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Schattennacht

Schattennacht

Titel: Schattennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Knochen. Angesichts dieses
unmöglichen Körperbaus hätte es sich eigentlich unbeholfen vorwärtsmühen müssen, doch stattdessen stellte es eine düstere Anmut zur Schau, eine wellenförmige Bewegung, mit der es rasch vorüberglitt.
    Ich war mitten im Lauf, und das Internat war nicht mehr weit, weshalb ich nicht stehen blieb oder gar kehrtmachte, sondern die Spuren überquerte, die das Wesen hinterlassen hatte. Ich hielt nicht inne, um sie zu untersuchen. Die Tatsache, dass tatsächlich Spuren vorhanden waren, bewies, dass es sich nicht um eine Halluzination gehandelt hatte.
    Kein Heulen erhob sich. Ich spürte die Stille eines kurz bevorstehenden Angriffs und hatte das Gefühl, dass etwas sich hinter mir aufrichtete, um zuzuschlagen. Worte wie Horde, Schar, Schwarm schwirrten mir durch den Kopf.
    Die Treppe vor dem Internat war mit Schnee bedeckt. Jede Spur der Männer, die hier gewesen waren, um den armen Bruder Timothy zu suchen, war vom Wind längst ausgelöscht.
    Ich hastete die Stufen hoch, und noch während ich die Tür aufstieß, erwartete ich, einen Schritt vor dem rettenden Ziel von der Schwelle geschnappt zu werden. Drinnen angelangt, stieß ich sofort die Tür zu und lehnte mich dagegen.
    Sobald ich aus dem Wind und dem stechenden Flimmern in warme Luft getreten war, kam die Verfolgung mir vor wie ein Traum, aus dem ich gerade erwacht war. Einen Moment lang waren die grausigen Wesen im Blizzard nur Trugbilder eines besonders lebhaften Albtraums. Dann kratzte etwas an der anderen Seite der Tür.

15
    Wäre der Besucher ein Mensch gewesen, so hätte er geklopft. Wäre es nur der Wind gewesen, so hätte er sich fauchend gegen die Tür gestemmt, bis deren Bretter ächzten.
    Das Geräusch klang so, als würden Knochen oder etwas Ähnliches am Holz kratzen. Mir kam ein belebtes Skelett in den Sinn, das mit hirnloser Hartnäckigkeit die Tür befingerte.
    Bei all meinen bizarren Erlebnissen war ich noch nie auf ein belebtes Skelett gestoßen. In einer Welt, in der die großen Fastfoodketten inzwischen Salate mit fettarmem Dressing verkauften, war jedoch alles möglich.
    Die Empfangshalle war verlassen. Hätte jemand am Tisch gesessen, so wäre das ohnehin nur eine Nonne gewesen, höchstens zwei.
    Wenn das, was ich im Sturm erblickt hatte, in der Lage war, die Tür aus ihren Angeln zu reißen, dann brauchte ich eigentlich eine andere Art Unterstützung, als eine durchschnittliche Nonne sie bieten konnte. Ich brauchte jemanden, der noch robuster war als Schwester Angela mit ihrem durchdringenden, porzellanblauen Blick.
    Der Türknauf drehte sich und klapperte dabei unentwegt.
    Da ich bezweifelte, dass mein Körpergewicht allein den unerwünschten Besucher fernhalten würde, schloss ich ab.
    Im selben Moment fiel mir wieder eine Szene aus einem alten Film ein. Darin presste sich ein Mann mit dem Rücken an
eine schwere Eichentür und glaubte, dadurch vor den übernatürlichen Kräften auf der anderen Seite sicher zu sein.
    In dem Film war es um die Übel der Atomkraft gegangen. Konkret hatte schon eine leicht erhöhte Strahlung dazu geführt, dass gewöhnliche Kreaturen über Nacht zu Ungeheuern mutierten und dabei auch noch zu gigantischer Größe heranwuchsen. Kein Wunder, dass die Immobilienpreise in der Nähe von Atomkraftwerken nicht gerade in den Himmel schießen.
    Im Film stand der Mann also mit dem Rücken an der Tür und fühlte sich sicher, als sich ein gewaltiger Stachel, gebogen wie ein Rhinozeroshorn, durchs Eichenholz bohrte. Vorne an der Brust des Opfers kam das Ding wieder heraus, nicht ohne das Herz zum Platzen zu bringen.
    Die Monster in diesem Film waren nur unwesentlich überzeugender als die Schauspieler, aber obwohl sie kaum das Niveau von Sockenpuppen erreicht hatten, war mir die Szene mit dem Stachel in Erinnerung geblieben.
    Nun wich ich von der Tür zurück. Sah, wie der Knauf sich rasselnd hin und her drehte. Wich weiter zurück.
    Ich hatte Filme gesehen, in denen die eine oder andere Sorte Dummkopf ans Fenster getreten war, um die Umgebung zu inspizieren, und dabei mit einer Schrotflinte erschossen oder von einer Kreatur gepackt wurde, die keine Flinte brauchte, sondern durchs Glas brach und ihr kreischendes Opfer in die Nacht zerrte. Trotzdem ging ich zum Fenster neben der Tür.
    Wenn ich mein ganzes Leben nach aus Filmen gewonnenen Einsichten ausrichten würde, dann liefe ich Gefahr, ebenso ausgeflippt durch die Gegend zu laufen wie viele unserer bekanntesten Schauspieler.
    Außerdem

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