Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenspiel

Schattenspiel

Titel: Schattenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
und wo man sich keine Sorgen zu machen braucht. Dahin, wo du bist!« Er starrte sie an. »Wie hübsch du aussiehst, Laura!«
    Sie trug ein moosgrünes Wildlederkostüm unter ihrem Mantel, weiche Lederhandschuhe an den Händen, kleine Diamanten in den Ohren. Sie empfand sich selber als provozierend.
    »Ich habe auch Sorgen, Ken. Mehr als du denkst!«
    Von der Tür her kam ein leises Lachen. Laura drehte sich um und sah einen hübschen, dunkelhaarigen Jungen, den sie schon zwei- oder dreimal bei Ken getroffen hatte. Er war ganz in schwarzes Leder gekleidet und hatte im Stiefelschaft ein Messer stecken. In seiner Gesellschaft befanden sich zwei blonde, magere Kerle, von denen zumindest einer mit Sicherheit auch an der Nadel hing. Sie sahen aus wie schmallippige, pickelige Vorstadtzuhälter.
    »Sieh an«, sagte der Dunkelhaarige. »Madame hat auch Sorgen. Genau wie die armen Schweine in der Bronx. Dabei läßt sie sich doch von einem Multi ficken! Machen die das eigentlich besser als wir?«
    »Halt deinen Mund, Joe«, sagte Ken, aber es klang keineswegs verärgert. Alles, was Ken sagte oder tat, war von einer gewissen Emotionslosigkeit. Die Drogen nahmen ihm jegliche Energie. Er regte sich über nichts wirklich auf, noch freute er sich über irgend etwas. Seine Apathie nahm mit jedem Tag zu.
    Laura erhob sich. »Ich gehe dann wohl besser«, sagte sie eisig. Als sie durch die Tür wollte, vertrat Joe ihr den Weg. »Nicht so
eilig – Laura!« Er sprach ihren Namen mit Betonung aus. »Es gibt ja vielleicht noch ein paar Dinge, die wir bereden könnten.«
    »Ich will jetzt gehen.«
    »Wartet dein reicher Lover auf dich?«
    »Laß mich vorbei, Joe!«
    »Das sind meine Freunde Ben und Jay.« Joe verwies auf die blonden Jungs, die anzüglich und dümmlich grinsten. »Wir drei haben uns etwas überlegt.«
    Er schüchterte Laura ein. Dieser Joe verfolgte einen Plan.
    »Ken...« sagte Laura bittend.
    Ken fühlte sich wohl etwas unbehaglich. »Laß dir doch von Joe erzählen, was er vorhat, Laura.«
    »Ach so. Du bist also schon vollkommen im Bilde. Phantastisch, Ken, wirklich. Vielleicht hättest du schon einmal vorher deinen Mund aufmachen können.«
    »Paß auf, Mäuschen«, sagte Joe, »dein Lover ist ein verdammt reicher Kerl. Der schwimmt im Geld. Wahrscheinlich habt ihr ein unheimlich feines Appartement da in der Fifth Avenue, was? Goldene Löffel, Schmuck, Bilder und Teppiche. Liegt da haufenweise herum, was? Wahrscheinlich muß man es nur einsammeln.«
    Laura schwieg. Sie blieb auf der Hut, schaute Joe mißtrauisch und abwartend an. Jay zog ein Springmesser hervor, ließ es vorund zurückschnappen.
    »Hör auf mit deinem Unsinn«, fuhr Joe ihn an. Dann zauberte er wieder ein Grinsen auf sein Gesicht. »Weißt du was, Laura-Baby? Ich gehe jede Wette ein, daß dein Lover sauwütend wäre, wenn er wüßte, daß du dich hier fast jeden Tag mit deinem Ex-Freund in’nem schmuddeligen Keller triffst und ihm dabei noch jede Menge Kohle zusteckst. Was meinst du?«
    Laura musterte ihn kalt. »Was willst du, Joe?«
    »Ken, deine Maus kapiert schnell. Cleveres, kleines Ding.«
    »Was willst du, Joe?«
    Joe hob abwehrend die Hände. »Nicht so feindselig, Maus. Ich hab’ mir gedacht, wir könnten Freunde werden, und dann etwas gemeinsam machen.«

    »Und was?«
    »Du magst mich nicht, wie?«
    »Ich werde nicht gern erpreßt.«
    »Nicht frech werden, ja?« fauchte Joe. Jay ließ sein Messer wieder aufspringen. Jetzt schaltete sich Ken ein. »Laura, versteh das doch. Der Mann hat soviel Geld. Der merkt es ja überhaupt nicht, wenn etwas fehlt.«
    Laura fuhr herum, Zorn blitzte in ihren Augen. »Und das gibt jedem das Recht, ihn zu bestehlen? Glaubt ihr denn selber, was ihr sagt? Ken, ich bestehle David nur für dich, für dich ganz allein! Für niemanden sonst!«
    »Wie rührend«, bemerkte Joe spöttisch. Jay warf sein Messer in die Luft und fing es wieder auf. Seine Begabungen schienen sich auf diese Tätigkeit zu beschränken.
    »Joe, laß uns allein«, befahl Ken. »Ich spreche mit Laura.«
    Joe zögerte. »Aber sag ihr alles!«
    »Klar. Ihr könnt gehen. Ich bring das in Ordnung.«
    »Da bin ich aber gespannt«, warf Laura ein.
    Nach einigem Hin und Her erklärte sich Joe bereit, zumindest vorläufig das Feld zu räumen. Ben, der bislang kein Wort gesagt hatte, begehrte noch einmal auf. »Es ist aber auch unsere Geschichte, Ken!«
    »Okay, okay. Wenn ich euch brauche, sage ich es. Jetzt laßt mich doch erst einmal mit ihr

Weitere Kostenlose Bücher