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Sarg niemals nie

Sarg niemals nie

Titel: Sarg niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Tür, doch nach einigen Schritten blieben wir stehen und blickten zu Mary zurück. »Kommen Sie nicht mit?«, fragte ich.
    »Noch nicht.« Sie zückte die Säge. »Da ich schon einmal hier bin, kann ich auch gleich noch ein paar Teile mitnehmen, die ich benötige.«
    Ich seufzte und nickte. »Dem kann ich nicht widersprechen.«
    »Du könntest schon«, murmelte John, als wir uns wieder umwandten. »Es hätte bloß keinen Zweck.«
    »Der Unterschied zwischen dir und mir besteht darin«, erwiderte ich, »dass diese beiden Aussagen für mich ein und dieselbe Bedeutung haben.«
    »Man darf nie die Taten mit den Konsequenzen verwechseln«, erklärte er, während wir Gustav nach draußen schleppten. »Sonst verlierst du die Hälfte deines Wortschatzes.«
    John und ich saßen fröstelnd vor der Remise auf einer Bank und warteten, dass der Kutscher seine Reisevorbereitungen beendete. Der tote Gustav saß zwischen uns, sein Kopf war leicht nach vorn gefallen.
    »Was wollen Sie denn in London?«, fragte der Kutscher, während er ein Pferd nach draußen führte.
    »Nichts Besonderes.« Ich schob Gustavs Kopf wieder hoch. »Wir besuchen Verwandte. Meinen Bruder.«
    »Er ist nicht so gut in Form, was?« Der Kutscher nickte in Gustavs Richtung. »Ein bisschen zu tief ins Glas geguckt, nehme ich an.«
    »Wir haben ihm gesagt, er soll es sein lassen, aber er hört nie auf uns«, erklärte John, während er Gustavs Hände in dessen Schoß legte. »Er hat Glück, dass wir uns um ihn kümmern.«
    »Das kann man wohl sagen.« Der Kutscher sortierte gerade ein Gewirr aus Ketten. Dann hielt er inne und starrte Gustav ins Gesicht. Ich drückte den Mund des Toten zu und lächelte. »Sehr bleich, was?«, fuhr der Kutscher fort. »Fast, als hätte er gar kein Blut mehr.«
    »So sieht’s beinahe aus«, erwiderte ich beunruhigt.
    »Einen, der so blass ist, sieht man nicht alle Tage.« Er hantierte am Geschirr des Pferds herum. »Abgesehen von den letzten zwei Tagen, würde ich sagen.«
    »Wirklich?« John warf mir einen Blick zu. »Was meinen Sie damit?«
    »Schlimm, schlimm«, klagte der Mann. »Es hat einen von uns getroffen, einen Kutscher aus dem Stall hier. Er hat zwei Herren aus London hergebracht und konnte die Rückreise nicht mehr lebend antreten.« Er hielt inne, beugte sich vor und senkte die Stimme. »Er war völlig blutleer und hatte zwei Wunden am Hals. Ein Vampir hatte ihn erwischt.«
    »Oh«, flüsterte John mir zu, lächelte aber weiter den Kutscher an. »Davon haben wir bereits gehört. Ich war schon in Sorge, es habe noch einen anderen getroffen.«
    »Mach dir ruhig weiter Sorgen«, flüsterte ich zurück. »Der Mann hat einen Toten gesehen und kennt die Symptome. Wenn er Gustav zu nahe kommt, durchschaut er uns.«
    »Also, wir wären dann so weit«, sagte der Kutscher. »Lassen Sie uns aufbrechen. Brauchen Sie Hilfe bei Ihrem Freund?«
    »Nein, danke.« Ich drehte mich, bis sich Gustav zwischen uns befand und dem Kutscher den Rücken kehrte. »Wir helfen ihm nur hinein, dann können wir fahren.«
    John und ich schlurften unbeholfen zur Tür der Kutsche, wobei wir darauf achteten, dass der Kutscher ihn immer nur von hinten zu sehen bekam. Das zwang uns dazu, auch dem Mann selbst den Rücken zuzukehren. Verwirrt öffnete er uns die Tür und klappte die Treppe heraus. Dann schwenkten John und ich herum und hievten den Toten hinein. Gustav landete schwer auf dem Gesicht, seine Beine baumelten schlaff zur Tür heraus.
    »Dann fahren Sie einfach los«, sagte John und schenkte dem Kutscher ein Lächeln, ehe er sich wieder Gustav zuwandte. »Peter, du bist viel zu wacklig auf den Beinen, um selbst zu gehen. Lass uns das machen!« Wir kletterten an dem erstaunten Kutscher vorbei und zerrten Gustav auf eine Bank.
    »Alles klar!«, rief ich. »Vielen Dank!«
    Der Kutscher runzelte die Stirn und starrte uns an, klappte dann aber die Treppe hoch und schloss die Tür. Die Kabine wackelte, als er auf den Kutschbock stieg, und dann schnalzte er. Die Kutsche setzte sich in Bewegung. Erleichtert seufzend lehnte ich mich an. Gustav kippte mir auf den Schoß.
    »Hier.« Ich richtete ihn wieder auf und stieß ihn zu John hinüber. »Du sitzt da drüben.«
    »Ich will ihn nicht so dicht neben mir haben«, protestierte John. »Er hat sich schon an mein Hemd gelehnt und ganze Strophen von Poesie besudelt. Jetzt darf er nicht auch noch auf der Hose liegen.«
    »Mir soll er aber auch nicht zu nahe kommen«, sagte ich. »Und er kann doch nicht

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