Salvatore, R.A. - Todfeind2
die uns vom heiligen Abelle zugänglich gemacht wurden?«
»Ja, Vater.«
»Dann stehen sie natürlich nicht in unserer Schuld.«
Cormack reagierte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck.
»Sie schulden Bruder Giavno gar nichts – oder allenfalls einen kleinen Teil«, erklärte Pater De Guilbe. »Der eigentliche Dank gebührt nicht uns, sondern dem heiligen Abelle und dem Gott über ihm. Wir sind nichts anderes als seine Werkzeuge.«
Cormack gefiel ganz und gar nicht, wie Pater De Guilbe den Fall darstellte, aber natürlich gab es für ihn keine Möglichkeit, diese einfache Logik anzufechten. »Ja, Vater.«
»Daher ist es nicht an uns, die Mildtätigkeit zu zeigen, die Ihr Euch wünscht«, argumentierte De Guilbe. »Diese Entscheidung liegt allein in Gottes Hand, und glücklicherweise wird uns in den Lehren des heiligen Abelle gezeigt, wie wir uns mildtätig erweisen können. Diese drei sind Gefangene einer höheren Macht, die Gefolgstreue von ihnen fordert. Ohne diese Gefolgschaft hätte uns Gott niemals die Macht verliehen, tödliche Wunden zu heilen, Wunden, möchte ich erinnern, die nicht durch Handlungen unsererseits verursacht wurden.«
»Der Preis war ihnen aber nicht bekannt«, widersprach Cormack matt.
»Sie befanden sich nicht in der Position, zu verhandeln«, erwiderte Pater De Guilbe. »Und eine solche Position hat es auch niemals gegeben. Wir wurden nach Alpinador gesandt, um dort das Licht Gottes zu verbreiten, und niemand außer dem heiligen Abelle selbst hat es aus größerer Nähe gesehen als die drei Barbaren, für die Ihr Euch einsetzt. Die Wahrheit wurde ihnen offenbart, das Licht leuchtet vor ihren Augen.«
»Aber …«
»Wenn sie sich weigern, es zu sehen, sollen sie im Dunkeln bleiben, Bruder Cormack«, entschied Pater De Guilbe mit abschließender Endgültigkeit. »Und zwar im übertragenen wie im wortwörtlichen Sinn.«
Cormack spürte, wie Giavno neben ihm selbstzufrieden nickte.
»Wir werden sie nicht schlecht behandeln«, sagte De Guilbe, an Giavno gewandt.
»Natürlich nicht, Vater«, versicherte ihm der ältere Bruder.
»Aber unsere Sicherheit macht ihr Gefängnis zwingend, und dort werden sie bleiben.«
»Wie lange?«, wagte Cormack zu fragen.
»Bis sie bereit sind, das Licht zu erkennen, oder bis sie ins andere Leben abberufen werden, wo sie die Narrheit ihres Eigensinns begreifen mögen. Ich bin sicher, wir sind uns darin einig.«
Cormack senkte wieder den Blick. »Ja, Pater De Guilbe«, sagte er.
De Guilbe entließ sie mit einem Wink. Cormack griff unbewusst nach seiner Pauri-Mütze.
»Tragt Sie!«, schnappte Pater De Guilbe heftig, und Cormack zuckte erschrocken zusammen.
»Tragt sie jetzt und tragt sie immer, Bruder Cormack«, befahl De Guilbe. »Und vergesst niemals, warum.«
Erneut machte sich Verwirrung auf Cormacks Miene breit.
»Warum wir hierherkamen«, stellte Pater De Guilbe in strengem Ton klar.
Cormack verbeugte sich und wandte sich zum Gehen, während er spürte, wie seine hellgrünen Augen feucht wurden. Bruder Giavnos Gesicht zeigte ein zufriedenes Lächeln, er legte jedoch voller Aufrichtigkeit eine helfende Hand auf Cormacks Schulter, als sie gemeinsam zur Tür gingen.
Er strich mit den Fingern über die Eiswand, während er durch die Dunkelheit schritt. Die Nässe, die er spürte, erfreute ihn, denn sie bestätigte die Erfüllung seiner Vision, die wunderbare Einfachheit seines großen Plans, der – von Weitem betrachtet – so kompliziert erschien.
Das Trollblut wirkte, wie er vorausgesehen hatte, und bedeckte das Innere der Schlucht, die Altvater D’no geschaffen hatte, der grabend der Route folgte, die von den Riesen und ihren Hämmern vorgeschrieben wurde. Die göttliche Wärme des weißen Wurms ließ das Eis schmelzen, und das Trollblut verhinderte, dass es wieder gefror.
Schon bald wäre der Mithranidoon von seinem Gift reingewaschen.
Altvater Badden blieb stehen, als er auf einen abgetrennten Kopf stieß. Seine untere Hälfte war abgebissen und der größte Teil der Haut vom Schädeldach abgezogen. Zurückgeblieben waren jedoch genügend Haut und Haare, dass der alte Samhaistaner ihn erkannte, er bückte sich und hob ihn auf, sodass er Dantanna abermals in die Augen schauen konnte.
»Ah, mein alter Freund, verstehst du jetzt?«, fragte der Altvater mit einem leisen Kichern. »Haben dir die abellikanischen Versprechungen Unsterblichkeit beschert? Sind die Altvorderen von deinem Großmut gegenüber den häretischen Emporkömmlingen
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