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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Beschwerden gegen den Laden vorlag. Die schaurige Gemeinde schlich sich davon, und Flynn stattete dem Jungen am nächsten Tag zu Hause einen Besuch ab. Um ein bisschen Eindruck zu schinden, ließ er zwei Streifenwagen vor der Tür parken. Eigentlich hatte er erwartet, dass der Priester oder sonst jemand Anzeige gegen ihn erstattete, aber es kam nichts. Sierra überprüfte seinen Bericht zwei Tage später mit finsterem Blick, sagte aber nichts.
    Als es ihn am nächsten Nachmittag in die Hamptons verschlug, dachte er die ganze Fahrt über an Danny. Er fuhr absichtlich nicht schneller als fünfzig Meilen, als habe er alle Zeit der Welt, während er darauf wartete, dass sein Bruder im Rückspiegel erschien, Zero einen seiner bissigen Kommentare abgab oder Patricia ihm erklärte, wie er Emma retten konnte. Aber er blieb allein, und er verstand nicht, warum.
    Draußen in den Hamptons, in einem Strandhaus auf einem Küstenstreifen, der allmählich vom Wasser weggespült wurde und die Familie wahrscheinlich den letzten Cent kostete, traf er auf einen Vater, der das Vergessen suchte.

    Betrunken, die Versicherungspapiere, Kontoauszüge und zwei Taschenrechner auf dem Wohnzimmertisch vor sich ausgebreitet, saß er da und weigerte sich, Flynns Hand zu nehmen. Ein Kamin, perfekt zum Marshmallowsrösten, brannte und knisterte vor sich hin.
    Die Inneneinrichtung strahlte Geld, Komfort, Klasse, Stil und heile Familie aus, schöne Menschen, die vereint gegen das Profane kämpften. Von außen betrachtet dauerte es vielleicht noch ein Jahr, bis das Haus im Meer versank.
    Es hätte jeden zerrissen, in ein Schloss zu investieren, das wahrscheinlich das nächste Weihnachtsfest nicht mehr erleben würde. Wenn man von seinen verschuldeten Cousins ausgelacht wurde und bei der Schwester auf dem Sofa pennen musste, weil man ein paar Millionen in ein Katastrophengrundstück versenkt hatte. Flynn sah den Mann schon selbst im Meer untergehen.
    Sein Name war Kenton. Flynn hatte ein paar Informationen über ihn eingeholt. Er war im Baugewerbe und hatte sich von unten hochgearbeitet. Jahrelang hatte er am Betonmischer gestanden und mit dem Presslufthammer Steine zerschlagen. Sein kräftiger, muskulöser Körper spannte sich an, als Flynn ihm seine Fragen stellte.
    Frau und Tochter tauchten auf und kauerten sich unter die Drucke holländischer Meister. Flynn entdeckte überall blaue Flecken an ihnen. Der linke Arm des Mädchens hing in einer Schlinge. Warum hatten es die Reichen nur immer so schwer?

    Kenton schimpfte auf ihn ein und ging irgendwann zu Drohungen über. Flynn wartete nur darauf, dass er sich auf ihn stürzte. Lange konnte es nicht mehr dauern. Das Gift strömte nur so aus dem Mann heraus.
    Während Flynn ihm zuhörte, häufte sich vor den Fenstern der Schnee, der Thermostat hielt glatte einundzwanzig Grad, und man spürte das Haus förmlich Zentimeter um Zentimeter absacken. Der Rauchgeruch der brennenden Holzscheite weckte in ihm Kindheitserinnerungen, die nicht seine eigenen waren. Er dachte daran, wie seine Eltern sich gegenseitig mit Kürbiskuchen fütterten, sich lachend in den Armen hielten und unter dem Mistelzweig tanzten, während Danny und er vor dem Kamin Geschenke auspackten. Wie die ganze Familie nach draußen ging und ein Iglu baute. Es war nie zu spät, um von einer glücklichen Kindheit zu träumen.
    Schließlich fing das kleine Mädchen zu weinen an. Die Mutter sagte, sie solle still sein, und Kenton beschuldigte Flynn, seine Tochter zum Weinen gebracht zu haben.
    »Sehen Sie!«, brüllte er. »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben!«
    Seine Augen sprangen unruhig hin und her, die dicken Adern an seinen Schläfen zuckten. Flynn warf der Frau einen mitleidigen Blick zu, ging zum Tisch, nahm ein paar Formulare und schmiss sie ins Feuer.
    Kenton brüllte wie ein Löwe, und sein Gesicht lief rot an. Warum freute der Mann sich nicht? Flynn hatte nur getan, was er schon seit Monaten, vielleicht Jahren, hatte tun wollen. Für einen so großen, zornigen Mann
bewegte er sich eher langsam und vorsichtig. Er wusste, dass er eine Grenze übertrat.
    Er stampfte vorwärts. Die Frau schrie auf, das Mädchen ebenso, dann verharrten beide regungslos, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen. Offenbar erwartete der Mann, dass Flynn entweder zuschlug oder sich verdrückte, und war dementsprechend verwirrt, als er sich kein bisschen rührte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Faust wieder einzuziehen.
    Flynn sah seine Eltern

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