Schlangenblut (German Edition)
Adresse und ihre Telefonnummer waren fein säuberlich aufgedruckt.
In der Rechnung steckte eine Visitenkarte von Cindy Ames. Auf der Rückseite war ein Smiley mit Herzen als Augen gezeichnet.
Lucy zerknüllte die Karte zu einem Knäuel mit scharfen Rändern.
Burroughs wartete schon mit seinem Wagen neben ihrem. Er kurbelte das Fenster herunter. »Was ist denn los?«
»Diese Reporterin, Ames. Sie haben gesagt, die hat Ihre Familie in die Nachrichten gebracht? Würde sie wirklich so tief sinken, auf diese Weise zwei Kinder in Gefahr zu bringen?«
Zwischen seinen Brauen bildete sich eine senkrechte Zornesfalte, als er die Stirn runzelte. »Ja, die hat da keine Hemmungen.«
»Dann geht’s eben nur auf die harte Tour. Sie hat meinen Wagen durchsucht.«
»Das können Sie doch gar nicht wissen.«
»Sie hat ihre Visitenkarte hinterlassen.« Sie warf ihm die zerknüllte Karte durchs Fenster zu und hob erneut das Telefon ans Ohr. »Taylor, Sie müssen für mich den Chefredakteur von –« Sie schaute Burroughs fragend an.
» WDDE , Kanal 2«, sagte er.
»Kontaktieren Sie die Zuständigen im Sender und legen Sie eine offizielle Beschwerde ein. Erklären Sie ihnen, dass ich Zeugin eines öffentlichen« – mehr als zwei Beteiligte zählten bereits als Öffentlichkeit – »und aufgezeichneten Gesprächs wurde, bei dem eine ihrer Reporter namens Cindy Ames verleumderische Äußerungen –«
»Dann soll ich also verdeckte Ermittlungen –«
»Nein«, erklärte sie in einem Ton, der Megan meistens die Wände hochgehen ließ. »Sie führen keine verdeckten Ermittlungen durch. Sie vertreten das FBI in einer äußerst heiklen Situation. Sagen Sie, dass ich zwar nicht darauf bestehe, als Zeugin auszusagen, mich aber gezwungen sehen könnte, an die Öffentlichkeit zu treten, falls diese Reporterin nicht von dieser Story abgezogen wird. Stellen Sie dabei klar, dass es uns vor allem um Ashleys Sicherheit geht und wir eine Kooperation in diesem Fall zu schätzen wissen, das übliche Gewäsch eben.«
»Cool, ein Täuschungsmanöver. Soll ich mich als überwachender Special Agent ausgeben? Nein, nein, stellvertretender überwachender Special Agent wäre wohl glaubwürdiger, oder? Ich könnte auch –«
»Taylor.« Er schwafelte weiter. »Taylor!«
»Ja?«
»Burroughs und ich sind auf dem Weg zu Fegley. Ich möchte, dass Sie Ihren Koffeinkonsum halbieren, verstanden?«
»Ja, klar, aber –«
»Was aber?« Sie ließ den Subaru an und bedeutete Burroughs, dass er vorausfahren sollte.
»Ich trinke kein Koffein, Lieutenant. Das ist schlecht für –« Sie brach das Gespräch ab und folgte Burroughs.
***
Was würde Vixen tun? wurde Ashleys neues Mantra, als sie versuchte, die Situation in den Griff zu bekommen. Vixen würde zumindest nie aufgeben. Okay, das wollte sie auch nicht. Schließlich war sie Vixen.
Das war doch nur ein Computerspiel , mahnte eine andere Stimme in ihrem Kopf. Ashley verdrängte sie. Ihre Finger krümmten sich, so groß war ihr Verlangen, sich zu schneiden – nur ein Mal bitte –, doch sie verweigerte sich diese Freude. Vixen ritzte nicht – sie tötete.
Als Erstes musst du deinen Feind kennen. Nenn ihn einfach Mr Skankypants. Er hat sich das ausgedacht, es vorbereitet und geplant. Aber was war mit Bobby? Hatte Mr Skankypants auch für Bobby etwas vorbereitet?
Bobby ist entweder tot oder glaubt, du hast ihn sitzenlassen. Egal, vergiss ihn, er kann dir nicht helfen. Die Stimme war die von Vixen, ganz ruhig, cool und gefasst. Die Killermaschine, die durch die Dunkelheit schleicht und jagt.
Aber Ashley konnte Bobbys Gesicht einfach nicht aus ihren Gedanken verdrängen. Er würde nicht aufgeben, das war nicht seine Art.
Dann ist er also tot. Genau wie die Mädchen, die vor dir an der Reihe waren , fuhr Vixen mit ihrer gnadenlosen Stimme fort. Was glaubst du wohl, woher sonst dieser Gestank stammt? Skankypants hat schon öfter gemordet, und er wird dich als Nächste töten, wenn du nicht deinen Arsch hochkriegst und einen Ausweg findest.
Ashley hatte den Geruch verdrängt, der im Raum hing, aber plötzlich war er wieder da und drohte sie zu ersticken wie Erde, die auf ein Grab geworfen wird.
Ein flaches Grab , spottete Vixen.
Ashley wiegte sich vor und zurück und kaute an ihren Fingernägeln. Nicht am Daumennagel, dem scharfen, den sie sich aufgehoben hatte. Die anderen aber waren Freiwild, alle schon vollständig abgekaut. Auch wenn es nicht so gut war wie Ritzen.
Sie zog die Finger
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