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Schattenmelodie

Schattenmelodie

Titel: Schattenmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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unbeschadet zu passieren. Bis dahin war es ihre Sache, die Dinge, die ich ihr über die magische Welt verraten hatte, zu glauben oder nicht.
    Es war eine Gratwanderung. Die Wahrheit konnte ihr helfen oder sie psychisch überfordern. Und ich hatte keinerlei Ahnung, ob ich dabei war, sie zu unterstützen oder alles nur noch schlimmer zu machen. Ab jetzt musste ich jedenfalls darauf achten, dass sie ihr eigenes Tempo beibehielt, um mit dem, was mit ihr geschah, klarzukommen.
    „Ja, ich bin manchmal auf dem Dachboden. Ich mag diesen Ort.“
    „Und wo bist du sonst?“
    „Das habe ich dir erzählt.“
    „Ach stimmt, in der magischen Welt, in einem Turmhaus. Was für eine schöne Vorstellung!“ Sie lachte mich an. „Ich muss jetzt gehen. Meine Mutter will heute mit mir Plätzchen backen. Meine Oma hat einen ganzen Korb mit Zutaten gebracht. Ich mag die Weihnachtszeit. Du auch?“ Grete klang jetzt immerhin entspannter.
    „Ja, ein bisschen.“
    „Okay.“ Grete robbte zum Eingang und stieg hinab auf den Boden. Sie drehte sich noch einmal um und sagte: „Danke, dass du gekommen bist.“
    Dann verschwand sie und zog den Deckel über die Luke.
    Ich war verwirrt. Hatte ich alles richtig gemacht oder völlig falsch? Hoffentlich hatte ich mich und Grete nicht in Schwierigkeiten gebracht. Ich beschloss, nach Hause zu fliegen. Ich musste mit jemandem reden. Vielleicht hatte Kim schon mal jemanden in der Realwelt getroffen, der magische Fähigkeiten entwickelte. Oder ich konnte ein anderes Ratsmitglied fragen. Ranja zum Beispiel.
    Ich stand auf und verwandelte mich. Dann sah ich noch einmal hinab in den Hinterhof und entdeckte Grete hinter ihrem Fenster. Sie blickte hinauf zum Schornstein des Seitenflügels, um herauszufinden, ob ich noch da war.
     
    Ich landete auf der Klippe im magischen Wald und lief Kim fast in die Arme, die gerade in die reale Welt reisen wollte.
    „Hui, so hab ich dich ja noch nie gesehen!“, empfing sie mich und begutachtete meinen Aufzug ganz in schwarz. Sie selbst trug immer schwarz, allerdings nie Röcke, sondern ausschließlich Hosen.
    „Es ist Winter“, antwortete ich verlegen, obwohl das die Farbe meiner Kleidung nur sehr unzulänglich erklärte. Eigentlich der perfekte Moment, um sie wegen der Sache mit Grete anzusprechen, aber ich tat es nicht.
    Wie eine zweite Option traf ich Ranja am See, die dort mit einer Freundin vor einem kleinen Feuer saß und plauderte. Es war kurz nach Mitternacht. Der See schimmerte im Mondlicht und die Blüten darauf blinkten wie herabgefallene Sterne. Aber auch sie grüßte ich nur kurz und nutzte die Gelegenheit nicht für ein Gespräch. Ich fürchtete mich vor Ärger, weil ich nicht nur alles über die magische Welt erzählt, sondern vor Grete auch noch „herumgezaubert“ hatte.
     
    „Außerdem willst du nicht, dass sie sich einmischen und in das Haus am Wetterplatz kommen, wegen Tom“, analysierte Kira meine Zurückhaltung.
    Sie war noch wach, als ich kam, saß in der Küche, trank einen Kakao und blätterte in einem Buch. Ich hatte mich zu ihr gesetzt und ihr von meinen Erlebnissen erzählt. Jetzt zuckte ich mit den Schultern. Es stimmte, allein Angst vor Ärger war es gar nicht.
    „Du willst, dass es deine Aufgabe ist. Und das ist verständlich, ich würde genauso handeln. Ich finde es überhaupt nicht falsch, dass du Grete die Wahrheit gesagt hast.“
    „Wirklich nicht?“
    „Ich wünschte, mir hätte auch jemand alles erzählt am Anfang. Ich hätte es wahrscheinlich ebenfalls nicht geglaubt. Aber mit der Zeit … es arbeitet in einem, denke ich. Wahrscheinlich hätte sich alles nicht so zugespitzt. Vor allem hätte ich nicht solche fürchterlichen Todesängste im See ausgestanden und wäre nicht so verwirrt gewesen nach meiner Ankunft. Spätestens da wird es Grete was nützen. Du solltest sie ruhig auch auf die Symptome vorbereiten, die sich noch einstellen könnten.“
    „Meinst du?“
    „Ich meine, sie braucht sogar eine besondere Sicherheit. Sie hat Höhenangst, aber sie muss irgendwann in die Tiefe springen. Das wird schwierig, weil es keinen anderen Weg gibt.“
    „Das ist nur zu wahr und macht mir dabei auch am meisten Sorgen. Ich hoffe, alles verläuft gut. Wenn nicht, bekomme ich noch viel größeren Ärger mit dem Rat, als es jetzt bereits der Fall sein wird.“
    „Wer an dich gerät, ist in guten Händen. Das weißt du doch!“ Kira lächelte. Sie beruhigte mich. Schließlich würde sie irgendwann ein Mitglied des Rates sein, ein

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