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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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zeigen. Natürlich haben wir noch etwas frei. Es reisen nicht viele Leute zu dieser Jahreszeit.« Mary Ann warf Al einen anerkennenden Blick zu, den dieser mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis nahm.
    Trotz ihrer Leibesfülle stieg die Wirtin mit raschen Schritten die Treppe empor. Ihr Umfang füllte beinahe die gesamte Breite des Treppenhauses aus. Wie hatte sie sich bloß so irren könnend? Das junge Ding im einfachen Reisemantel schien so gar nichts von einer Lady an sich zu haben. Aber der junge Mann war eine hochgestellte Persönlichkeit, da hatte sie keine Zweifel. Und daran änderte auch seine schlichte Kleidung nichts. »Ich werde Ben, unseren Burschen, anweisen, Ihnen heißes Wasser zu bringen. Essen in einer Stunde, Mylord, wie gewünscht. Wir haben allerdings nur eine sehr einfache Küche, ich hoffe, Sie verstehen.« Sie hielt die Tür zum Doppelzimmer auf. Der Raum war nicht groß, doch ordentlich. Die Vorhänge und Bettbezüge schienen sauber zu sein. Dann öffnete sie eine weitere Tür, die vom Doppelzimmer wegführte. »Und hier ist der Raum für die Kammerfrau. Ich hoffe, alles ist zu Ihrer Zufriedenheit, Mylord, Mylady. Ich schicke Ihnen Ben sofort. Nichts für ungut.« Mit raschen Schritten ging sie aus dem Raum, schloß die Tür hinter sich und eilte von dannen.
    Mary Ann ließ sich in den einzigen Sessel des Zimmers fallen und lachte laut heraus: »Wie haben Sie das nur geschafft, Al!« rief sie begeistert. »In Ihnen schlummern ja eine Menge verborgener Talente. Ich glaube nicht, daß wir uns um Sie Sorgen machen müssen. Wenn Sie keine Anstellung als Kutscher oder Pferdeknecht mehr finden, dann müssen Sie zum Theater gehen. Diese Vorstellung war großartig. Die Wirtin war ganz überwältigt von Ihrem beeindruckenden Gehabe.« Sie klatschte in die Hände. »Bist du nicht auch hingerissen, Kitty?«
    Ihre Freundin hatte den Schürhaken ergriffen und stocherte lustlos im kalten Kamin. »Noch viel hingerissener wäre ich, wenn er imstande wäre, Feuer zu machen«, sagte sie, und es klang nicht gerade begeistert. Dazu war dieser Vorwurf nicht einmal berechtigt, denn Al hatte bereits begonnen, in dem neben dem Kamin aufgestapelten Holz nach geeigneten Spänen zu suchen, um ein Feuer anzufachen. Nun blickteer zu Kitty empor und sagte kein Wort. Sein eindringlicher Blick irritierte sie noch mehr: »Und wagen Sie es nie wieder, mich als Ihre Gemahlin auszugeben«, zischte sie, und ihr Tonfall klang schärfer, als sie dies beabsichtigt hatte. »Das war der Gipfel der Unverschämtheit. Und wehe, Sie nennen mich noch einmal Darling.«
    Al grinste und wandte sich wieder dem Kamin zu. »Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, Miss Mary Ann, daß ich Sie zur Kammerfrau machte«, sagte er anstelle einer Antwort.
    Diese schüttelte den Kopf: »Natürlich nicht. Es war ja wirklich dumm von uns, daß wir uns nicht selbst einen Plan zurechtgelegt hatten. Ich habe nicht im Traum angenommen, daß es für unbegleitete Frauen schwierig wäre, eine Nacht in einem seriösen Wirtshaus zu verbringen.« Sie zog die Nadeln aus ihrem Hut und legte sie auf das Nachtkästchen. Kitty schlüpfte aus ihrem dicken wollenen Mantel und hängte ihn an einen der schweren schmiedeeisernen Haken neben der Tür. »Ist das Feuer noch immer nicht fertig?« erkundigte sie sich gereizt. »Ich wünschte, Sie würden sich mehr beeilen. Dann können Sie gehen. Ich nehme an, daß das Zimmer neben dem unseren für Sie bestimmt ist.«
    Al grinste über die Schulter. »Aber ja doch, Missy. Keine Angst«, verkündete er, und es hatte nicht den Anschein, als würde sich ihre gereizte Stimmung auf ihn übertragen. »Allerdings halte ich es für klug abzuwarten, bis dieser Ben das heiße Wasser gebracht hat. Es wäre doch nicht ratsam, wenn er mich im Zimmer der Kammerzofe anträfe. Nicht wahr? Was würde erst dann die gute Wirtin von uns halten? Noch dazu, wenn die Zofe so hübsch ist wie Miss Brown.« Er wandte sich wieder dem Feuer zu, und Mary Ann errötete zutiefst. Kitty hatte schon eine böse Bemerkung auf den Lippen, doch in diesem Augenblick klopfte es, und der Hausbursche schleppte zwei Eimer dampfend heißen Wassers herein. So begnügte sie sich damit, ihren Burschen keines Blickes zu würdigen.
    Das Abendessen, das Lord und Lady Stapenhill sowie der Kammerfrau, der es gestattet war, am Tisch ihrer »Herrschaften« zu speisen, eine gute Stunde später serviert wurde, war einfach, aber geschmackvoll. Die drei, von der langen Reise

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