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Schlafender Tiger. Großdruck.

Schlafender Tiger. Großdruck.

Titel: Schlafender Tiger. Großdruck. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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hin­aus­zu­fah­ren, um das Deck zu schrub­ben.
    Als Fies­ta in Ca­la Fu­er­te er­schi­en, schenk­te Ge­or­ge ihr ein Frei­ex­em­plar mit der hand­ge­schrie­be­nen Wid­mung Für Jua­ni­ta von Ge­or­ge Dyer, in Lie­be und Hoch­ach­tung. Es war ihr wert­volls­ter Be­sitz nach dem Ehe­bett, das ihr von ih­rer Groß­mut­ter ver­erbt wor­den war, und den Bett­la­ken aus Lei­nen, so schwer wie Le­der, die sie selbst mit Sti­cke­rei­en ver­ziert hat­te. Sie sprach kein Eng­lisch und konn­te nicht le­sen, doch das Buch be­kam in ih­rem Haus einen Eh­ren­platz mit ei­nem ei­ge­nen Zier­deck­chen als Un­ter­la­ge.
    Jua­ni­ta be­trat nie­mals al­lein die Ca­sa Bar­co, da sich das ih­rer Mei­nung nach nicht schick­te. Statt des­sen saß sie drau­ßen an der Wand, die Hän­de im Schoß und die Bei­ne an den Knö­cheln über­ein­an­der­ge­schla­gen wie ein Mit­glied des Kö­nigs­hau­ses, und war­te­te dar­auf, daß Ge­or­ge ihr die Tür öff­ne­te. Er sag­te dann: „Bue­nos di­as, Jua­ni­ta., sie tausch­ten Höf­lich­kei­ten über das Wet­ter aus, und sie frag­te ihn, wie der Señor ge­schla­fen hat­te. Er hat­te nie den Grund für die­ses selt­sa­me Ver­hal­ten her­aus­ge­fun­den, frag­te aber nicht da­nach. Viel­leicht hat­te es et­was da­mit zu tun, daß er kei­ne Frau hat­te.
    Am Mor­gen nach dem Sturm wach­te er um sie­ben Uhr auf. Er hat­te doch auf dem So­fa ge­schla­fen, weil er es nicht übers Herz ge­bracht hat­te, das be­que­me Bett für sich zu be­an­spru­chen. Drau­ßen herrsch­te Stil­le. Der Wind hat­te sich ge­legt, und als Ge­or­ge auf­stand, die Fens­ter­lä­den öff­ne­te und auf die Ter­ras­se trat, emp­fing ihn ein kla­rer, wol­ken­lo­ser Him­mel. Die Luft roch süß und feucht nach dem Re­gen, auch wenn das Was­ser im Ha­fen von dem Sturm trü­be war und die Spu­ren der Ver­wüs­tung be­sei­tigt wer­den muß­ten. Er fing gleich da­mit an, in­dem er sei­ne wack­li­gen Ter­ras­sen­mö­bel, die der Sturm um­ge­weht hat­te, wie­der auf­stell­te und ei­ne Was­ser­pfüt­ze vom Tisch wisch­te. Dann ging er zu­rück ins Haus, zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an und be­schloß, Tee zu ma­chen. Es war je­doch kein Was­ser im Kes­sel, und er hat­te Angst, Se­li­na zu we­cken, wenn er den Ei­mer in den Brun­nen hin­a­bließ.
    Da die Ho­se und der Pull­over, die er am Abend zu­vor ge­tra­gen hat­te, für das, was er vor­hat­te, un­prak­tisch wa­ren, stieg er zur Ga­le­rie hin­auf. Se­li­na schlief im­mer noch wie ein klei­nes Kind; in sei­nem Py­ja­ma und dem rie­si­gen Bett wirk­te sie sehr jung und ein we­nig ver­lo­ren. So lei­se wie mög­lich griff er nach der erst­bes­ten Ho­se und dem erst­bes­ten Hemd und stieg die Lei­ter wie­der hin­un­ter. Er dusch­te - das Was­ser war ei­sig nach dem Sturm -, zog sich an und öff­ne­te die Tür für Jua­ni­ta. Sie war noch nicht da, doch wenn die Tür of­fen­stand, wür­de sie her­ein­kom­men und ihm sein Früh­stück ma­chen. Dann ging er über die Ter­ras­se die Stu­fen hin­un­ter zum Schiffs­an­le­ger, stieg ins Ding­hi und ru­der­te zur Eclip­se hin­aus.
    Das Boot schi­en den Sturm heil über­stan­den zu ha­ben. Er über­prüf­te die Taue, be­vor er an Bord ging. Zum Glück hat­te er vor­sorg­lich die Per­sen­ning über dem Boots­deck be­son­ders gut be­fes­tigt, so daß es re­la­tiv tro­cken ge­blie­ben war, auch wenn die Per­sen­ning selbst vor Näs­se tropf­te. Er lös­te ei­ni­ge der stramm­ge­zo­ge­nen Fal­lei­nen und ging un­ter Deck, um sich zu ver­ge­wis­sern, daß die vor­de­ren Lu­ken kein Was­ser durch­ge­las­sen hat­ten. Be­ru­higt kehr­te er an Deck zu­rück, setz­te sich auf den Lu­ken­rand und zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te an.
    Es wür­de ein sehr war­mer Tag wer­den. Schon stieg Dampf von den nas­sen Decks­plan­ken und der Per­sen­ning auf, die er zum Trock­nen aus­ge­brei­tet hat­te. Die Luft war so klar, daß man bis tief ins Lan­des­in­ne­re, noch über das weit ent­fern­te Kreuz von San Es­te­ban hin­aus se­hen konn­te. Es herrsch­te ei­ne sol­che Stil­le, daß Ge­or­ge je­des Wort ver­stand, als ein Fi­scher auf sei­nem Boot lei­se et­was zu sei­nem Be­glei­ter sag­te. Das

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