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Schatz, schmeckts dir nicht

Schatz, schmeckts dir nicht

Titel: Schatz, schmeckts dir nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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Kartoffelsorte, der Konsistenz des Breis, der richtigen Temperatur und manchmal ging’s schief und man wusste nicht warum.
    Indien und noch einmal Indien.
    Aber bei einer Könnerin wie Helene klappte es natürlich wunderbar. Sie dankte Bobby für seine Hilfe, entließ ihn wieder an den Tisch und gab ihm noch zwei Schüsselchen voll Preiselbeermus mit, die sie schon bereitgestellt hatte. Dann tauchte sie ihre Hände kurz in kaltes Wasser, griff sich beherzt einen Klumpen des kochendheißen Kloßteiges, drückte ein paar geröstete Brotbröckchen hinein, formte mit fliegenden Fingern einen Kloß, und ließ ihn sanft in den großen Topf siedenden Wassers auf dem Herd gleiten. So verfuhr sie, bis der Teig aufgebraucht war, und fragte sich, was an Dianes Erzählungen sie so aufbrachte. Sie erzählte keineswegs großspurig oder effekthascherisch, sich selbst in den Mittelpunkt stellend. Anscheinend hatte sie eben ein wirklich interessantes und nicht alltägliches Leben hinter sich. Kein Wunder, dass sie die anderen damit in ihren Bann zog. Helene lauschte also nebenher weiter dem sonoren Klang von Dianes Stimme, was nicht schwierig war, da sie nicht eben leise sprach.
    Der Rotkohl war am Köcheln, ebenso wie die Soße, und Helene füllte beides in das vorgewärmte Serviergeschirr und brachte es zu Tisch. Jetzt musste alles schnell gehen. Voller Spannung holte sie die große Platte mit der Rehkeule aus dem Ofen, nahm die Folie herunter, mit der sie sie vor dem Austrocknen geschützt hatte, und stellte das in akkuraten Scheiben arrangierte Prachtstück auf die Warmhalteplatte in die Mitte der Tafel. Es war klar, dass dieser Anblick einen Themenwechsel nach sich ziehen würde. So war es auch. Dianes Erzählfluss hörte auf zu strömen und allenthalben äußerte sich Bewunderung. Helene eilte, die aufgestiegenen Klöße in eine Schüssel zu schichten, servierte sie sogleich und setzte sich dann wieder unter ihre Gäste.
    »Du Arme! Die ganze Zeit musst du dich für uns abrackern! Was du dir immer für eine Arbeit machst!«, ließ sich Dorothea vernehmen.
    Dass für Dorothea die Kunst, etwas Essbares selbst zuzubereiten – und vor allem noch schmackhaft – eine unlösbare Aufgabe darstellte, war ja hinreichend bekannt. Natürlich übertünchte sie ihre Unfähigkeit mit dem Argument, sie widme ihre kostbare Zeit erhabeneren Dingen, als ausgerechnet dem heutzutage eigentlich überflüssigen Kochen. Sie hatte einfach keine Ahnung.
    »Aber das macht sie doch gerne, nicht wahr, Helene?«, widersprach Ulli, die sich schon auf den nächsten Gang freute.
    »Ich finde, wir sollten ein Glas auf unsere begnadete Köchin trinken und ihr für ihre Mühe danken«, mischte sich Jan ein, der inzwischen den Saint Emilion seinen Gästen kredenzt hatte.
    Dem stimmten natürlich alle zu und erhoben bereitwillig ihre Gläser.
    Helene prostete zurück, nahm einen Schluck und forderte dann auf, sich zu bedienen, damit nichts kalt würde. Als aufmerksame Gastgeberin nahm sie das Vorlegebesteck, um ihren Gästen persönlich die besten Stücke von der prächtigen Rehkeule zu servieren.
    »Ist das ein Souvenir von deinem hochherrschaftlichen Schlosswochenende, Helene?«, erkundigte sich Bobby.
    »Aber ja! Eine Rehkeule aus den gräflichen Wäldern, zubereitet nach einem Originalrezept der Gräfin von Warthenstein.«
    »Hast du das liebe Rehlein etwa auch selbst geschossen?« Ausgerechnet Ulli stellte mit wohligem Schaudern diese Frage.
    »Ich könnte so was nicht!«
    Aber in dich reinstopfen kannst du’s wohl, hätte Helene ihr gerne Bescheid gegeben.
    »Leider beherrsche ich nicht die hohe Kunst des Waidwerks, sonst hätte ich euch bestimmt ein selbst erlegtes Wildbret serviert. Jetzt müsst ihr mit einer Rehkeule vorliebnehmen, die ein erfahrener Jägersmann erlegt hat. Ich hoffe, sie mundet euch trotzdem.«
    Diane war jetzt an der Reihe, ein Stück Fleisch vorgelegt zu bekommen. Doch sie hielt beide Hände über ihren Teller und lehnte dankend ab.
    »Oh, Sie mögen kein Wild? Das tut mir aber leid, das wusste ich nicht«, entschuldigte sich Helene.
    »Ich esse überhaupt kein Fleisch. Das konnten Sie ja nicht wissen. Ist aber wirklich kein Problem, Helene!«, sagte Diane sanft.
    »Dann nehmen Sie doch wenigstens vom Rotkohl und den Klößen, die schmecken nur mit der Soße auch sehr gut«, wollte Helene ihr einen Ratschlag geben.
    »Vielen Dank für Ihre Fürsorge. Der frische Salat und die gute Suppe waren mehr als genug für mich. Ich musste

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