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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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empfand René und Günther jetzt als Störfaktoren in seiner Wohnung und legte ihnen nahe, sich eine andere Unterkunft zu besorgen. Außerdem ließ er den privaten Kontakt zu den zahllosen Männern, die er im letzten halben Jahr kennen lernte, von einem Tag auf den anderen einschlafen. Wenn sie in seinen Laden kamen, gab er sich freundlich, aber kühl und er ließ sie abblitzen.
    Es folgten zwei Wochen, in denen er viel nachdachte und versuchte, sein Leben zu ordnen. Immer wieder fuhr er nach Urbach, weil ihm die klare Sicht der Dinge an Marcs Grab leichter zu fallen schien. Und schließlich hatte er sich entschieden. Er wollte raus aus der Kölner City. Und er wollte weg vom PASSION. Zuerst fiel es ihm schwer, dieses Bedürfnis zu akzeptieren. Aber mit der Zeit wurde ihm immer klarer, dass sich in seinem Dasein alles ändern musste, damit er endlich einen Sinn darin finden konnte. Noch hatte er lediglich eine vage Vorstellung von dem, was er wollte. Nur eines war sicher – es musste sich etwas ändern.
    Es war nun keine Perspektive mehr für ihn, sein Leben hinter einem Tresen zu fristen und wahllos Männer zu konsumieren. Er suchte etwas anderes, dabei war es egal, dass er nicht definieren konnte, was es war. Eine neue Substanz vielleicht oder ihm bisher unbekannte Chancen, jetzt hatte er endlich nicht mehr unterbewusst das Gefühl, Marc etwas wegzunehmen, wenn er diese noch schemenhaften Wünsche zuließ.
    Während dieser seiner Aufarbeitung kam er schließlich von seinem schlechten Gewissen los, das er immer hatte, wenn er daran dachte, den Laden aufzugeben. Er deutete Marcs letzten Ausspruch nun anders, wusste, sein Freund wollte ihn damit nicht für alle Zeit unwiderruflich an die Kneipe in der Palmstraße ketten.
    Schließlich kam der Tag, als er sich endgültig von Marc verabschiedete. Er würde nie wieder auf diesen Friedhof gehen. Er hatte einen Schlussstrich gezogen und konnte nun ohne all diese negativen Gefühle die Erinnerung an seinen besten Freund pflegen. Und er konnte mit seiner eigenen Zukunft beginnen.
    ✵
    Saschas erste Idee, das PASSION Günther und René zu übergeben und aus dem Vertrag auszusteigen, ging nicht auf. Die beiden wollten sich nicht selbstständig machen und waren außerdem noch ziemlich sauer wegen der Abschiebung aus Saschas Wohnung. Auch Anzeigen in verschiedenen Zeitungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Es kamen zwar Interessenten, aber da der Erste eine Hetero-Nacktbar und der Zweite ein Hardrock-Cafe daraus machen wollte, blieb Sascha vorerst.
    Das PASSION sollte ein Schwulenladen bleiben und so übernommen werden, wie er war. Dafür wollte er sorgen, nur damit konnte er Marcs Andenken für sich selbst hochhalten.
    Er ging inzwischen nur noch selten aus, deshalb war sein Kontakt zur Szene auf sein Lokal reduziert. Der Einzige, den er gern getroffen hätte, war Jimmy. Er wusste, ohne dessen Engagement hätte er niemals die Gelegenheit gehabt, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und dafür wollte er sich bedanken. Natürlich überdachte er öfter all das, was er zu seinem Exlover gesagt hatte und wurde sich klar darüber, wie sehr er ihn mit seinen abwegigen Reaktionen wohl vor den Kopf gestoßen haben musste. Dessen ungeachtet versuchte er ihn telefonisch zu erreichen. Jimmy wohnte jedoch nicht mehr unter der Sascha noch bekannten Adresse.
    So war es reiner Zufall, dass er den Amerikaner kurz vor Weihnachten in der Stadt wiedersah. In dem Moment, als Sascha ihn auf der anderen Straßenseite erkannte, hatte er zwei Möglichkeiten. Er konnte ihn gehen lassen oder über seinen eigenen Schatten springen und sich für sein Verhalten entschuldigen. Er entschied sich für die zweite Möglichkeit und rief Jimmy, der verblüfft stehenblieb und Sascha entgegen sah. Sascha fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut, als er den anderen um ein Gespräch bat. Es war einfach nicht seine Art, zu Kreuze zu kriechen, nicht einmal, wenn er genau wusste, dass er im Unrecht gewesen war.
    Jimmy machte ihm die Kontaktaufnahme jedoch nicht besonders schwer, gemeinsam gingen sie in ein Bistro und redeten. Zuerst handelten sie das Thema Sascha und seine Verhaltensweise ab. Jimmy wurde während dieses Gespräches klar, dass sein Ex wirklich an sich gearbeitet hatte. Gleich anschließend erfuhr er, dass dieser aus seiner neuen Einstellung heraus Köln verlassen wollte. Und nach der ersten Überraschung kristallisierte sich heraus, dass Jimmy nicht abgeneigt war, das PASSION zu

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