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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Gratulanten
    aus seinem Apartment scheuchte. Er hatte seinen Triumph auf
    der Veranstaltung genossen. Und in der Verehrung der Menge
    gebadet. Sie hatten ihn auf Schultern getragen! Einen solchen
    Moment hatte Eberly noch nie zuvor erlebt.
    Wo es nun auf Mitternacht zuging, schob Kananga die letzte
    verzückte junge Frau unsanft in den Korridor hinaus und
    schloss die Eingangstür des Apartments. Morgenthau saß auf
    dem Sofa und räumte die Kanapees auf einem der Tabletts ab,
    die im Raum abgestellt waren.
    Vyborg saß vor einer dreidimensionalen Übertragung der
    Nachrichten-Sendung, die bereits eine Aufzeichnung von
    Eberlys kurzer Debatte mit der rothaarigen Wissenschaftlerin
    brachte.
    »Sie haben die Leute auf Ihrer Seite«, sagte Vyborg. »Sie
    wollen alle reich werden. Jedenfalls die meisten von ihnen.«
    »Das war ein brillantes Manöver«, pflichtete Morgenthau
    ihm bei.
    »Stellt das Ding ab«, sagte Kananga schroff, der noch immer
    an der Tür lehnte. »Wir haben sie gefunden.«
    Eine plötzliche Aufwallung von Furcht dämpfte das
    Hochgefühl, das Eberly verspürt hatte. »Sie gefunden? Holly?«
    »Ja«, sagte Kananga mit einem finsteren Lächeln. »Sie hat
    versucht, sich in Professor Wilmots Unterkunft zu schleichen.
    Wollte ihn wohl um Hilfe bitten.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Immer noch dort. Meine Leute haben das Apartment
    abgesperrt. Ich sagte ihnen, dass sie Wilmots Telefon stilllegen
    sollten.«
    »Was haben Sie mit ihr vor?«, fragte Morgenthau.
    Die Euphorie wich aus Eberly wie Wasser, das gurgelnd im
    Abfluss verschwand. Morgenthau hatte Kananga gefragt, nicht
    ihn.
    »Wir werden sie eliminieren müssen.«
    »Das ist aber nicht so einfach«, sagte Vyborg. »Wenn sie bei
    Wilmot ist, könnt ihr nicht einfach so reinspazieren und ihr
    das Genick brechen.«
    »Sie kann aber auf der Flucht umkommen«, sagte Kananga.
    »Und wie sollte sie fliehen?«
    Kananga dachte für einen Moment nach. »Vielleicht
    entkommt sie den Wachen und erreicht eine Luftschleuse«,
    sagte er dann. »Sie zieht einen Raumanzug an und will nach
    draußen, um sich vor uns zu verstecken. Doch der Anzug ist
    schadhaft, oder vielleicht hat sie ihn auch nicht richtig
    geschlossen.«
    Morgenthau nickte.
    »Armes Mädchen«, sagte Kananga und breitete die Hände in
    einer Geste des fait accompli aus. »Sie gerät in Panik und
    verunglückt tödlich.«
    »Sie war schließlich psychisch gestört«, sagte Vyborg mit
    einem fiesen Keckem.
    Die drei wandten sich Eberly zu. Die Sache gerät außer
    Kontrolle, sagte er sich. Sie wollen mich zum Komplizen bei
    ihren Morden machen. Sie wollen mich zwingen, mit ihnen
    gemeinsame Sache zu machen. Damit sie mich für alle Zeit in
    der Hand haben.
    Und wenn ich ab morgen der gewählte Regierungschef bin,
    werden sie nach wie vor Macht über mich haben. Ich werde
    eine Galionsfigur sein, eine Marionette, die an ihren Fäden
    tanzt. Sie werden die Macht ausüben, nicht ich.
    Kananga öffnete die Tür. Eberly sah, dass der Korridor nun
    leer war. Es war auch schon spät. Alle seine Verehrer waren
    nach Hause gegangen.
    »Sollen wir sie holen?«, fragte Kananga.
    »Ich werde gehen«, sagte Eberly und versuchte fester und
    beherrschter zu klingen, als er sich eigentlich fühlte. »Und
    zwar allein.«
    Kanangas Augen verengten sich. »Allein?«
    »Allein. Es wäre doch glaubhafter, wenn sie mir entkommt
    anstatt zweien Ihrer Killer, nicht wahr?«
    »Er hat Recht«, sagte Vyborg, bevor Kananga etwas erwidern
    konnte. »Wir müssen dafür sorgen, dass die Geschichte so
    plausibel wie möglich ist.«
    Morgenthau musterte Eberly gründlich. »Diese junge Frau ist
    eine definitive Bedrohung für uns alle. Ob wir sie mögen oder
    nicht ‒ sie muss eliminiert werden. Für einen höheren Zweck.«
    »Ich verstehe«, sagte Eberly.
    »Gut«, erwiderte Morgenthau.
    Kananga wirkte indes nicht so zufrieden. Er wollte die Sache
    offensichtlich selbst in die Hand nehmen. Eberly richtete sich
    zu seiner vollen Größe auf und ging zur Tür. Er musste
    aufschauen, um Kananga in die Augen zu sehen. Der Ruander
    versuchte seinem Blick standzuhalten, aber nach ein paar
    Sekunden gab er die Tür frei. Eberly ging an ihm vorbei und
    trat auf den Gang hinaus. Er wagte es nicht, zurückzuschauen
    und ging den Gang entlang zur Eingangstür.
    Kananga stand im Eingang des Apartments und schaute ihm
    nach. »Glaubt ihr, ob er die Power hat, die Sache
    durchzuziehen?«, murmelte er.
    Morgenthau wuchtete sich vom Sofa hoch.

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