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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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entschieden. Briand war keine Ausnahme. Obwohl er schon fünfundzwanzig und seine Veranlagung zum Druiden schon lange entdeckt war, war die Kraft des Magiegespürs die einzige, die er bisher erlernt hatte. Häuptling Nerin hatte Briand aus mehreren Gründen mit zu den Helvetiern geschickt. Zum einen machte seine Anwesenheit die Reise etwas sicherer – sein Magiegespür konnte sie, wenn Briand die Augen offen hielt, vor den Schatten warnen. Außerdem hoffte Nerin darauf, dass die Reise Briand zueiner Entscheidung über den Pfad veranlassen würde, dem er in Zukunft folgen wollte.
    »Versteht
Ihr
eigentlich Gallisch?«, durchbrach Briand die Stille, die seit der Abfahrt zwischen ihnen herrschte.
    Ronan verzog das Gesicht. »Ein paar Brocken.«
    Briand kaute kurz auf seiner Unterlippe. »Wir Kelten sollten in der Lage sein, uns wenigstens untereinander zu unterhalten, meint Ihr nicht? Vielleicht sollten wir anfangen, unseren Kindern das Gallische beizubringen. Dass dürfte doch gar nicht schwer sein. Wir schicken sie mit acht oder zehn einfach für ein Jahr zu einem der anderen Stämme, und wenn sie wieder zurückkommen, sprechen sie ihre Sprache.« Offenbar hatte er ernsthaft über das Thema nachgedacht.
    »Hmmm«, brummte Ronan, der sich nicht darüber gefreut hätte, wenn er Ergad für ein Jahr hätte davonschicken müssen. Aber insgeheim musste er Briand recht geben, der Vorschlag war nicht dumm. Vor allem für einen zukünftigen Druiden würde das vieles erleichtern. Denn wenn erst einmal in einem jungen Menschen die Druidenkraft entdeckt worden war, gab es so viele Dinge zu lernen, dass für eine Sprache kaum noch Zeit war. Und Druiden mussten neben ihrer Muttersprache noch mindestens zwei andere beherrschen: Englisch – was auch in der Innenwelt die Verkehrssprache zwischen den Völkern war – und außerdem die Sprache der örtlichen Außenwelt, wie zum Beispiel Norwegisch. Nachdenklich lehnte sich Ronan zurück. Vielleicht sollte er die Idee einmal an Nerin weitergeben …
    »Stimmt es, dass der Häuptling eine Vision hatte?«
    Ronan schreckte bei der Frage hoch. Eigentlich hatte er Nerin so verstanden, dass die Vision geheim bleiben sollte. Woher wusste Briand davon?
    Der Jüngere bemerkte offenbar seine Überraschung. »Das Gerücht stammt von einem meiner Leibeigenen, der es von einem Knecht aus Nerins Haushalt gehört hat.«
    »So«, brummte Ronan. Diese Leibeigenen bereiteten einemnichts als Ärger … Er wollte schon dazu ansetzen, die Kenntnis über die Vision zu leugnen, als er Briands durchdringenden Blick bemerkte. Der Druide hatte ihn genau beobachtet und bestimmt sein Zögern bemerkt. »Ja, es gab eine Vision«, gab er deshalb zu. Ein kalter Schauer lief über seinen Rücken, als er daran dachte. »Aber ich habe nicht die Erlaubnis, darüber zu sprechen. Und du solltest das auch nicht.«
    Briand nickte. »Wie Ihr wünscht.«
    Mit einem Seufzer wandte Ronan seinen Blick wieder nach draußen. Die Vision – er hatte nicht mehr ruhig geschlafen, seitdem Nerin davon berichtet hatte. Ein Helvetier sollte das Schicksal der Kelten bestimmen? Aber was war mit den Helden der anderen Stämme? Was war mit Derrien und ihm selbst, die sie beide auf Trollstigen großen Ruhm erworben hatten? Die Vision bekümmerte ihn, und nicht nur, weil sie den Krieg vorhersagte.
    Warum ausgerechnet ein Helvetier? Ronan spürte in sich die Abneigung gegen den Stamm, der sich in typisch Schweizer Neutralität aus dem Letzten Germanenkrieg herausgehalten und dafür den größten Nutzen daraus gezogen hatte. Während die anderen Stämme für den Sieg einen ungeahnt hohen Blutzoll bezahlen mussten, hatten die Helvetier ihre Stärke bewahrt. Als die Kelten dann nach der Besiedelung der germanischen Regionen festgestellt hatten, dass sie viel zu wenige Leute für diese riesigen Regionen hatten, hatten sie widerwillig die Helvetier zur Landnahme eingeladen.
    Und die Helvetier waren gekommen. Sie waren in die Pyrenäen und auf den Balkan gezogen und schließlich auch nach Norwegen, wo sie drei Regionen in Besitz nahmen: Helveticus siedelte im Osten zwischen Rondane und Jotunheimen, Dumnorix zwischen Jotunheimen und Jostedal und Bartix an der Westküste zwischen Nord- und Sognefjord. Die Stämme von Bartix und Dumnorix waren im letzten Krieg von den Nain vernichtet worden, doch dafür hatte sich Helveticus’ Stamm rasch vergrößert. Das Gudbrandstal war ideal dazu geeignet, Getreide anzubauen, währenddie Berghänge des Jotunheimen

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