Schatten ueber Broughton House
gegenüberlag.
Megan sah Theo fragend an. „Warum halten wir?“
„Ich dachte, ein kleiner Spaziergang im Park würde mir jetzt sehr gut tun.“
„Beschatten wir Barchester?“, fragte Megan gespannt.
„Ich würde ja vorschlagen, dass ich es allein mache und Sie zurück nach Hause schicke, aber ich kann mir schon vorstellen, was Sie dazu sagen werden.“
Megan lächelte. „Wie klug Sie sind.“
Sie stieg nach ihm aus der Kutsche, und Arm in Arm schlenderten sie umher, als ob sie einfach nur den schönen Nachmittag genießen wollten. Vom Park aus hatten sie einen guten Blick auf Barchesters Stadthaus.
„Wir wollen hoffen, dass er das Haus noch nicht verlassen hat“, bemerkte Theo.
„Sind Sie denn sicher, dass er das vorhat?“, wollte Megan wissen.
„Nein. Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich“, erwiderte Theo. „Wenn er die Wahrheit sagt und Coffey es war, der gelogen hat, so denke ich, dass Barchester wohl einige Fragen an ihn haben dürfte.“
„Vielleicht stecken sie ja auch beide hinter dieser Geschichte“, meinte Megan.
„Das könnte natürlich auch sein.“
Am anderen Ende des Parks angekommen, blieben sie im Schutz einiger Bäume stehen und ließen den Hauseingang nicht aus den Augen.
„Nur weshalb sollten sie gelogen haben?“, sinnierte Theo, während er unablässig durch die eisernen Stäbe des Zaunes spähte.
„Ich weiß nicht, warum sie beide lügen“, meinte Megan. „Es ist natürlich möglich, dass Barchester Ihnen gefolgt ist und Dennis umgebracht hat. Doch das halte ich für eher unwahrscheinlich. Viel schlüssiger scheint mir, dass er Mr. Coffeys Lüge einfach akzeptiert hat.“
„Womit noch immer nicht geklärt wäre, weshalb Coffey gelogen hat.“
„Sollte jemand aus dem Dorf Dennis umgebracht haben, warum hätte Coffey dann Barchester nicht die Wahrheit sagen können? Und das kann nur bedeuten, dass Coffey gelogen hat, weil er Dennis umgebracht hat.“ Tränen schimmerten in Megans Augen, und Theo legte seine Hand auf die ihre, die auf seinem Arm ruhte.
„Es tut mir leid.“
Megan versuchte zu lächeln. „Wahrscheinlich ist es töricht, die alten Wunden erneut aufreißen zu lassen. Aber die Vorstellung, Dennis könne von jemandem getötet worden sein, den er kannte und dem er vertraute, ist entsetzlich.“
„Ich weiß. Auch mir fällt es schwer zu glauben, dass Julian ihn umgebracht haben könnte.“
„Mr. Coffey ist vielleicht in Versuchung geraten, etwas von dem Schatz zu stehlen - was nur zu verständlich wäre, da wohl nur wenige Menschen dieser Versuchung widerstehen könnten. Doch Dennis wäre damit niemals einverstanden gewesen und hätte ihn davon abhalten wollen.“
„Warum aber hätte Coffey dabei das Priestergewand tragen sollen?“
„Das weiß ich allerdings auch nicht.“
„Vielleicht habe ich es mir in meinen Fieberträumen nur eingebildet“, erklärte Theo seufzend. „Oder der Heiltrank hat seine Wirkung getan - nach meiner Rückkehr habe ich gelesen, dass die Inka bei ihren Zeremonien häufig Kräuter verwenden, die Visionen hervorrufen. Traum und Wirklichkeit könnten sich in meiner Vorstellung vermischt haben. Alles schien mir so unwirklich und fremd ..."
„Während Sie so krank waren, hätten Sie gar nicht mitbekommen, dass Coffey etwas von den Goldschätzen aus der Höhle entwendete und auf den Packtieren verstaute. Dennis hingegen würde das sehr wohl gemerkt und Coffey zur Rede gestellt haben. Sie kämpften, und Coffey brachte ihn dabei um. Danach hat Coffey Sie angelogen und Ihnen erzählt, dass jemand aus dem Dorf Dennis umgebracht hätte. Und als Barchester die Geschichte mit dem Unfall nicht glaubte - die Sie und Coffey ja erfunden hatten, um die Existenz des Dorfes geheim zu halten -, dachte Coffey sich kurzerhand eine weitere Lüge aus.“
„Aber warum? Er hätte einfach weiter auf der Geschichte beharren können, auf die wir uns geeinigt hatten“, wandte Theo ein. „Irgendwann hätte Barchester es schon geglaubt.“
„Nun ..." Megan dachte einen Augenblick nach. „Da Barchester glaubte, dass Sie beide ihm nicht die Wahrheit sagten, bestand die Gefahr, dass er immer weiter gefragt hätte, bis vielleicht irgendwann die Ungereimtheiten in Coffeys Geschichte herausgekommen wären. Coffey versuchte also, Barchesters Zweifeln ein Ende zu setzen, indem er ihn glauben machte, dass Sie Dennis umgebracht hätten.“
„Gut möglich. Ich wollte die Angelegenheit am liebsten vergessen, aber wenn Barchester keine
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