Schatten ueber Broughton House
schon, wie man nicht gesehen wird. Er hingegen stellte sich ungeschickt an - sonst hätte ich ihn ja auch nicht bemerkt -, folgte ihr viel zu dicht auf den Fersen.“
„Ist er wohl im Geschäft, was meinst du?“
Quick zuckte abermals die Schultern. „Keine Ahnung. Dazu bin ich zu lange raus - ich kenne da niemanden mehr. Aber wenn jemand beschattet wird, kann man ja eigentlich davon ausgehen, dass was nicht stimmt.“ Er zögerte kurz und meinte dann: „Wer ist diese Frau? Will sie Ihrer Familie was antun?“ „Das wüsste ich hoffentlich zu verhindern“, entgegnete Theo. Er seufzte. „Sie ist die Hauslehrerin der Zwillinge, doch ich vermute, dass mehr dahinter steckt. Ich habe sie verschiedentlich an Orten ertappt, wo sie nichts zu suchen hatte. Vielleicht ist sie eine Diebin - oder arbeitet im Auftrag von jemand.“
Er wüsste nicht, warum er erwähnen sollte, dass sie ihm auch vor zehn Jahren einmal im Traum erschienen war.
„Schmeißen Sie sie raus - würde ich zumindest machen“, riet ihm Tom.
„Ich werde sie nicht aus den Augen lassen“, versprach Theo.
„Na ja, lohnt sich auf jeden Fall, sie nicht aus den Augen zu lassen.“ Tom grinste und fügte dann mit ernster Miene hinzu. „Nur ist es das nicht wert, Sie oder Ihre Familie in Gefahr zu bringen.“
„Nein, natürlich nicht. Das werde ich auch nicht zulassen.“
Theo wusste jedoch, dass es dazu bereits zu spät war. Alle mochten sie und behandelten sie wie ein Familienmitglied. Sollte Megan tatsächlich Vorhaben, etwas aus Broughton House zu stehlen, wäre der Betrug am Vertrauen seiner Familie weitaus schlimmer als der Diebstahl selbst.
„Wenn Sie wollen, kann ich mich umhören“, bot Tom an. „Aber wenn sie und der Ire Diebe sein sollten, warum so umständlich? Und sich dazu noch mit den Kleinen Großen einlassen?“
„Sie kommt mit den Zwillingen gut zurecht“, erwiderte Theo. „Ich habe die beiden noch nie so wohlerzogen erlebt - oder so glücklich - wie mit ihrer neuen Lehrerin.“
„Na, die beiden scheinen ja auch nicht die Einzigen zu sein, die die gute Miss Henderson mögen“, bemerkte Tom.
Theo warf ihm einen ungnädigen Blick zu. „Werd nicht frech.“
„Ich?“, fragte Tom mit unschuldiger Miene.
„Versuche, etwas über sie und den Iren herauszufinden.“ Er runzelte besorgt die Stirn. „Und über diesen Typen, der ihr gefolgt ist.“
Was auch immer Megan vorhatte, dass jemand sie verfolgte, verhieß nichts Gutes. Ob der Verfolger nun ein Komplize war, der ihr nicht vertraute, oder jemand, den sie bestohlen oder irgendwie verärgert hatte, für Theo bestand kein Zweifel, dass dieser Mann eine Gefahr für Megan darstellte.
Die Vorstellung beunruhigte ihn sehr, und er wusste, dass er sie beschützen musste. Verwundert gestand er sich ein, dass sein Wunsch, sie zu beschützen, größer war als seine Sorge, was sie wohl gegen ihn und seine Familie im Schilde führte.
„Wird gemacht, Sir“, meinte Tom fröhlich. „Und was ist nun mit Miss Henderson?“
„Ich werde sie nicht aus den Augen lassen“, erwiderte Theo abschließend. „In der kommenden Woche wird sie ohne meine Begleitung nirgendwohin gehen.“
Nach dem Zwischenfall in seinem Schlafzimmer wäre Megan Theo am liebsten gar nicht mehr unter die Augen getreten. Doch es bestand wenig Aussicht, seiner Gesellschaft zu entgehen - zumal er im Laufe der Woche andauernd wie aus dem Nichts aufzutauchen schien.
Er kam hinauf ins Schulzimmer, um mit den Zwillingen zu plaudern oder nach den Tieren zu schauen. Machte sie nach dem Unterricht einen kleinen Spaziergang im Garten, saß er plötzlich auf der Terrasse und gab vor zu lesen, selbst wenn sein Blick mehr auf sie, denn auf das Buch in seinem Schoß gerichtet war. Dinner aß er jeden Tag zu Hause, und es verging nicht ein Abend, an dem er Megan nicht vorschlug, noch mit in den Salon zu kommen.
Megan ahnte, dass Theo ihr ebenfalls folgen würde, wenn sie das Haus verließe. Er wollte gewiss herausfinden, was sie vorhatte, warum sie versucht hatte, in das Sammelkabinett zu gelangen, und warum sie in seinem Schlafzimmer gewesen war.
Es beunruhigte sie ein wenig, dass er sie nicht einfach danach fragte - schließlich wäre das naheliegend. Noch seltsamer fand sie, dass er niemandem, nicht einmal seinen Eltern, von ihren nächtlichen Streifzügen durch das Haus erzählt zu haben schien. Es war fast, als wolle er sie vor der berechtigten Empörung seiner Familie bewahren.
Der Gedanke ließ ihr ganz warm
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