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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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klopfte ihm Seregil in gespielter Verzweiflung auf die Schulter. »Bei den Vieren, kennst du denn das Sprichwort nicht; ›Verschmähe nicht die Speise, ehe du sie gekostet hast‹? Und du hast nicht einmal in die Küche hineingerochen! Ich muß dich hierherbringen, und zwar bald.«
    Alec sagte nichts darauf, aber Seregil stellte fest, daß er sich einige Male umsah, bis die Lichter nicht mehr zu sehen waren.
     
    Obwohl sie die Kapuzen trugen, gelang es Alec, gelegentlich einen Blick auf Seregils Gesicht zu werfen, und er stellte fest, daß sein Gefährte offensichtlich glücklich darüber war, zurück in seinem Element zu sein.
    Am Erntemarkt verschwand er kurz im Geschäft eines Töpfers. Einen Augenblick später kam er wieder heraus, ohne etwas zu erklären, und führte Alec zu einigen eher bescheiden wirkenden Geschäften und Tavernen, die sich entlang des Platzes drängten. Sie bogen um einige Ecken, und gelangten in eine kleine Gasse, die das Zeichen des Fisches trug, das mit dunkler Farbe aufgemalt war.
    »Hier ist es«, flüsterte Seregil und zeigte auf eine große Herberge, die auf ihrem Weg lag. »Jetzt müssen wir uns unauffällig verhalten.«
    Eine niedrige Mauer umschloß den kleinen Innenhof der Herberge, und Alec sah, daß bronzene Statuen des Hahnes, nach dem die Herberge benannt war, zu beiden Seiten des Haupttores aufgestellt waren, und jede hielt eine Laterne in einer ausgestreckten Klaue.
    Der Hahn war ein wohlgeführtes Haus, aus Stein und Holz erbaut und drei Stockwerke hoch. Die kleinen Fenster im obersten Geschoß waren mit Fensterläden verschlossen, aber durch die bleiverglasten Scheiben der beiden großen Fenster, die in den Hof blickten, floß warmes Licht.
    »Sieht aus, als wäre heute nacht viel los«, stellte Seregil leise fest. Er hielt sich im Schatten, als er Alec zu den Ställen führte, die an der linken Mauer des Hofes angebaut waren.
    Als sie den Stall betraten, blickte ein junger Mann mit einem Mop roten Haars vom Zaumzeug auf, das er gerade ausbesserte. Lächelnd hob er eine Hand zum Gruß. Seregil erwiderte den Gruß und ging an einigen Boxen vorbei.
    »Wer ist das?« fragte Alec, der sich über das Schweigen des Mannes wunderte.
    »Das ist Rhiri. Er ist taub und stumm, aber absolut loyal. Der beste Diener, den ich je hatte.« Er blieb an einer Box hinten im Stall stehen und betrachtete sich einen strubbeligen Braunen mit weißer Blesse.
    »Hallo, Scrub!« sagte er und klopfte auf die zottige Flanke des Tieres. Das Pferd wieherte und drehte den Kopf nach hinten, um sich an Seregils Brust reiben zu können.
    »Wo ist er?« neckte Seregil und öffnete den Mantel.
    Scrub schnüffelte an den Gürteltaschen und stupste eine davon an. Seregil holte die Belohnung hervor, einen Apfel, und das Pferd verspeiste ihn zufrieden, dabei rieb es mehrmals den Kopf an der Schulter seines Herrn. Aus der nächsten Box ertönte ein unruhiges Hufscharren.
    »Ich habe dich nicht vergessen, Cynril«, sagte Seregil und holte einen weiteren Apfel aus seiner Tasche als er zu der anderen Box ging. Eine große schwarze Stute warf den Kopf herum und drückte Seregil gegen die Bretter, als er in die Box trat.
    »Mach Platz, du Gaul!« keuchte Seregil und gab ihr einen Klaps, damit sie sich bewegte. »Sie ist zur Hälfte Aurënfaie, aber davon ist an ihrem Charakter gewiß nichts zu merken.« Trotz der groben Worte rieb er den Kopf und die Nüstern des Pferdes mit offensichtlicher Zuneigung.
    Hinten im Stall führte eine breite Tür in den größeren Hinterhof der Herberge. In einem kleineren Flügel des Gebäudes war die Küche untergebracht; helles Licht fiel aus der offenen Tür auf den gepflasterten Hof, und mit ihm die einladenden Düfte und der Lärm einer Küche, in der große Betriebsamkeit herrschte. Links neben dieser Tür befand sich eine zweite, breitere, hier wurden die Bierfässer angeliefert und der Proviant. Die übrigen Teile des Erdgeschosses und der oberen Stockwerke waren fensterlos.
    Ein angebautes Dach schützte einen Brunnen und einen Holzstapel in der Ecke des Gebäudes. Hier waren die Mauern zum Hof viel höher, und das breite Tor war zur Nacht verriegelt.
    Seregil schlich durch den Eingang zur Küche und zeigte Alec eine alte, gebeugt gehende Frau am anderen Ende des Raumes, die vor einem gewaltigen Herd stand.
    »Dort ist Thryis. Sie hat die Küche unter sich«, flüsterte er Alec ins Ohr.
    Thryis’ breites Gesicht hatte tiefe Furchen, und ihr Zopf besaß die Farbe von Stahl.

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