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Saturn

Saturn

Titel: Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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überwacht.
    Es würde vierzehn Monate dauern, um in die Nähe des
    Jupiter zu kommen. Dort würde die
    Goddard
    Fusionsbrennstoffe nachtanken: Mit automatisierten
    Schöpfbaggern, die von der Raumstation im Orbit um den
    riesigen Planeten betrieben wurden, würden Wasserstoff- und
    Heliumisotope aus Jupiters tiefer, turbulenter Atmosphäre
    geschöpft werden. Außerdem würde Jupiters starke
    Gravitation dem Habitat beim Vorbeiflug eine zusätzliche
    Beschleunigung verleihen.
    Elf Monate nach dem Erreichen des Jupiter würde die
    Goddard schließlich in einen Orbit um den Saturn gehen. Zu
    diesem Zeitpunkt, mehr als zwei Jahre nach dem Aufbruch
    aus dem Erde/Mond-System, rechnete der Anthropologe
    James Wilmot damit, dass die Subjekte seines Experiments
    bereit wären, das politische System und die persönlichen
    Bindungen einer neuen Gesellschaft zu schaffen. Er fragte sich,
    welche Form diese Gesellschaft wohl annehmen würde.
    Malcolm Eberly wusste es bereits.
    Drei Tage nach dem Start
    Der große Vorteil, einen Wissenschaftler mit der Leitung des
    Habitats zu beauftragen, sagte Eberly sich, ist der, dass
    Wissenschaftler so vertrauensvoll naiv sind. Ehrlichkeit ist das
    konstituierende Element ihrer Arbeit, wodurch sie sich auch
    im Alltagsleben ehrlich verhalten. Was sie wiederum zu der
    Annahme verleitet, dass auch ihre Mitmenschen ehrlich seien.
    Eberly lachte laut, als er die Pläne für den Tag Revue
    passieren ließ. Es wird Zeit, Bewegung in die Sache zu
    bringen. Wo wir nun unterwegs sind, wird es Zeit, dass diese
    Leute mich als ihren natürlichen Anführer betrachten.
    Und wer wäre besser geeignet, den Anfang zu machen als
    Holly, sagte er sich. Meine Neugeborene. Sie schmollte, seit er
    sie bei der Start-Zeremonie einfach hatte abblitzen lassen. Er
    sah, dass unter den Nachrichten, die an diesem Morgen
    eingegangen waren, auch eine von ihr war; und sie hatte ihn
    auch schon zweimal angerufen. Gut, sagte er sich ‒ Zeit, sie
    wieder zum Lächeln zu bringen.
    Er wies das Telefon an, sie zu lokalisieren. Die holografische
    Abbildung, die überm Schreibtisch erschien, zeigte ihm, dass
    sie in ihrem Büro bei der Arbeit war.
    Als sie Eberlys Gesicht erkannte, erschien bei ihr ein
    Ausdruck der Hoffnung und frohen Erwartung.
    »Holly, würden Sie bitte in mein Büro kommen, falls Sie
    einen Moment Zeit haben?«, fragte er leutselig.
    »Ich werde SAL da sein!«, sagte sie.
    SAL?, fragte Eberly sich, als ihr Bild verblasste. Was soll ‒
    ach so! Schneller als Licht. Der für sie typische Slang.
    Er hörte, wie sie leise und zaghaft an seine Tür klopfte.
    Lass sie warten, sagte er sich. Nur so lang, dass ein leichtes
    Unbehagen sie beschleicht. Er spürte förmlich, wie sie
    unbehaglich draußen vor der Tür stand.
    »Herein«, sagte er, als sie erneut klopfte.
    Holly schmollte nicht mehr, als sie Eberlys Büro betrat. Sie
    wirkte vielmehr besorgt, beinahe ängstlich.
    Eberly stand auf und wies auf den Stuhl vorm Schreibtisch.
    »Bitte setzen Sie sich, Holly.«
    Sie setzte sich auf die Stuhlkante wie ein scheuer Vogel, der
    bereit war, beim geringsten Anzeichen von Gefahr
    aufzufliegen. Eberly nahm auch wieder Platz und musterte sie
    für eine Weile stumm. Holly war mit einem moosgrünen
    Gewand über Leggins von einem etwas helleren Grün
    bekleidet. Sie trug keine Ringe oder sonstigen Schmuck außer
    den Ohrsteckern. Diamanten, wie er sah. Seit der
    Asteroidengürtel für den Bergbau erschlossen worden war,
    waren Edelsteine normale Gebrauchsgüter geworden.
    Wenigstens hat sie dieses blöde Zeichen auf der Stirn entfernt,
    sagte Eberly sich. Sie ist wirklich recht attraktiv. Manche
    Männer finden dunkle Haut exotisch. Ihre Figur haut einen
    zwar nicht gerade vom Hocker, aber sie hat schöne lange
    Beine. Ob ich sie mit jemandem verkuppeln sollte? Nein,
    beschloss er. Fürs Erste soll sie ausschließlich auf mich fixiert
    sein.
    Er bedachte sie mit einem sparsamen Lächeln. »Ich habe Sie
    verletzt, nicht wahr?«
    Holly machte vor Erstaunen große Augen.
    »Das war nicht meine Absicht. Manchmal gehe ich so in
    meiner Arbeit auf, dass ich ganz vergesse, die Menschen um
    mich herum könnten auch Gefühle haben. Es tut mir wirklich
    Leid«, sagte er. »Das war taktlos von mir.«
    Ihr Gesicht erhellte sich, als ob die Sonne aufgegangen wäre.
    »Ich sollte nicht so ein Mimöschen sein, Malcolm. Aber es hat
    mich einfach überkommen. Ich wollte bei der Feier an Ihrer
    Seite sein und…«
    »Und ich habe Sie

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