Sauhaxn: Kriminalroman (German Edition)
wurde.
»Lass mich
bloß in Ruhe, Bernhard. Ich hab keinen Bock mehr auf dich und dein Drama.«
Nun gut,
so viel zu Reichels Theorie, dass der Bauer seine Frau erschlagen hatte. Eine Sorge
weniger.
»Ah jo?
Auf wos host denn Bock? Aufn Johann? Drauf, meine Schwein in de Wüldnis jogn?«
»Lass Johann
da raus. Er hat damit überhaupt nichts zu tun.«
»Er hot
des Tor offn glossen! Wegen erm is de Hildegard verschwunden! Und de Elfriede a!«
Moser folgte seiner Frau die Treppe hinauf und Reichel blickte zu Huber. Das war
die perfekte Gelegenheit, die Befragung zu beenden. Reichel machte eine Kopfbewegung
in Richtung Tür und Huber nickte. Leise standen die beiden Polizisten auf und schlichen
nach draußen. Genau in dem Augenblick stürmte der Bauer wieder nach unten.
»Des hob
i vergessen«, hielt er sie auf. »Dieser Johann. Ungefähr 20, groß, dünn, blonde
Haare. Anzeigen mecht ich erm.« Er drehte sich zur Treppe und schrie nach oben:
»Ha! Sigst? Hob i da jo gsogt! Dein Johann wird verhoftet!«
»Nun, Herr
Moser, so einfach geht eine Festnahme auch wieder nicht«, sagte Reichel. »Natürlich
werden wir unser Möglichstes tun«, fügte er hastig hinzu, um den Bauern zu beschwichtigen.
Moser sah wütend aus und Reichel wollte verhindern, dass er wieder aufbrauste und
das Gespräch künstlich in die Länge zog. »Johann, groß, blond, um die 20. Notiert.«
»Guat. Ihr
kennt mi gern zu ana Gegenüberstöllung einlodn. Und Fingerabdrück sind sicha a an
Haufn am Hof zu finden.«
»Ja. Danke,
Herr Moser. Wir melden uns dann.« Reichel wollte nur noch weg. Zurück aufs Revier,
zurück zum Drogen-Fall und der verrückten Bachmaier. »Danke, wir haben alles, was
wir brauchen. Wir melden uns bei Ihnen.« Er ging zur Tür, Huber folgte ihm dicht
auf den Fersen.
»Bald ist
Ihre Hildegard wieder bei Ihnen«, versprach er dem Bauern. »Elfriede auch.«
»Der Typ spinnt doch total«, murmelte
er draußen.
»Die Beschreibung:
Johann, groß, blond, dünn. Kommt die Ihnen bekannt vor?«, fragte Reichel. Er konnte
sehen, wie es bei Huber klickte.
»Der Lehrling!«
Reichel
nickte. »Wir sollten ihm einen Besuch abstatten und ihn vor dem verrückten Bauern
warnen. Der Junge hält sich in Zukunft besser vom Hof fern. Dieser Moser scheint
gewalttätig werden zu wollen.«
»Wenn es
um seine Schweine geht, macht er vor nichts halt.«
»Eben. Ich
habe keine Lust, einen wirklichen Mordfall an den Hacken zu haben. Also los, Sie
haben doch die Adresse, oder? Wo ist der junge Mann zu Hause?«
*
Glücklich saß Natalie zu Hause in
der Küche ihrer Großmutter und schälte Kartoffeln. Draußen konnte sie die Hühner
gackern, die Drau leise rauschen hören. Es war schön, wieder daheim im Rosental
zu sein. Ihr Hof lag abseits und wenn Natalie aus dem Fenster blickte, konnte sie
die Karawanken im gewohnten Winkel sehen. In Lendnitz hatten sie anders ausgesehen,
fast fremd.
Ein Strauß
gelber Tulpen stand auf dem Küchentisch. Ihre Großmutter hatte geweint, als Natalie
sie ihr überreichte.
»Es ist
so schön, dich wieder hier zu haben«, sagte ihre Oma und schnäuzte sich lautstark
in ein blümchenbesticktes Taschentuch. »Diese großen Städte sind wie Sodom und Gomorra!
Das ist kein Ort für ein anständiges junges Mädchen.«
Natalie
nickte und wies ihre Oma nicht darauf hin, dass Lendnitz mit 9.000 Einwohnern kaum
als große Stadt bezeichnet werden konnte. Ob sie ein anständiges Mädchen war, wollte
sie auch nicht erörtern.
»Frau Stein
war wirklich nett. So selbstbewusst und energisch.« Natalie stützte ihr Kinn auf
die Hände. »So wäre ich auch gern.« Frau Stein hätte sich von Martin nicht herumschubsen
lassen. Frau Stein hätte ihr Leben in den Griff bekommen. Nicht so wie die kleine,
dumme Natalie, die vor lauter Angst nicht aus und nicht ein wusste und dann anonym
bei der Polizei anrief.
»Zuerst
dachte ich, die kann mir nie helfen. Aber dann, Mensch, Oma, ich sag dir, die Frau
ist klasse!« Natalie lächelte bei dem Gedanken an die kleine alte Frau.
Ihre Träumereien
wurden unterbrochen von einem lauten »He! Jemand zu Hause?«
»Oh nein!
Das hat uns gerade noch gefehlt!« Natalies Großmutter blickte bestürzt zum Fenster.
Ein großer Mann in Anzug und Lackschuhen stand im Hof.
»Wer ist
denn das?«, fragte Natalie. Sie hatte jahrelang mit ihrer Großmutter auf dem Hof
gelebt. Sie kannte jeden, der vorbeikam. Ihre Oma blickte verlegen zur Seite.
»Das ist
Herr Weidenreich aus
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