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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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Flotte vor dem Hafen Verteidigungspositionen besetzt.
    Eremul rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und verfluchte insgeheim die zahlreichen körperlichen Gebrechen, die ihn in der letzten Zeit befallen hatten. Großmagistrat Timerus betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Beunruhigt Euch etwas?«
    Dem hakennasigen Verwalter der Stadt entging so gut wie nichts. Unter allen Männern, die in der Großen Ratskammer am Tisch versammelt waren, hielt Eremul ihn für den gefährlichsten – natürlich mit Ausnahme des bösen alten Dreckskerls, der auf dem Obsidianthron brütete.
    »Nur der Gedanke, dass unsere geliebte Stadt von den Söldnern der Weißen Lady belagert werden könnte«, erwiderte der Halbmagier. »Ah, und natürlich die unbedeutende Angelegenheit des Geschwürs an meinem Hintern.«
    Der neue Geheimdienstmeister runzelte die Stirn. Es war der hinterhältige alte Arzt, der sich in den Verliesen um Salazar gekümmert hatte. Wie hieß er noch gleich? Remy? Anscheinend hatte der Mann seinen Posten erhalten, weil er sich nach Ansicht des Rates in den vergangenen Wochen nützlich gemacht hatte. Nur vier der dreizehn Magistrate, die beim Anschlag auf Salazar dabei gewesen waren, hatten überlebt. Die neuen Beamten waren vereidigt, um die getöteten Vorgänger zu ersetzen, aber drei Sitze waren immer noch leer. Anscheinend war es schwer, Männer mit den Qualitäten zu finden, die man brauchte, um ein hohes Amt in der Stadt zu bekleiden. Arglist, Feigheit und schamlose Arschkriecherei. Warum bin ich eigentlich noch kein Magistrat?
    »Warmes Wasser mit Lavendelextrakt«, empfahl Remy. »Zweimal täglich vor und nach dem Stuhlgang einreiben …«
    »Der Halbmagier ist nicht hier, um sein Wohlbefinden zu erörtern«, fiel der Erste Augmentor dem ehemaligen Arzt und jetzigen Befehlshaber der Spione ins Wort. »Er ist hier, um dabei zu helfen, die Verteidigung der Stadt gegen die dreitausend Sumnier vorzubereiten, die bald vor unseren Toren stehen werden.«
    Marschall Halendorf rückte seinen Kragen zurecht und wischte sich die schweißnasse Stirn ab. Der beleibte Kommandant von Dorminias Heer war bleich und offenbar noch nicht ganz genesen, doch die Dringlichkeit der Situation hatte seine Anwesenheit bei dieser Ratssitzung erfordert.
    »Die Wache zählt eintausend Köpfe«, erklärte er. »Im Lager östlich der Stadt sind siebentausend Milizionäre. Meine Offiziere bemühen sich nach Kräften, sie zu einem Heer zusammenzuschweißen, mit dem man etwas anfangen kann, aber sie sind störrisch.«
    »Störrisch?«, fragte Salazar. Eremul schauderte, als er hörte, wie gereizt der Magierfürst reagierte. Der Schöpfer wusste, dass er nichts lieber wollte, als Salazar tot zu sehen, aber die Wahrheit war doch, dass der Tyrann von Dorminia ihn mehr ängstigte als alles andere auf der Welt. »Weigern sie sich, ihre Heimat und ihre Familien zu verteidigen?«
    Marschall Halendorf wurde noch eine Spur blasser. »Sie … äh … das soll heißen …«
    »Ja, Marschall?«
    »Herr, ich wollte damit sagen, dass manche der Ansicht sind, die Weiße Lady wolle die Stadt gar nicht zerstören. Vielmehr wolle sie die Einwohner, äh, befreien.«
    »Be…frei…en.« Der Magierfürst wiederholte das Wort ganz langsam, als wäre jede Silbe ein zehntausend Tonnen schwerer Hammer, der auf die Männer in der Kammer herabfuhr.
    Eremul schlug das Herz bis zum Hals. Er wollte überall sein, nur nicht an diesem Tisch. Zur Not sogar unten in den Verliesen, auf eine kalte Steinplatte geschnallt. Die Männer, die ihm die Beine abgehackt hatten, waren in gewisser Weise wenigstens noch Menschen gewesen. Wahrscheinlich hatten sie irgendetwas empfunden, während sie ihn verstümmelt hatten, und sei es nur ein abartiges Vergnügen. Salazar würde sein Leben auslöschen, als wäre er ein Insekt, ohne auch nur einen zweiten Gedanken an ihn zu verschwenden.
    »Lasst jeden Mann auspeitschen, der nicht die gebotene Einsatzfreude zeigt«, befahl der Magierfürst. »Wer Unzufriedenheit darüber äußert, seine eigene Stadt zu verteidigen, verliert die Zunge. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Halendorf schluckte und nickte.
    »Wir haben das Bergwerk im Jammertal verloren. Die Schiffe, die wir zur Dünung geschickt haben, sind nicht zurückgekehrt.« Salazar kniff wütend die Augen zusammen. Sein geölter Schnurrbart zitterte. Alle, die am Tisch saßen, wichen um eine Winzigkeit zurück. »Ich dulde keine Zwietracht in dieser Stadt. Ich will

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