger war als er.
Sie trat einige Schritte
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