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Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn

Titel: Schattenelf - 1 - Der dunkle Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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als wollte er alle magische Energie aus ihm herauspressen. Gebaut war er ganz ähnlich wie sein Vater, kräftig und muskulös, mit breiten Schultern und deutlich ausgeprägten Muskeln, in vielen seiner Charaktereigenschaften aber glich er eher seiner Mutter – von der er praktisch nichts wusste.
    Zuerst spielte Dasslerond mit dem Gedanken, ihn abermals zu korrigieren, doch als sie Aydrians angespanntes Gesicht sah, beschloss sie, ihm diesen Anblick einer persönlichen Erkenntnis zu gönnen. Die Herrscherin von Caer’alfar vermochte ihr Schmunzeln kaum zu unterdrücken, als sie sah, wie Aydrian sich konzentrierte – ihr Aydrian, der junge Menschensohn, der, wie sie glaubte, zum Retter ihres Volkes werden würde. Obwohl sie diese plumpen, körperlich größeren Menschen nicht besonders mochte, konnte Dasslerond nicht bestreiten, dass dieses Exemplar recht gut aussehend war mit seinen dichten, blonden Locken, seinen durchdringenden blauen Augen und seinen sinnlichen, an die seine Mutter erinnernden Lippen, dem wie gemeißelten Kinn und den Wangenknochen, die Lady Dasslerond, die auch die Ausbildung von Elbryan, dem Nachtvogel, überwacht hatte, noch recht gut in Erinnerung waren. Dieser Junge, so schien es, vereinte in sich tatsächlich die besten Eigenschaften seiner beiden Elternteile; und seine Schönheit kam umso besser zur Geltung, als er in dem Glanz von Andur’Blough Inninness aufwuchs, einem Ort voller Gesundheit und Vitalität. Allein im vergangenen Jahr hatte Aydrians schlaksiger Körper beträchtlich zugelegt. Sein Gewicht war von mageren hundertzwanzig Pfund auf mehr als hundertsechzig angewachsen, und keine Unze davon war Fett. Er war nichts als Sehnen und Muskeln, ein richtiges Kraftpaket, doch im Gegensatz zu anderen Menschen waren die Muskeln des jungen Mannes von einer Geschmeidigkeit und Beweglichkeit, die seine Arbeit beim Bi’nelle dasada umso eleganter aussehen ließ.
    Aydrians Wachstum war längst noch nicht abgeschlossen, wie Dasslerond wusste. Sein Vater war mehr als sechs Fuß groß gewesen, und das Gleiche würde, und zwar mühelos, auch Aydrian gelingen. Im Übrigen vermutete die Herrscherin, dass er einmal mehr als zweihundert Pfund wiegen würde. Körperlich würde er gewiss ein Prachtexemplar werden, nach dem sich die Menschen umdrehten – er war es ja bereits jetzt. Seine eigentliche Stärke aber, hoffte Dasslerond, würde weniger offensichtlich sein und in der ungemein klaren Schärfe seines geschulten Verstandes liegen. Er würde im Stande sein, jeden Mann und jede Elfe, jeden Goblin und selbst die mächtigen Riesen im Kampf zu besiegen, aber sehr viel übler würde es seinen Feinden ergehen, wenn Aydrian diese Anlage mit seiner zweiten Gabe kombinierte, seiner Ausbildung an den magischen Steinen. Seine Mutter, so hieß es, sei eine der mächtigsten Benutzerinnen der Steine gewesen; daher erwartete Dasslerond auch von Aydrian nicht weniger.
    Stöhnend verzog er das Gesicht, als er den Stein zusammenpresste, ihn beschimpfte und verlangte, er solle seine Energien preisgeben.
    »Das ist kein Messen der Willenskraft«, wollte Dasslerond soeben sagen, doch bevor sie den Satz aussprechen konnte, hörte man das scharfe Knistern eines blauen Lichtbogens, der peitschenschnell aus Aydrians Hand hervorzuckte und sich flackernd und mit voller Wucht ins Gras zu seinen Füßen bohrte. Der darauf folgende Knall schleuderte sowohl Aydrian als auch die Elfendame in die Luft. Während Dasslerond mit Hilfe ihrer kleinen Flügel das Gleichgewicht wiederfand, landete Aydrian hart auf dem Boden und taumelte nach hinten, bis er sich schließlich in eine Rückwärtsrolle fallen ließ, die seinen Schwung abfing. Den kleinen grauen Stein in seiner Hand ungläubig anstarrend, rappelte er sich wieder auf, bis sein Blick von dem Stein zu der schwarz verkohlten Stelle im sanft abfallenden Gras des kleinen Hügels hinüberwanderte.
    Sprachlos schaute Lady Dasslerond von dem Jungen zu der schwarz verbrannten Stelle. Sie wusste, er hatte es falsch, völlig falsch gemacht. Die Magie der Steine entstand durch eine Wechselwirkung zwischen dem Benutzer und dem Stein, und die Kräfte eines verzauberten Steins konnte diesem nicht allein durch rohe Willenskraft entrissen werden. Trotzdem hatte Aydrian genau das getan, er hatte seine Willenskraft mit empfindungsloser Energie gemessen – und gewonnen.
    Dasslerond betrachtete das selbstgefällige und zufriedene Lächeln in seinem hübschen Gesicht. Aber da war noch etwas

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