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Schatten der Lust

Titel: Schatten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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teilte sich die entgegenkommende Menschenmenge von sich aus vor ihm, wie Wasser, das von einem Schiffsbug durchschnitten wurde.
    »Komm mit, Kleines!«, sagte Mac und packte Ledas Hand.
    Ihr war, als würde sie von einer besonderen Magie angetrieben, so wie er sie mit sich zog und wie sie mit seinen Schritten mithielt. Er lief erstaunlich leichtfüßig, nicht wie jemand, der eine Reisetasche und einen Gitarrenkoffer trug und eine Frau mit sich zerrte. Gleichzeitig fühlte sie seine Magie, deren Funken auf ihrer Haut tanzten. Kein Zweifel, er war ein mächtiges magisches Wesen und zu aufgeregt, um es zu verbergen.
    Am Gate holten sie Hunter ein. In das lange Flugzeug stiegen gerade müde aussehende Passagiere ein, die die Stadt verlassen wollten. Hunter drängte sich an den Stewardessen vorbei, stieß die Sicherheitsmänner beiseite und stürmte in die Maschine. Mac und Leda eilten ihm nach, und das Personal versuchte nicht einmal mehr, jemanden aufzuhalten.
    Hunter suchte jede Sitzreihe ab, als erwartete er, irgendwo einen Unsterblichen zu finden, der sich unter einem Sitz versteckte. »Welche Reihe?«, rief er Mac zu.
    »Ähm, die hier, glaube ich.« Mac zeigte auf Reihe 22 rechts.
    Hunter hockte sich auf den mittleren Sitz. »Ich fühle nichts. Ich fühle verdammt noch mal gar nichts!«
    »Habe ich auch nicht. Das sagte ich doch schon. Eben waren sie noch da, und auf einmal, schwupp, beide weg!«
    Hunter streckte seine Hände vor sich in die Luft, ohne etwas zu berühren, bewegte sie jedoch, als würde er nach etwas Unsichtbarem greifen. Mac und Leda beobachteten ihn neugierig, blieben allerdings stumm, um ihn nicht bei dem zu stören, was immer er da tat.
    Schließlich nahm Hunter seine Hände wieder herunter und hievte sich angewidert aus dem Sitz. »Nichts.«
    Mac schwieg nach wie vor. Sein jungenhaftes Gesicht wirkte sorgenvoll. Als Hunter den Gang wieder zurückging, wichen alle Leute ihm ängstlich aus.
    Leda nahm seine Hand, und sie gingen in den Terminal. »Hunter, draußen warten ungefähr sechzig Leute, die dich verhaften wollen.«
    »Weshalb?«, knurrte er.
    »Weil du gegen jede Sicherheitsvorschrift verstoßen hast, die man sich denken kann«, antwortete Mac und lachte. »Ist echt hart als magisches Wesen im tumben Alltag, aber mir gefällt’s!«
     
    Wie Hunter es geschafft hatte, sich aus der Sache wieder herauszuwinden und nicht im Gefängnis zu landen, war Leda schleierhaft. Sie durften sogar Kalens Gepäck mitnehmen, zu dem unter anderem ein langer Speer mit einer Kristallspitze gehörte, bevor man sie alle drei zum Wagen eskortierte und ihnen sagte, sie sollten sich nie wieder blicken lassen.
    Leda fuhr sehr vorsichtig zu Ambers Haus. Hinten saß Mac, der reichlich angeschlagen wirkte, und hielt Kalens Speer quer auf seinem Schoß. Er stopfte sich die Ohrstöpsel seines MP 3-Players in die Ohren und drehte die Musik auf, von der bei Leda und Hunter nur ein Knacken und Heulen ankam. »Hilft mir beim Denken«, erklärte er.
    Hunter hatte sein Schwert aus dem Kofferraum geholt. Nicht genug damit, dass er ohnehin schon recht eingeknickt in dem kleinen Wagen hockte, nun ragte auch noch der Schwertgriff zwischen seinen Knien auf. Sobald Leda in die Einfahrt eingebogen war, sprang er als Erster aus dem Wagen und überließ es ihr, Mac von der engen Rückbank zu befreien.
    »Wo ist er?«, fragte Adrian von der dunklen Veranda aus.
    Leda hatte es nicht fertiggebracht, ihn von unterwegs anzurufen und ihm zu sagen, dass Kalen verschwunden war. Hunter erzählte Adrian in wenigen Sätzen, was geschehen war, und Adrian kam die Verandastufen herunter. Das Schlangenarmband glitt von seinem Arm in seine Hand und verwandelte sich in ein Schwert, dessen Spitze Adrian direkt auf Macs Hals richtete.
    »Hey, ist ja gut, Mann!« Mac hob die Hände.
    »Du bist magisch«, stellte Adrian fest. »Wo ist mein Bruder?«
    »Hallo, du musst Adrian sein!« Mac musterte ihn von oben bis unten, beinahe amüsiert. »Kalen hat mir von dir erzählt, Alter.«
    Hunter stand hinter Adrian, die Arme vor der Brust verschränkt. »Er ist ein Sidhe-Balg.«
    »Pass auf, was du über meine Mum sagst, ja? Mit ihr ist nicht zu spaßen. Und wahrscheinlich ruft sie mich jeden Moment an. Ich hatte bloß im Flieger eine Pause, da sind Handys verboten.«
    »Erzähl mir, wer du bist und was du mit Kalen zu tun hast!«, wiederholte Adrian.
    Der junge Mann trat einen Schritt zurück, verbeugte sich leicht, behielt dabei aber das Schwert im Auge.

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