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Schneegestöber (German Edition)

Schneegestöber (German Edition)

Titel: Schneegestöber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Bakerfield, und seine Stimme klang bei weitem weniger herzlich. Der Earl trat hastig aus dem Schatten in das Licht der Kerzen über dem Kamin und verbeugte sich. »Justin Rivingston«, sagte er, wie aus der Pistole geschossen. »Rivingston?« Der alte Mann wiegte bedächtig sein ergrautes Haupt: »Sie sind ein Verwandter dieser jungen Dame?«
    »Ihr Bruder, Sir«, antwortete der Earl und wünschte nun selbst, er hätte sich etwas anderes einfallen lassen. Wie hatte er auch annehmen können, daß der Viscount die Großmutter von Miss Rivingston kannte? Und wie hätte er erst recht annehmen können, daß er die Detektivin für die wahre Trägerin dieses Namens hielt? Der Viscount runzelte die Stirn, so daß die buschigen Augenbrauen über der Nase beinahe zusammenstießen. »Sie wollen doch nicht sagen, Sie seien der Earl of Ringfield?«
    Der Earl schüttelte den Kopf: »Nein, nein!« beeilte er sich zu versichern. »Das bin ich nicht. Das ist… äh… unser Bruder John. Ich bin Justin, der Zweitälteste.«
    »Der Zweitälteste? Haben Sie je etwas von einem Zweitältesten gehört, Mr. Finch?«
    Der Geistliche schüttelte bedauernd den Kopf. Er hatte noch nie etwas von einem Zweitältesten gehört. Allerdings hatte er überhaupt noch nie etwas von einer Familie Rivingston gehört.
    »Also, junger Mann«, fuhr der Viscount auf und schlug mit der flachenHand auf seine Knie, die in eine dunkelgrüne Wolldecke gehüllt waren: »Wer immer Sie sind, Sie sind kein Rivingston. Also…« Er wandte sich an Mary Ann. »Klären Sie mich auf, mein liebes Kind. Wer ist dieser Marm? Behaupten Sie auch, er sei Ihr Bruder?«
    Mary Ann hielt dem prüfenden Blick nicht stand. Verlegen errötend senkte sie das Gesicht zu Boden. Sie hatte St. James doch gewarnt, daß dieser Schwindel nicht gutgehen würde. Er war es gewesen, der nicht auf sie hören wollte. Und nun mußte sie sich rasch etwas einfallen lassen: »Na, nicht mein wirklicher Bruder…«, stammelte sie. »Mein Vater…«
    Der Viscount brach in schallendes Gelächter aus: »Sie wollen sagen, der junge Mann ist ein Wechselbalg!« rief er aus. »Das ist ja kolossal! Was sagen Sie, Mr. Finch? Nun schauen Sie doch nicht so finster drein.« Er blickte verständnisheischend von Mary Ann zu St. James: »Nehmt euch sein strenges Gesicht nicht zu Herzen, liebe Freunde. Der Kaplan ist sehr sittenstreng und nimmt’s mit der Moral ganz besonders genau, nicht wahr, Kaplan?« Während der Viscount zu seinem Begleiter hochsah, warf Mary Ann einen verstohlenen Blick zum Earl of St. James hinüber. Der stand da wie versteinert, und sein Blick, mit dem er Mary Ann durchbohrte, verhieß nichts Gutes. »Darf ich Sie in Kenntnis setzen, Sir«, verkündete er steif, »daß ich keinesfalls ein Wechselbalg bin.«
    Der Viscount wandte sich wieder ihm zu: »Kein Grund zur Aufregung, mein Junge. Wenn Sie der uneheliche Sohn des Grafen Ringfield sind und Ihr Vater Sie anerkannt hat, dann ist das ausschließlich eure Familienangelegenheit. Da mische ich mich nicht ein. Willkommen auf Bakerfield-upon-Cliffs, Mr. Ringfield.«
    »Danke, Sir«, antwortete St. James noch immer in steifer Würde, »dennoch möchte ich darauf hinweisen…«
    Mary Ann fiel ihm ins Wort: »Daß wir uns sehr freuen, hier zu sein!« ergänzte sie seinen Satz rasch. Ein weiterer vernichtender Blick des Earls traf sie. Doch er schwieg.
    »In einer halben Stunde wird das Dinner serviert. Wir sind heute etwas später dran, und das kommt uns jetzt sehr gelegen. Sicher werden Sie sich etwas frisch machen wollen«, verkündete der Viscount»Shedwell wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen.« Wie auf Befehl betätigte der Geistliche den Glockenstrang.
    »Wie konnten Sie es wagen!« zischte St. James Mary Ann zu, als er mit ihr dem Butler die breite Treppe in das obere Geschoß hinauf folgte. »Wie konnten Sie mich als den ledigen Sohn Ihres Vaters ausgeben!«
    »Das habe ich ja gar nicht. Ich kann doch nichts dafür, daß der Viscount meine Erklärungsversuche in diese Richtung interpretierte. Was hätte ich denn tun sollen?« flüsterte Mary Ann ihm zu. »Sie wollten doch unbedingt mein Bruder sein.«
    »Hier wäre Ihr Zimmer, Miss. Ich habe Frank, unseren Hausburschen, angewiesen, Feuer zu machen. Ihr Diener hat bereits das Gepäck heraufgebracht.« Er blieb vor einer der Türen stehen, öffnete sie und trat zur Seite, um Mary Ann vorbeigehen zu lassen: »Ihre Zofe ist bereits dabei, die Kleider auszupacken.«
    Kitty, die sich gemütlich auf dem

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