Sarah Maclean
Fingern hielt, wusste
sie natürlich nicht, wie sie fortfahren sollte. Durch die dünne
Rauchsäule, die von der Zigarrenspitze aufstieg, begegnete sie
dem amüsierten Blick ihres Bruders. „Und jet2t?"
„Eigentlich ist nichts weiter dabei", erklärte Benedick lässig.
„Jetzt rauchst du sie."
„So?", fragte sie, führte die Zigarre an die Lippen und inha-
lierte tief.
Sie bemerkte noch, dass Benedick sie erschrocken ansah,
und dann begann sie zu husten. Ihr ganzer Körper wurde von
schrecklichen Hustenanfällen erschüttert. Sie war sich vage be-
wusst, dass Benedick ihr die glimmende Zigarre aus der Hand
nahm, sodass sie sich auf die Brust schlagen konnte. Verzweifelt
schnappte sie nach Luft, was sie nur noch mehr zum Husten
brachte. Benedick klopfte ihr auf den Rücken, bis sie ihn mit
einer Handbewegimg davon abbrachte, da sie befürchtete, er
würde ihr damit nur den letzten Rest Frischluft aus der Lunge
treiben.
Als sie sich endlich wieder auf etwas anderes als ihr Bedürf-
nis nach Luft konzentrieren konnte, wurde sie sich ihres Bru-
ders bewusst, der zitternd neben ihr stand. Sie war sich sicher,
dass er vor Sorge um sie zitterte, und sah auf, um ihn zu beru-
higen - nur um zu entdecken, dass er stattdessen vor kaum un-
terdrücktem Gelächter bebte. Ihre Miene verfinsterte sich, als
sie das breite Grinsen sah, die weiß blitzenden Zähne in dem
erhitzten Gesicht.
„Du, mein Guter, bist kein Gentleman."
Die missbilligende Bemerkung gab Benedick den Rest, und er
brach in schallendes Gelächter aus. Angesichts dieser Lachsal-
ven sah auch Callie die komische Seite der Sache und stimmte
in das Gelächter ein, worauf sie wieder husten musste, sich wie-
der an die Brust schlug und wieder zu lachen begann.
Nach einer Weile setzte Benedick sich hin und drückte Cal-
lies Zigarre im Aschenbecher aus. „Und jetzt wissen wir auch,
warum Frauen nicht rauchen", erklärte er, immer noch mit la-
chender Stimme.
„Was für eine eklige Angewohnheit", meinte Callie. „Wie
kannst du nur?"
„Nun ja, sagen wir, es ist gewöhnungsbedürftig."
„Genau das hat Ralston über Whisky gesagt."
„Und hat damit auch recht", erklärte Benedick. Nach einigen
Augenblicken fragte er: „Diesen Teil des Abends hast du dem-
nach auch nicht genossen?"
„Im Gegenteil. Mir hat jeder Augenblick außerordentlich ge-
fallen. Auch wenn ich nie wieder Whisky trinken oder nie wie-
der eine Zigarre rauchen mag, werde ich immer froh sein, dass
ich diese Dinge ausprobiert habe. Das Abenteuer ist die enttäu-
schende Erfahrung durchaus wert."
„Mir will diese Abenteuerlust nicht gefallen, die du da entwi-
ckelst, Schwesterherz."
„Leider kann ich dir nicht versprechen, dass ich sie dem-
nächst wieder ablege. Es ist wirklich eine Schande, dass Frau-
en all die Erfahrungen nicht einmal ausprobieren dürfen, die
für Männer so selbstverständlich sind. Ihr habt wirklich rie-
siges Glück." Benedick warf ihr einen skeptischen Blick zu,
doch sie fuhr fort: „Komm schon, Benedick, du wirst mir doch
jetzt nicht erzählen wollen, dass du mir ein, zwei Abenteuer
nicht gönnst, oder? Schließlich hast du mir meine jüngste Er-
fahrung vermittelt."
„Ein Umstand, den ich am liebsten vergessen möchte."
„Feigling."
Sie lächelten sich an.
„Mutter reißt mir den Kopf ab, wenn sie es herausfindet."
„Sie wird es aber nicht herausfinden", erklärte Callie, „und
selbst wenn, hat sie keinerlei Grund, sich aufzuregen. Als end-
gültig sitzen gebliebene alte Jungfer kann ich mir die eine oder
andere Laune wahrhaft leisten."
Benedick lachte auf. „Rauchen und trinken sind ziemlich be-
merkenswerte Launen, Callie. Ich bin mir nicht sicher, ob der
ton sie akzeptieren würde - auch wenn du schon mit einem Bein
im Grab stehst." Er dachte kurz nach. „Außerdem bin ich ziem-
lich schockiert, dass Ralston dich so ermutigt, vor allem, wo du
doch so nett bist, seine Schwester in die Gesellschaft einzufüh-
ren. Was hat er sich dabei nur gedacht? Er hätte dich umgehend
in eine Kutsche stecken und nach Hause bringen sollen."
Callie sah weise davon ab, ihrem Bruder zu erzählen, dass
Ralston sie tatsächlich in eine Kutsche gesteckt und nach Hau-
se gebracht hatte. Stattdessen meinte sie: „Ich glaube wohl, er
dachte, genau wie du, es wäre meinem Ruf dienlicher, wenn er
bei mir bleibt, während ich meine Grenzen auslote. So wurde
wenigstens halbwegs der Anstand
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