Schön scheußlich
erwachsenen Tieren untergekommen, die sich aufmachten, ein eigenes Heim zu gründen. Von all diesen kühnen Abenteurern brachte es nur einer fertig, Nachkommen in die Welt zu setzen, die das Erwachsenenalter erreichten. Abgesehen von den Vorzügen in Bezug auf die eigene Sicherheit, die das Zuhausebleiben mit sich bringt, scheint es auch so zu sein, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Weibchen die Chance erhält, selbst Junge zu bekommen, mit zunehmendem Alter steigt. Selbst wenn das dominante Weibchen im Bau weiterhin dasjenige mit der eindeutig höchsten Zahl an Jungen bleibt, so gestattet es den älteren Weibchen doch wenigstens einige wenige Nachkommen.
So Mitleid erregend das Los der unterlegenen Mangusten auch sein mag, es ist immer noch leichter als das des jungen Bienenesserweibchens, das, kaum hat es seine Eier gelegt, von seinem Partner zugunsten der Schwiegereltern verlassen wird. Während der Sohn indirekt von der Aufzucht seiner jüngeren Geschwister profitiert, zieht das Weibchen aus dessen Kapitulation vor den Eltern überhaupt keinen Nutzen und läuft definitiv Gefahr, für die aktuelle Brutsaison alles zu verlieren. Unter Umständen versucht es vielleicht, sich zu rächen. In seltenen Fällen geht ein verlassenes Weibchen daran, den ungeborenen Nachwuchs zu retten, der von ihrem rückgratlosen Gatten gezeugt wurde. Es schmuggelt die Eier in das wohl behütete Nest der Schwiegereltern und sichert sich auf diesem Umweg heimlich doch die Hilfe des Ehemannes.
4.
Weibliche Partnerwahl :
Evas evolutionäre Macht
Was wollen Frauen eigentlich? Jeder Mann, der schon einmal in konsternierter Ratlosigkeit ob der Unergründlichkeit dieses Rätsels die Augen gen Himmel gerollt hat, ist womöglich gut beraten, dem Beispiel der Evolutionsbiologen zu folgen: Hören Sie auf, die kleine kahle Stelle an Ihrem Hinterkopf zu kratzen, und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die vorhandenen Indizien. In Laboratorien und Forschungsstationen quer durch ganz Amerika und im Ausland untersuchen Biologen gegenwärtig eine evolutionäre Kraft, die über lange Zeit hinweg vernachlässigt worden ist: die Auswirkungen der weiblichen Partnerwahl auf Leistung und Aussehen der betreffenden Männchen einer Art.
Die neuen Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass viele der bizarren und scheinbar sinnlosen Balzrituale und Prachtentfaltungen, die Männchen mit solcher Hingabe betreiben, den einzigen, entscheidenden Sinn haben, einem Weibchen die Chance zu geben, die Widerstandsfähigkeit und die Gesundheit seines potenziellen Partners zu beurteilen, bevor es sich auf die Verbindung mit ihm einlässt. Seit Jahren hatten Biologen den Verdacht, dass bestimmte prunkvolle Merkmale von Männchen - die brillante Farbenpracht im Schwanzgefieder eines Pfaus zum Beispiel oder die dröhnenden Mondscheinsonaten eines Ochsenfroschs - nur deshalb in der Evolution entstanden sind, weil die Männchen mit ihnen bei den Weibchen eine gute Figur machen können. Doch viele Forscher schrieben der weiblichen Partnerwahl einen eher unbedeutenden Einfluss auf die Evolution tierischer Merkmale zu, vor allem in Relation zu der Fähigkeit, Räubern zu entkommen oder ein Revier zu verteidigen, oder im Vergleich zu den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Männchen um die Eroberung eines Weibchens.
Nun endlich kommt das Tierweibchen in der biologischen Arena zu seinem Recht. Dank verbesserter Forschungsmethoden und weiterentwickelter Evolutionstheorien vermögen die Biologen heute genauer die Merkmale zu bestimmen, die ein Weibchen dazu veranlassen, sich mit eben diesem Männchen zu paaren und mit keinem anderen. Die Untersuchung von Balzritualen hat sich infolgedessen endlich über den Status eines Gesellschaftsspiels zu einer soliden Disziplin erhoben. Man stützt sich in diesem Bereich unter anderem auf ein experimentelles Vorgehen, bei dem man die Merkmale von Männchen leicht verändert und beobachtet, wie deren Anziehungskraft und Durchschnittsleistung durch diese Veränderung beeinflusst werden.
Aus diesen Arbeiten geht hervor, dass bei vielen Arten die Weibchen sehr genau auf äußere Zeichen von Parasitenbefall und anderen Krankheiten achten. Daher signalisieren Männchen ihre Gesundheit häufig mittels auffälliger Haut oder Gefiederfärbungen, die dann im Lauf vieler Generationen durch das Wirken der weiblichen Selektion immer betonter und überladener werden. Um die Qualität der männlichen Gene zu testen, verlangen manche
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