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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Polizisten durch einen langen, eiskalten Flur in ein großes Wohnzimmer. Ein Fernseher lief auf Höchstlautstärke, ein grüner Kachelofen gleich neben der Tür glühte heiß, und von der Rückwand glotzten einen drei ausgestopfte Hirschköpfe unter mächtigen Geweihen an, darunter gekreuzte Jagdgewehre. Von Waffenschrankpflicht ließ man sich hier offenbar nicht beeindrucken. Die Gewehre zierten sicher schon seit anno Tobak diese Stelle.
    In einem Rollstuhl vor dem Fernseher saß der Vater der Ermordeten, ein Greis mit schiefstehendem, zittrigem Kopf, dem man ein Lätzchen umgebunden hatte. Winter ging geradewegs auf den alten Mann zu und stellte sich vor. Dabei zeigte sich, dass es mit den Sprechfähigkeiten Herrn Pfisters seit Kollege Glockes Besuch vor zweieinhalb Wochen nicht besser geworden war. Dem Kranken gelang nicht mehr als eine lasche Bewegung der Hand. Das hieß wohl, er würde auch nicht schreiben können. Nur weil Winter beherzt zugriff, kam ein Händeschütteln zustande. Immerhin nahm Herr Pfister seine Umgebung wahr.
    Frau Pfister fragte unterdessen, ob sie Kaffee trinken oder etwas essen wollten. Dankend lehnten sie ab.
    Wie verabredet begann Arno Ziering das Gespräch.
    «Frau Pfister, wir haben noch ein paar Nachfragen in Sachen der Tötung Ihrer Tochter und Ihres Schwiegersohns. Erst mal wollen wir Sie informieren, dass wir derzeit einen Verdächtigen in Haft haben, einen jungen Mann mit krimineller Vergangenheit.»
    «Ach, Gott sei Dank, Gott sei Dank!», rief Gunhild Pfister. Es klang, als habe ihr jemand gesagt, ihre Tochter sei doch noch am Leben. Zierings und Winters Blick trafen sich. Es war seltsam, dass die zurückhaltende Frau gerade auf diese Information so stark emotional reagierte.
    «Zweitens haben wir eine etwas delikate Frage an Sie. Bei der Obduktion Ihrer Tochter fiel auf, dass sie an einem Hirntumor litt. Wussten Sie davon?»
    Im Auto hatten Winter und Ziering gemeinsam die Hypothese aufgestellt, der Mord an Sabrina Vogel könne eine Form von Sterbehilfe gewesen sein, eine Kurzschlussreaktion eines Elternteils, der mit dem Todesurteil Hirntumor nicht zurechtkam. Waffen zu besitzen schloss immer das Risiko ein, sie irgendwann gegen Menschen zu verwenden. Meist waren dann Familienmitglieder die Opfer, durch Unfälle, durch Affekthandlungen.
    «Ja, also, die Geschwulst wurde ja festgestellt im Sommer, als sie bei uns waren. Die Sabrina hat mir aber gesagt, dass es gutartig wäre, und man müsste auch erst mal gar nichts machen.» Das klang allerdings so, als ob Frau Pfister an dieser Auskunft ihre Zweifel gehabt hätte.
    «Wann hatte denn Ihr Mann seinen Schlaganfall?»
    «Im November.»
    So viele Schicksalsschläge so kurz hintereinander, dachte Winter. Die Familie tat ihm unendlich leid. Doch wenn die Auskunft stimmte, schloss das Reinhard Pfister als Täter aus.
    «In welchem Krankenhaus war Ihr Mann da?»
    «Fulda. Auch zur Reha.»
    «Gut. – Frau Pfister, wir sind vor allem gekommen, um eine Waffe Ihres Mannes zu überprüfen. Eine Routineüberprüfung, aber sie muss gemacht werden. Einen Revolver mit Magnum-Kaliber. Wissen Sie, wo Ihr Mann seine Waffen aufbewahrt? Bis auf die beiden Gewehre hier, die eigentlich in einen Schrank gehören, das wissen Sie?»
    «Ja … aber die sind doch nicht geladen. Die hängen hier schon immer.»
    So wirkte das ganze Pfister’sche Wohnzimmer: Als ob hier alles so sei, wie es schon immer gewesen war. Sogar der schlafende Hund im Körbchen lag reglos wie ein Museumsstück.
    Frau Pfister nahm in der Diele einen Schlüssel vom Haken und führte sie ins oberste Stockwerk, das weit heller und moderner wirkte. Der metallene Waffenschrank stand in einem ansonsten von naturbelassenem Fichtenholz dominierten Schlafraum, der picobello ordentlich und jungfräulich aussah wie ein Hotelzimmer.
    Den Schlüssel zum Waffenschrank hatte Frau Pfister unten bei der Haustür vom Schlüsselbrett genommen; er wäre jedem Besucher des Hauses frei zugänglich gewesen. Als sie den Metallschrank damit öffnete, kam eine reichhaltige Waffensammlung zum Vorschein. Gleich auf den ersten Blick entdeckte Winter einen großkalibrigen Revolver mit hochpolierter Edelstahltrommel. Eine Magnum, der Traum jedes Waffennarrs. Ziering wollte schon die Hand danach ausstrecken, aber Winter gab ihm den Wink zu warten. «Wo ist denn die Munition?», fragte er.
    «Da drüben.» Frau Pfister verwies auf eine Metallkommode in der Ecke und schloss diese ebenfalls auf. Der Schlüssel hing

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