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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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heißt, du bist gar nicht Vivien Duvall«, sagte er nach ein paar Sekunden tonlos und endgültig.
    »Und wenn ich es doch bin? Vielleicht haben sich alle über mich geirrt! Vielleicht ist Vivien Duvall gar nicht …«
    Er unterbrach sie: »Du kannst nicht Vivien Duvall sein, verdammt noch mal.« Er sah sie an, als sähe er sie zum ersten Mal im Leben. »Bis eben noch hätte ich jeden Eid geschworen, dass du es bist. Du siehst genauso aus wie sie, aber du bist es nicht. Du kannst es nicht sein!«
    »Aber wie kann ich Vivien Duvall so ähnlich sein? Da müsste ich ja … verwandt mit der echten Vivien sein.
    Vielleicht sind wir sogar …« Der aufsteigende Gedanke ließ sie verstummen.
    »… Zwillinge«, vollendete Grant mit grimmiger Miene. »Wenn man die Ähnlichkeit bedenkt, wäre das absolut möglich. Aber noch nie hat jemand davon gehört dass Vivien Duvall eine Schwester hätte. Geschweige denn eine Zwillingsschwester.«
    Ihr flehentlicher Blick traf ihn bis ins Mark. »Bist du ganz sicher, dass ich nicht Vivien Duvall bin? Was du über mich erzählt hast mit all den Männern und auch mit den Tagebuch – das war nicht ich?«
    »Nein, das warst nicht du«, sagte er in einem Ton, der keine Zweifel zuließ.
    Sie heulte auf und begann zu seinem Schrecken, hemmungslos zu weinen, die Hände vor das Gesicht geschlagen.
    Tränen quollen zwischen ihren Fingern hervor.
    Grant konnte das nicht mit ansehen. Er zog sie an sich und drückte sie an seine nackte Brust streichelte ihr über den Kopf und versuchte sie zu beruhigen. Er war aufgewühlt und machte sich die größten Vorwürfe. Wie hatte ihm nur dieser Irrtum passieren können?
    »Es tut mir so leid, Vivien. Ich bin schuld an diesem Schlamassel, und ich weiß nicht wie ich das wiedergutmachen kann«, murmelte er. »Und ich hab dir deine Unschuld genommen, das ist unverzeihlich. Es tut mir wirklich so Leid …«
    »Aber nein«, schluchzte sie. »Deshalb weine ich doch gar nicht!« Sie sah ihn mit feuchten, geröteten Augen ins Gesicht. »Ich bin nur so erleichtert dass ich doch nicht Vivien Duvall bin.« Sie schluckte schwer. »Und doch: Immerhin glaubte ich zu wissen, wer ich war. Und auch wenn es schmerzte, eine Prostituierte zu sein, so fühlte ich mich doch irgendwie sicher. Und jetzt?« Wieder liefen ihr Tränen die Wangen herunter. »Was soll ich jetzt tun? Ich bin wieder niemand. Ich halte diese Ungewissheit nicht mehr aus!«
    Sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt und Grant hielt sie fest in seinen Armen. Er machte sich immer mehr Vorwürfe. Was war er doch für ein blinder Idiot gewesen. »Ich werde es herausfinden. Ich werde herausfinden, wer du bist«, sagte er schließlich entschlossen. »Das schwöre ich, verdammt! Aber bitte hör jetzt auf zu weinen.«
    Aber sie konnte sich noch nicht beruhigen. Und so streichelte er sie weiter und dachte nach. Darüber, was geschehen sein konnte, darüber, wer sie wirklich war und warum sie an Vivien Duvalls Stelle getreten war. Und warum niemand nach ihr suchte. Die Frau in seinen Armen, wie immer sie hieß, musste doch Freunde und Familie haben. Irgendwer musste sie vermissen, musste sich Sorgen machen. Vielleicht hatte sie sogar einen Verlobten. Es war immerhin möglich. Alles war möglich bei einer Frau mit ihrer Schönheit und Anmut. Aber dieser Gedanke tat ihm weh.
    Sie hatte ein eigenes Leben, über das keiner von ihnen beiden etwas wusste.
    Und aus all dem ergab sich noch eine Frage: Wo zum Teufel steckte die echte Vivien Duvall? Hatte der Kerl, der sie umbringen wollte, sie vielleicht schon längst gefunden und sein Verbrechen vollendet?
    Grant wälzte diese Fragen hin und her, während er darauf wartete, dass Vivien sich beruhigte. Vivien. Er wusste nicht, wie er sie sonst nennen sollte.
    Ihr Atem ging jetzt ruhiger. Er legte sie sanft aufs Bett deckte sie zu. Dann stand er auf, nahm sich einen weinroten Morgenmantel und läutete nach Kellow, der nach wenigen Minuten auftauchte. Sein Haar stand ihm wild vom Kopf ab und sein Blick war schlaftrunken. »Ich brauche heißes Wasser und ein paar Tücher«, sagte Grant knapp.
    »Jawohl, Sir!« Kellow verschwand und Grant ging wieder zum Bett. Vivien hatte sich nicht bewegt. Sie lag ganz ruhig, und Grant dachte zuerst, sie wäre eingeschlafen. Doch dann sah er, dass ihre Augen offen waren. Aber ihr Blick war nach innen gerichtet. sie war tief in Gedanken versunken.
    »Ich werde gutmachen, was ich dir angetan habe«, sagte Grant leise. »Das schwöre

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