Schatzfinder
täglich selbst beschimpfen und herunterputzen ist wahrlich tragisch. Wir haben uns leider an zu viel davon gewöhnt. Eine der schlimmsten, aber normalen Beschimpfungsarten ist es, wenn wir einen Teil unserer Persönlichkeit als inneren Schweinehund beschimpfen. Da ist ein Persönlichkeitsanteil in uns, der uns beschützen und behüten will, und wir schimpfen ihn nicht nur einen Hund, sondern einen Schweinehund. Als Schweinehund wurden früher Jagdhunde bezeichnet, die zur Wildschweinjagd eingesetzt wurden. Sie sollten die Säue bis zur totalen Ermüdung hetzen und sich dann in sie verbeißen und sie festhalten, bis der Jäger es schaffte, sie zu töten. Der Ausdruck Schweinhund wurde synonym mit Drecksack, Mistkerl oder Schuft verwendet. Ihn öffentlich zu verwenden war verpönt. Die Nationalsozialisten griffen den Begriff auf und prägten die Redensart »den inneren Schweinehund überwinden«, womit die Angst des Soldaten vor der Front gemeint war. Mit anderen Worten: Du musst ein noch größerer Drecksack, Mistkerl und Schuft sein, damit du es schaffst, deine soldatische Pflicht zu erfüllen. Wenn wir nun unsere eigene Wahrheit schaffen, indem wir diesen Begriff und diese Redensart wählen und glauben, das würde uns motivieren, Unangenehmes zu erledigen, dann halte ich diese Wahl für unverantwortlich.
Aber vielleicht ist genau das der Grund für diese merkwürdige Mode: Wenn wir unser Versagen dem inneren Schweinehund zuschieben,dann müssen wir ja keine Verantwortung mehr übernehmen. Es sind ja dann nicht mehr wir, die scheitern, sondern der innere Schweinehund.
Wer unverantwortlich mit seiner Ich-Wahrheit umgeht, wer immer nur normal denkt, wer immer nur das »Realistische« glaubt, der hält den Status quo fest und denkt nur in den Möglichkeitsformen und -dimensionen der Vergangenheit – und damit ist ein Durchbruch nicht mehr möglich.
Wir bezeichnen die Dinge als unrealistisch, weil sie in unserer bisherigen Realität noch nicht vorgekommen sind.
Der, der die Vergangenheit als Maßstab nimmt, dem mag die Vorstellung einer besseren, erfolgreicheren Zukunft gerne unrealistisch erscheinen. Wir bezeichnen die Dinge als unrealistisch, weil sie in unserer bisherigen Realität noch nicht vorgekommen sind.
Die Synonyme von unrealistisch sind unter anderem: abenteuerlich, träumerisch, optimistisch, fantastisch, visionär. Manche klingen doch gar nicht so schlecht.
Deshalb sollten wir bei unseren Überzeugungen, unseren eigenen Mauern, Hürden und Chancen genau hinschauen, was wahr und was falsch ist. Und insbesondere die Dinge überprüfen, von denen wir mit Sicherheit glauben, dass sie wahr und richtig sind.
Mein Steuerberater war so einer. Bei jedem Vorhaben beteuerte er, dass dieses Vorhaben nicht funktionieren würde. Dies führte meist zu einer heftigen »Es geht nicht«-Diskussion. Auf meine resignierende Frage, warum es denn nicht klappen könne, erntete ich die Antwort: »Ich weiß, dass es nicht geht, ich habe das studiert.« Und damit war die Diskussion beendet – unsere Zusammenarbeit ist es mittlerweile auch.
Ich berate viele Unternehmen und Branchen, von denen ich bekannterweise nicht viel verstehe. Eine erfolgreiche Fügung, denn würde ich all die Hintergründe und Geschichten der einzelnen Branchen kennen, so würde ich auch deren Grenzen kennen, die angeblich gelten, und hätte nicht mehr den Blick für dasRevolutionäre. Da ich die Grenzen nicht kenne, kann ich für meine Klienten echte Durchbrüche erzielen, die dann auch Realität werden.
Alles andere sind nur Geschichten – und die meisten Branchen erzählen zu viele Geschichten, die einfach nur Geschichten sind. In zu vielen Meetings werden immer wieder Geschichten erzählt, die nur vom Wesentlichen ablenken und falsche Wahrheiten verbreiten. Es gibt wenige Branchen, in denen es keine Geschichten gibt. Notärzte zum Beispiel: Wenn sie zum Zielort kommen, haben sie keine Zeit für Geschichten. Sie ziehen ihr Ding durch.
Es gibt einen Fall in einem Casino in Las Vegas. Ein Croupier steht an einem der Tische und dreht das Roulette. Das Rouletterad dreht sich, und irgendwann kommt die Kugel zum Liegen. Die 7. »Oh nein«, ruft einer der Anwesenden voller Enttäuschung. Dann gibt er dem Croupier 10 Dollar. Da der Mann gar keine Jetons hat und vorher auch nicht gesetzt hat, fragt der Croupier ihn überrascht, wofür denn das Geld sei. Der antwortet darauf: »Es war eine geistige Wette. Ich habe in Gedanken 10 Dollar auf die Nummer 19
Weitere Kostenlose Bücher