Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sie mehr als dass sie lief durch den Gang ins Schlafzimmer, setzte sie auf das Bett und nahm ihr die Flasche ab. Ihr Kinn hing bereits auf der Brust, sie döste. »Geben Sie her. Sie haben genug getrunken.« Als sie widersprechen wollte, fügte er hinzu: »Alkohol macht Falten.«
    Severina kniff die Lippen zusammen und schwankte. »Na schön.« Sie legte sich hin, zog sich umständlich die Hose und den Pullover aus, deckte sich sofort zu und drehte sich zur Seite. »Machen Sie keinen Unsinn«, nuschelte sie noch. »Zweckgemeinschaft!«
    Eric wartete, bis ihre Atemzüge langsam und regelmäßig wurden – und kniff ihr dann fest in den Oberarm. Sie reagierte nicht.
    »Schlafen Sie schön.« Er betrachtete sie und wusste noch immer nicht, was er mit ihr tun sollte. Bevor er sich wieder im Grübeln verlor, verließ er das Schlafzimmer und ging ins Bad, um sich die Haare zu färben. Das Blond musste endlich verschwinden.
    Danach suchte er sich ein weißes Hemd und einen schwarzen Smoking heraus, schlüpfte in die passenden schwarzen Halbschuhe und wählte einen dunklen Wollmantel.
    Er besah sich im Spiegel und fand, dass er in diesem Outfit überall hineinkommen musste, wo Abendgarderobe verlangt wurde. Die Brille gab ihm den letzten Kick. Die Kleidung war so geschnitten, dass sich der Dolch und die P9 perfekt verbergen ließen.
    Über sein Handy bestellte er sich ein Taxi einen Straßenzug weiter. Er schrieb Severina keinen Zettel; sie würde vor morgen früh nicht erwachen.

    Als er ins Taxi stieg, war es 22:48 Uhr, und als das Auto vor dem Palazzo Nicolini im Stadtzentrum in der Nähe der Piazza del Popolo anhielt, standen die Zeiger auf 23:19. Somit befanden sich alle Prominenten schon lange auf der Charity-Veranstaltung zugunsten der römischen Obdachlosen.
    Das war die Information, die er im Internet aufgefunden und Severina im Museum vorenthalten hatte: Das Wohltätigkeits-Eitelkeits-Spektakel wurde von der Familie Rotonda veranstaltet.
    Hier gab es die Möglichkeit, auf Maria Magdalena Rotonda zu treffen und sie zumindest aus der Ferne abzuklopfen. Wenn sich im Gewühl der Promis näherer Kontakt anbot, wollte er diese Chance nutzen können, ohne sich unentwegt Gedanken um Severina machen zu müssen.
    Eric schritt auf den Eingang des vierstöckigen Jugendstilgebäudes zu. Die Front war weiß gestrichen, zwei kleine Drehtüren flankierten eine riesige dritte, vor der ein Concierge wie ein Aufseher wachte.
    Er war nicht das einzige Hindernis. Am Fuß der mit einem roten Teppich verschönerten Treppe standen zwei Sicherheitsleute in schwarzen Anzügen und hielten Wache. Sie musterten Eric und sahen ihn offensichtlich nicht als eine Störung an. Er machte ein unfreundliches Gesicht, nickte ihnen zu und ging einfach zwischen ihnen hindurch.
    »Einen guten Abend, Signore.« Der rechte Sicherheitsmann hielt ihn auf und zückte eine Liste. »Dürfen wir Ihre Einladung sehen?«
    Eric blieb stehen, dann wandte er sich langsam um und zauberte Entrüstung und Aufgebrachtheit auf sein Gesicht. »Ich habe einen verspäteten Flug und eine schlechte Taxifahrt hinter mir, Signore, und außerdem wurde mir mein Geldbeutel samt meiner Einladung gestohlen. Sie werden verstehen, dass ein Mann in meiner Position nach so einem Tag wohl wenig Geduld für Ihren Diensteifer aufbringt.« Er drehte sich um.
    »Sagen Sie mir bitte Ihren Namen, Signore?«, hakte der Mann nach. »Ich muss es tun.«
    Eric wusste, dass im Palazzo Nicolini nicht ausschließlich Größen aus der Filmbranche, aus der Wirtschaft und der Mode ein und aus gingen. Gerade wenn es um einen guten Zweck ging, kamen sicherlich auch solche, die einen normalen Namen trugen.
    »Sie … Sie kennen mich nicht?« Mit einem ungläubigen Lachen wirbelte er herum und trat rasch auf den Mann zu, der unwillkürlich zurückwich. »Dann sehen Sie doch einfach auf Ihrer Liste nach.« Er griff danach, drehte sie um und tippte auf einen Namen, der nicht abgehakt war. »Da, sehen Sie? Rossi. Salvatore Rossi.«
    Die Männer tauschten schnelle Blicke. Sie schwankten zwischen Unerbittlichkeit, die sie den Job kosten konnte, und Nachgeben – was sie auch den Job kosten konnte.
    »Geben Sie mir sofort Ihr Handy. Ich werde Magdalena anrufen. Sie freut sich sicher, die Bekanntschaft eines Herrn zu machen, der ihren persönlichen Modeberater hier draußen warten lässt!«
    Das wirkte. Der Stift senkte sich, wenn auch zeitlupenhaft, ein Häkchen wurde hinter den Namen gemacht, und der Rechte nickte

Weitere Kostenlose Bücher