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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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geöffnet war? Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihre düsteren Gedanken. Als erste trat Mary Ann ins Zimmer. Wie Reverend Westbourne mit Zufriedenheit feststellte, trug sie wieder eines ihrer korrekten, soliden grauen Kleider. Die roten Locken waren streng aus dem Gesicht frisiert, am Hinterkopf zu einem festen Knoten gedreht. Wie sie nun vor der Schulleiterin stand, die Augen sittsam zu Boden gerichtet, da hätte er sie am liebsten in die Arme genommen. Doch natürlich war dies ausgeschlossen. Es konnte nicht schaden, wenn Mary Ann die gerechte Strafe für ihr unüberlegtes Handeln erhielt. Dies würde ihr helfen, sich zu einer ernsthaften Persönlichkeit zu entwickeln. Zu einer passenden Ehefrau für einen Geistlichen, der die Ambition hatte, in einigen Jahren Bischof zu werden. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. Welch angenehme Gedanken. Kitty war hinter ihrer Freundin ins Zimmer getreten. Auch ihr war das Schuldbewußtsein deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie hatte die ganze Nacht wachgelegenund war erst in den Morgenstunden in einen unruhigen Schlaf verfallen. Nein, sie bereute es nicht wirklich, daß sie diesen Ball besucht hatte. Sie hatte ja nicht vorausahnen können, daß Jasper dieses Ereignis nicht besuchen würde. Er hätte es genausogut tun und so den Ball zu einem erfreulichen Abenteuer machen können.
    Leid tat es ihr, daß sie Mary Ann in diese Geschichte mit hineingezogen hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, die Reaktion von Reverend Westbourne nicht vorauszusehen? Mrs. Clifford hatte mit ihrer Strafpredigt begonnen, doch die gestrengen Worte der Schulleiterin fanden bei Kitty nicht das gewünschte Gehör. Sie war sich sicher, daß der nächtliche Ausflug keine ernsthaften Folgen haben konnte. Wenn Mary Ann und sie zerknirscht genug um Verzeihung baten, dann würde die Strafe wohl nicht so schlimm ausfallen. Obwohl es ihr sehr schwerfiel, sich demütig und zerknirscht zu geben, solange der junge Geistliche im Raum war. Verstohlen glitt ihr Blick zu Reverend Westbourne hinüber. Da sah sie das kleine Lächeln auf seinen Lippen. Dieses kleine, selbstgefällige Lächeln. Mit einem Schlag war jedes Schuldbewußtsein wie weggewischt. Wie kam dieser Mann dazu, sich als Richter aufzuspielen? Wie kam er dazu, sie zu demütigen, Mary Ann zu demütigen? »Etwas derart Vulgäres ist mir in meinen zwanzig Jahren als Leiterin dieser Schule noch nicht untergekommen«, hörte sie Mrs. Clifford sagen. Die Schulleiterin wandte sich an Reverend Westbourne, der noch immer hoch aufgerichtet neben ihrem Schreibtisch stand. Seine Miene war nun wieder ernst. »Ich danke Ihnen, Reverend Westbourne, daß Sie so beherzt eingegriffen haben.« Mrs. Clifford war aufgestanden, um dem Geistlichen die Hand zu reichen. »Sie haben dem Institut einen großen Dienst erwiesen. Ich hoffe, es ist Ihnen gelungen, einen Skandal zu verhindern. Ja, in der Tat, das hoffe ich wirklich. Ich darf gar nicht daran denken. Schülerinnen meines Hauses bei einer frivolen Ballveranstaltung, inmitten von Jux und Tollerei…« Mr. Westbourne verneigte sich und nahm den Dank der Schulleiterin mit sichtlicher Genugtuung entgegen.
    »Was tat er dann dort?« konnte sich Kitty nicht verkneifen, ihrer Freundin zuzuflüstern.
    »Wie bitte?« Mrs. Clifford fuhr auf. »Hast du etwas dazu zu bemerken, Charlotta?«
    Kitty überlegte. »Nein, nichts, Mrs. Clifford«, antwortete sie schließlich. Ihre Wangen waren gerötet, ihre dunklen Augen blitzten. Mary Ann beobachtete diesen Blick ihrer Freundin mit Unbehagen. Es war nur noch eine Sache von wenigen Augenblicken, dann würde Kittys südländisches Temperament mit ihr durchgehen. Und das würde ihrer beider Lage wohl kaum verbessern. Obwohl sie selbst Reverend Westbourne ihre Meinung am liebsten ins Gesicht geschrien hätte. Hatte sie diesen Mann wirklich für liebenswert gehaltene Warum war ihr nie aufgefallen, wie selbstgerecht er war?
    »Miss Stapenhill, Sie wiederholen sofort Ihre Worte!« hörte sie nun seine Stimme. Die Worte waren in einem Tonfall gesprochen, der keinen Widerspruch duldete. Mary Ann schnappte nach Luft. Wie konnte er nur so unklug sein, Kitty wie ein Kind zu behandeln? Das würde sie sich niemals gefallen lassen!
    »Gerne, Mr. Westbourne«, hörte sie ihre Freundin auch schon sagen. Kittys wutentbrannte Miene war einem nichtsagenden Lächeln gewichen: »Wie Mrs. Clifford eben meinte, war der Ball bei Mrs. Nestlewood ein frivoles Vergnügen. Jux und

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