Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
mehr, das übliche Hochgefühl durch Kokain blieb ebenfalls aus, aber es
hatte dennoch eine interessante Wirkung auf den menschlichen Organismus. Leider
hatte er dadurch einige Kunden vergrault.
›Vier mysteriöse
Todesfälle in Bayern, zwei in Österreich – versucht die Mafia uns alle umzubringen?‹
hatte eine bekannte Zeitung sensationsträchtig getitelt. Die Polizei hatte alle
Mafiagerüchte vehement dementiert, aber aus diesem Grund hielten sie sich so hartnäckig.
Die Vergiftungssymptome der Leichen hatten den Rechtsmedizinern Rätsel aufgegeben,
welche neuartige Droge da im Umlauf sein mochte. Vergleichbares gab es bisher nicht.
Das war
Erichs Glück. Es gab keine Spur, die zu ihm führte. Trotzdem war er mittlerweile
vorsichtiger.
Momentan
befanden sich auf seiner Ladefläche 150 Kilo Rindfleisch mit einem neuen Ablaufdatum
versehen und 300 Gramm reinstes Kokain unter dem Beifahrersitz. Bachmaier würde
seine Bestellung bekommen. Hirtentaler war sogar bereit, ihm einen kleinen Rabatt
zu geben.
»Scheiße!«
Mit voller Kraft drückte Erich die Bremse durch. Seine Gedanken wurden von einer
dicken, fetten Sau, die mitten auf der Straße stand, unterbrochen.
Hirtentaler
stierte die Sau an, die Sau stierte ihn an, dann war es auch schon zu spät. Der
Lkw schlingerte gefährlich und stieß frontal mit dem Schwein zusammen, das stocksteif
stehen geblieben war.
Erich fluchte
und rieb sich den Hals. Er fürchtete, sich bei der Vollbremsung den Nacken verrenkt
zu haben. Außerdem hatte er sich den Kopf am Lenkrad angeschlagen. Als er vorsichtig
über die Kühlerhaube spähte, bemerkte er, dass es den Kopf des Schweines schlimmer
erwischt hatte. Er öffnete die Fahrertür und lief um den Lastwagen herum. Nicht
nur dieser verfluchte Bachmaier, nein, zudem hatte er eine tote Sau am Hals. Heute
war wirklich nicht sein Tag.
Wo kam das
Vieh eigentlich her? Erichs Puls stieg in ungesunde Höhen, während er die Sau betrachtete.
Sie war tot. Definitiv tot. Unglaublich schwer war sie außerdem.
Die einfachste
Lösung wäre natürlich, das Schwein auf der Straße liegen zu lassen. Aber Erichs
Motto war schon immer kein Aufsehen zu erregen, keine Spuren zu hinterlassen.
»Mist!«,
machte Erich seiner Wut ein weiteres Mal Luft, dann krempelte er die Ärmel hoch
und holte seinen Mini-Gabelstapler von der Ladefläche. Wenn abgepacktes Schweinefleisch
so transportiert wurde, dann würde das mit frischem Schweinefleisch genauso gehen.
Es funktionierte
tatsächlich.
Allerdings
hatte die Sau so viel Blut verloren, dass Erich eine knappe halbe Stunde brauchte,
um mit dem einzigen Lappen, den er besaß, den Lastwagen zu säubern. Ausgerechnet
während der umständlichen Putzerei klingelte sein Handy.
»Wo steckst
du?« Bachmaier. Der hatte ihm jetzt gefehlt.
»Auf der
Landstraße. Meinen Lkw putzen. Wenn du deine Ware haben willst, dann hältst du besser
den Mund und wartest.« Er legte auf und konnte sich gerade noch beherrschen, sein
Handy nicht in den Straßengraben zu pfeffern.
Er ließ
den Motor wieder an und gab Gas. Sollte doch Bachmaier zusehen, was er mit der Sau
machte. Erich hatte nicht vor, sie wieder mit zurückzunehmen. Bachmaier hatte ohnehin
150 Kilo Fleisch bestellt. Das Schwein war eine Dreingabe.
Am Schlosshotel
angekommen, kam ihm Bachmaier wütend entgegen. »Wo bist du denn so lange gewesen?«
Als Antwort
grunzte Erich nur und öffnete die Tür zum Laderaum.
»Ach du
meine Güte«, entfuhr es Bachmaier. »Wie hast du das denn hingekriegt?«
»Ich habe
überhaupt nichts hingekriegt«, äffte Erich Bachmaier nach. »Das blöde Ding stand
plötzlich mitten auf der Straße.«
»Ist ja
schon gut, ist ja schon gut. Wir lassen das Tier einfach drin und laden die anderen
Sachen drum herum aus.«
»Wir lassen
das Tier überhaupt nicht drin. Du glaubst ja wohl nicht im Ernst, dass ich ein totes
Schwein mit zurück nehme.«
Bachmaier
antwortete ihm nicht, sondern begann, in Erichs Ware zu wühlen. »Wo hast du denn
das Zeug?«, fragte er.
Erich besah
sich das Bündel Geldscheine, das in Bachmaiers Hemdtasche steckte. »Als Erstes bringen
wir das Schwein hier raus. In deiner Küche wirst du ja wohl wissen, was man mit
einem toten Tier anstellt. Als zweites laden wir das Fleisch ab und als drittes
kümmern wir uns um den Schnee.« Er blickte Bachmaier wütend an, der böse zurückfunkelte.
»Ach ja?
Wie wär’s, wenn du das Schwein ablädst? Du hast es schließlich auch totgefahren.
Wenn ich schon so
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