Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
Pick-up, der gerade durch das offene Tor pflügte, nicht Josh Sykes gehörte. Hastig lief sie ihm entgegen. Das große Fahrzeug hielt neben der Garage, und auf der Fahrerseite stieg ein hoch gewachsener Mann aus. An der Beifahrerseite tauchte Harrison Brennan auf. Als er sie sah, verzog er einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln.
»Sind die Mädchen bei dir?«, fragte Jenna atemlos.
»Nein.«
»Hast du sie gesehen?«
Harrison warf einen Blick über ihre Schulter, und sein Lächeln wich einem Ausdruck der Verblüffung. »Du machst wohl Witze?«
Dann hörte sie knirschende Schritte hinter sich. Jenna begriff und kam sich plötzlich albern vor, wie eine blöde, überbehütende Mutter.
»Mom!«, rief Allie. Jenna drehte sich um und sah Cassie, Allie und den Hund vom Stall her durch den Schnee stapfen. Allie begann zu laufen, Critter tobte durch die Schneewehen hinter ihr her. »Wir haben nur nach den Pferden gesehen.«
»Und, ist alles in Ordnung mit ihnen?«
»Ja«, antwortete Cassie in abfälligem Ton. »Hans hatte ihnen reichlich Wasser hingestellt, aber der Zwerg hier hat sich Sorgen gemacht.«
Unter ihrer Strumpfmütze hervor schoss Allie einen warnenden Blick auf ihre Schwester ab. »Hans hat gesagt, ich sollte nachsehen!«
»Er ist doch erst vor zwei Stunden abgefahren!«
»Hey, ist ja gut.« Jenna kam sich idiotisch vor. Sie hätte die Fußstapfen ihrer Töchter sehen müssen, die zum Stall führten. Wo war sie nur mit ihren Gedanken gewesen? Warum war sie so überreizt? »Entschuldigung«, sagte sie zu Harrison.
»Kein Problem. Das hier ist Seth Whitaker.« Er deutete auf den großen Mann an seiner Seite. »Jenna Hughes.«
»Nett, Sie kennen zu lernen«, sagte sie und schüttelte ihm die behandschuhte Hand.
»Seth war gerade bei mir, um die Heizung zu reparieren, und ich habe ihn überredet, mit herzukommen und sich deine Pumpe auch mal anzusehen.«
»Prima.« Jenna lächelte ihn an. »Dann sind Sie also Elektriker?«
Harrison antwortete für ihn: »Er ist Klempner und ein guter Handwerker. In allen Sparten bewandert.«
»Und in keiner einzigen Meister«, warf der andere Mann ein. Er sah sympathisch aus, war ein paar Zentimeter größer als Harrison und ein bisschen fülliger um die Mitte. Harrison legte größten Wert darauf, militärisch straff zu bleiben, und sein silbriges Haar war fast so kurz geschoren, als sei er noch immer bei der Air Force.
»Gemeinsam werden wir es schon schaffen, das Ding zu reparieren«, versprach Harrison.
»Das wäre prima«, antwortete Jenna. »Hans ist der Meinung, dass im Pumpenhaus Leitungen defekt sind«, erklärte sie und wies auf das kleine Häuschen.
»Ich weiß Bescheid.« Harrison wandte sich Seth zu. »Es ist nicht abgeschlossen.«
»Ich hole mein Werkzeug.« Der größere Mann ging zum Pick-up und schlug die Plane zurück. Jenna sah Harrison fragend an.
»Woher weißt du, dass ich das Pumpenhaus nicht abschließe?«
»Ich kenne dich eben. Du schließt überhaupt nichts ab außer deiner Haustür, deiner Garage und dem Tor, und nicht mal das ist sicher.« Er runzelte die Stirn. »Ich wollte, du würdest mehr Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ich habe Angst um dich.« Er warf einen Blick auf das Haus. »Und um die Mädchen.«
»Wir kommen gut zurecht«, behauptete sie und spürte, wie sich ihre Nackenmuskeln verkrampften. Er brauchte sich wirklich nicht aufzuführen, als sei er ihr Vater. »Normalerweise schließe ich das Tor immer ab. Aber das Schloss ist defekt, und anscheinend ist kein Mensch in der Lage, es zu reparieren.«
»Vielleicht kann ich jemanden auftreiben.«
»Nein!«, widersprach sie und hörte selbst die Anspannung in ihrer Stimme. »Hör zu, ich kümmere mich selbst darum.«
»Okay.« Er nickte, was sie erstaunte. Sie hatte fast damit gerechnet, dass er Einwände haben würde. »Ich hoffe es, Jenna«, sagte er und fügte hinzu: »Und jetzt geh lieber rein und wärm dich auf – du hast ja nicht mal einen Mantel an.«
In ihrer Angst um die Kinder hatte sie vergessen, sich etwas überzuziehen.
Als ob er das wüsste, lächelte er freundlich – oder herablassend? Behandelte er sie mal wieder wie ein Porzellanpüppchen? »Seth und ich, wir bringen diese Sache schon in Ordnung.«
»Ich könnte mithelfen.«
»Wir kommen zurecht«, wehrte er ab, und ihr wurde klar, dass es unpassend gewesen wäre, mit ihm zu streiten. Der Mann wollte ihr helfen, zum Kuckuck, und sie ärgerte sich nur über sein Auftreten. Wie war das gleich mit dem
Weitere Kostenlose Bücher