Schattenkrieger: Roman (German Edition)
knirschenden Schritten über den Kiesstrand zu dem großen Lager liefen, das dort aufgeschlagen worden war. Der alte Barbar erwiderte die Blicke der Männer. Die sumnischen Krieger boten einen seltsamen Anblick. Sie waren dunkelhäutig, aber ein wenig heller als der Meuchelmörder hinter ihm. Sie trugen Lederwesten und Schwerter oder Speere, dazu runde Holzschilde. Mit Ausnahme des monströsen Generals waren sie erheblich kleiner als die meisten Hochländer, aber immer noch etwas größer als die meisten Tiefländer, denen er begegnet war.
»Wurm!«, rief irgendwo jemand vor ihm ausgesprochen fröhlich. »Hierher.« Kayne kniff die Augen zusammen und betrachtete die Sumnier, die grinsend vor ihnen standen. Der Sprecher war ein auffallend gut aussehender Mann von Anfang dreißig mit erstaunlich dichtem, geöltem Haar, das zu Zöpfen geflochten und auf dem Kopf festgesteckt war. Bewaffnet war er mit zwei seltsam geformten Schwertern. Die Spitzen der Klingen waren umgebogen und bildeten einen Haken. Die Lederrüstung war gebleicht und hell wie Knochen.
»Redest du mit mir?«, fragte Kayne. Der Mann nickte und zeigte ihm lächelnd die weißen Zähne.
»Ja, ich rede mit euch, ihr Würmer.«
»Das ist aber keine Art, mit einem Mann zu reden. Wir sind hier alle Freunde.« Brodar Kayne bemühte sich sehr, ruhig zu bleiben, doch das strahlende Lächeln des Mannes und die Beleidigungen gingen ihm gehörig auf die Nerven.
»Freunde, ja. Wie ist dein Name? Und wie heißt der andere Wurm da? Er sieht wütend aus.«
Jerek trat auf den Sumnier zu und legte die Hände an die Streitäxte, die er auf dem Rücken trug. »Wurm? Das lasse ich mir nicht gefallen. Nicht von einem verdammten …«
»Ruhig.« Der Nachtmann legte Jerek eine Hand auf die Schulter. »Er will dich nicht beleidigen. Im Sonnenland ist ›Wurm‹ ein freundlicher Begriff für Leute mit heller Haut.«
»Ja«, bestätigte der Sumnier. »Ihr seid hell wie Würmer, oder?« Auf einmal fiel ihm etwas ein. »Diese Stimme kenne ich doch. Du bist der Nachtmann.«
Der Meuchelmörder warf die Kapuze zurück. »Sei gegrüßt, General.«
Brodar Kayne bekam allmählich Kopfschmerzen. »Warte mal … ist dieser Mann wirklich ein General?«
Der Sumnier strahlte schon wieder bis über beide Ohren. »General D’rak, zu Diensten.«
Der Nachtmann deutete auf die hinter D’rak versammelten Sumnier und dann auf die Männer, die in kleinen Gruppen am Strand standen und sie beobachteten. Es waren etliche Dutzend, wahrscheinlich sogar Hunderte. Sie wirkten so, als seien sie bereit, jederzeit zur Tat zu schreiten.
»General D’rak befehligt diese Krieger. Sie würden ihr Leben für ihn opfern.«
»Dies sind nur einige meiner Brüder«, fügte der General hinzu. »Die anderen befinden sich noch auf den Schiffen oder helfen beim Aufbau des Lagers. Tausend Schwerter und Speere – die beste Kriegertruppe in ganz Sumnia!« Er schlug die seltsamen Waffen einmal, zweimal, dreimal gegeneinander. Diejenigen, die nahe genug waren, um den General zu sehen, antworteten, indem sie ihre eigenen Waffen auf die Schilde oder den Boden schlugen.
Misstrauisch beäugte Kayne die beiden Klingen des Mannes. »Schwerter wie diese habe ich noch nie gesehen. Kannst du überhaupt mit ihnen kämpfen?«
General D’rak lachte. Es war ein aufrichtiges, ehrliches und von Herzen kommendes Lachen. Der alte Hochländer schloss den Krieger sofort ins Herz. »Ich kämpfe wie niemand, den du je gesehen hast. Komm mit mir, mein Freund. Ich stelle dich den anderen vor, und vielleicht zeige ich dir später, wie man mit dem Chepesch tanzt.«
Kayne sah sich zum finster dreinschauenden Jerek um. Der Nachtmann nickte nur. »Ich bin kein großer Tänzer«, sagte Brodar unsicher, »aber man ist wohl nie zu alt, um es mal zu versuchen.«
Als die Dämmerung kam, hatte sich das Heer im Lager bereits eingerichtet. Auf dem Hügel, den sie in Beschlag genommen hatten, flammten die Lagerfeuer auf. Den Söldnern aus dem Süden war die Nacht anscheinend nach der Tageshitze zu kühl, während Kayne und Jerek in ihren Lederrüstungen immer noch schwitzten.
Nach allem, was er beobachtet hatte, seit sie an Land gekommen waren, fand Kayne, dass man den Sumniern diese kleine Schwäche verzeihen konnte. Die Söldner legten eine Disziplin an den Tag, die er in den Hohen Klippen nie hatte beobachten können. Sie bewegten sich sehr zielstrebig, und obwohl unterhalb des Generalrangs alle gleich waren, kannte jeder Mann seinen
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