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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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die Lampe. Sie war so leicht! Es war fast unmöglich, sie zu spüren, während mein Arm von den harten Metallkanten beinahe zerschnitten wurde. Die kleinste Berührung würde reichen, um die Stiftlampe wegzustoßen. Da ich das wusste, legte ich zwei Finger auf die Lampe und zog sie, tapste sie, krabbelte sie unendlich langsam zu mir her. Suchte den Schalter erst, als ich sie sicher hatte. Winzig klein. Ich fand ihn. Verschob ihn.
    Das Licht erlosch.
    Ich konnte nicht sehen, wie der Strahl verschwand, aber ich konnte es hören.
    Ich hörte es daran, dass die Schritte stehen blieben. Zwei, höchstens drei Meter neben dem Wagen taten sie es.
    Mir war sofort bewusst, dass ich den Fehler meines Lebens gemacht hatte. Wie unter einem körperlichen Schmerz krümmte ich mich zusammen, und der Schweiß schoss aus meinen Poren. Hätte der Mann dort draußen mich noch länger warten lassen, hätte ich mir ohne Frage in die Hose gemacht.
    Doch er war schnell. Es klang, als würde er einen Satz machen. Er prallte lautstark gegen die Tür, wahrscheinlich, um jemanden zu erschrecken, der im Wagen auf der Lauer lag, und riss sie fast gleichzeitig auf. Dann packte mich eine Hand im Nacken. Sie versuchte mich aus dem Auto zu zerren, doch mein rechter Arm hatte sich irgendwo unter dem Sitz verkantet.
    Ich glaubte den Knochen schon brechen zu hören. „Bitte nicht!“, brüllte ich und drehte mein Gesicht nach oben, damit er mich sehen konnte. Damit er begriff, dass ich ein junges Mädchen war und ihm von mir keine Gefahr drohte. Fieberhaft zog ich meinen Arm unter dem Sitz hervor, was in der Stellung, in die er mich gebracht hatte, eine schreckliche Arbeit war. Eine Kante, von der ich nicht wusste, wofür sie da war, brachte mir einen tiefen Riss bei. Aber das war nur eine Fleischwunde. Ich hätte mir wahrscheinlich die Haut abziehen lassen, nur, um mir den Knochen nicht zu brechen. In meinem Leben hatte ich mir noch nie etwas gebrochen und stellte es mir furchtbar vor.
    Als der Mann sah, dass ich nicht mehr festhing, schleuderte er mich aus dem Wagen. Er tat es mit solcher Brutalität und Kraft, dass sich jede Hoffnung, er könne doch Mitleid mit mir haben, sofort auflöste. Er nahm in Kauf, dass mein Gesicht auf die Erde schlug. Oder hatte es sogar beabsichtigt. „Umdrehen!“, bellte er und stieß mir die Spitze seines Schuhs in die Seite. Ich wälzte mich auf den Rücken. Unwillkürlich bedeckte ich mein Gesicht und meine Brust mit den Händen. Aber nur so lange, bis er mit dem Schuh dagegen trat. Dann legte ich meine Hände neben mich auf den Boden. War ihm hilflos ausgeliefert. Als nächstes stellte er sich auf meine langen blonden Haare.
    „Ich bin ... zufällig hier“, keuchte ich. Mehr fiel mir nicht ein.
    Natürlich war der zweite Mann ebenfalls herangekommen. Er hatte sich breitbeinig in die Nähe meiner Füße gestellt, die Waffe auf mich gerichtet. Mit beiden Händen hielt er sie, wie ein Revolverheld aus dem Western. Auch die Jeans passten dazu, doch dann war es auch schon aus mit der Ähnlichkeit. Er trug ein dunkles Sakko und eine graue Krawatte. Auf seiner breiten Nase saß eine randlose Brille.
    Er sagte etwas in einer Sprache, die ich für … Serbokroatisch hielt. So heißt sie doch, oder?
    Ich weiß nicht, wie viel ein Mensch in einer Minute schwitzen kann. Ich kam mir vor, wie ein Schwamm, den jemand ausdrückte. Meine Kleider klebten an meinem Körper, und überall spürte ich es rinnen.
    „Zufällig“, schien der Mann zu sagen. „Ein Mädchen in ihrem Alter will sich zufällig hier versteckt haben. Eine ziemlich schlechte Story, wenn du mich fragst.“ Seine Sprache verstand ich nicht, aber das musste er ungefähr gesagt haben, denn der andere antwortete jetzt in rauem, akzentbehaftetem Deutsch: „Von mir aus soll sie die Wahrheit sagen. Es spielt keine Rolle. Wir können sie trotzdem nicht gehen lassen. Sie hat alles gesehen.“
    Offenbar wollte er, dass ich ihn verstand. Er war der Sadist der beiden. Er schaffte es auch nicht, einfach stillzustehen. Sein Fuß, der noch immer auf meinen Haaren stand, bewegte sich ununterbrochen, fügte mir Schmerzen zu. Ich wollte gar nicht dran denken, was er mir sonst noch alles antun konnte.
    „Okay“, meinte der Mann, der den Revolver auf mich richtete. Er befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. Manche Leute taten das, wenn sie zielten. Ich hatte das bis heute immer für niedlich gehalten, besonders, wenn erwachsene Männer es taten.
    Ich konnte nichts

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