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Schöne Scheine

Schöne Scheine

Titel: Schöne Scheine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schräg erhob sich. »Kurz gesagt, das Testament ist rechtsgültig. Absurditäten sind kein juristisches Ausschlusskriterium.«
    »Aber wie soll er, nun ja, den Vorsitz über eine Versammlung übernehmen? Er kann doch höchstens  Sitz  machen!«
    »Ich gehe davon aus, dass du in seinem Namen den Vorsitz ausübst«, sagte der Anwalt. Von Feldwebel Angua kam wieder ein Quietschen.
    »Und was passiert, wenn er stirbt?«, fragte Feucht.
    »Oh, danke, dass du mich daran erinnert hast«, sagte Herr Schräg und entnahm seiner Brieftasche ein Dokument. »Ja, hier steht es. Die Anteile werden unter den noch lebenden Familienmitgliedern aufgeteilt.«
    »Den noch lebenden Familienmitgliedern? Von  seiner  Familie? Ich glaube nicht, dass er allzu viel Gelegenheit hatte, eine zu gründen!«
    »Nein, Herr Lipwig«, sagte Schräg, »von der Familie Üppig.«
    Feucht spürte, wie der Wind noch kälter wurde. »Wie lange lebt ein Hund?«
    »Ein gewöhnlicher Hund?«, sagte Nobby Nobbs. »Oder einer, der zwischen einer Horde Üppigs und noch mehr Vermögen steht?«
    »Korporal Nobbs, das war eine sehr unpassende Bemerkung!«, fuhr Feldwebel Angua ihn an.
    »Entschuldigung.«
    »Ähem.« Ein Hüsteln von Herrn Schräg entließ eine weitere Motte in die Freiheit. »Herr Quengler ist es gewohnt, im Direktorenzimmer der Bank zu nächtigen, Herr Lipwig«, sagte er. »Auch du wirst dort schlafen. Diese Bedingung ist an den letzten Willen geknüpft.«
    Feucht stand auf. »Das muss ich mir nicht antun!«, protestierte er. »Es ist ja nicht so, dass ich ein Verbrechen begangen hätte! Man kann doch nicht aus dem Grab über das Leben anderer Leute ... na gut,  du  kannst es, Herr, nichts für ungut, aber  sie  kann doch nicht einfach ...«
    Ein weiterer Umschlag wurde der Brieftasche entnommen. Herr Schräg lächelte, was kein gutes Zeichen sein konnte.
    »Frau Üppig hat außerdem diesen sehr persönlichen, von Herzen kommenden Bittbrief an dich geschrieben«, sagte er. »Und nun, Feldwebel, denke ich, dass wir Herrn Lipwig allein lassen sollten.«
    Sie gingen hinaus, obwohl Feldwebel Angua schon nach wenigen Sekunden zurückkehrte und ohne ein Wort oder einen Blick in seine Richtung zur Tasche mit dem Spielzeug hinüberging und den quietschenden Gummiknochen hineinwarf.
    Feucht trat zum Korb und hob den Deckel. Herr Quengler schaute zu ihm auf, gähnte und richtete sich dann bettelnd auf dem Kissen auf. Sein Schwanz klopfte ein- oder zweimal unsicher auf den Stoff, und in seinen großen Augen stand Hoffnung.
    »Schau mich nicht so an, Kleiner«, sagte Feucht und wandte ihm den Rücken zu.
    Frau Üppigs Brief war mit Lavendelwasser getränkt und mit einer leichten Gin-Duftnote gewürzt. In sehr ordentlicher Alte-Damen-Handschrift hatte sie geschrieben:
    Lieber Herr Lipwig!
    Ich bin davon überzeugt, dass du ein lieber, herzlicher Mann bist, der sich um meinen kleinen Herrn Quengler kümmern wird. Bitte sei freundlich zu ihm. Er war in schwierigen Zeiten mein einziger Freund. Geld ist in diesem Zusammenhang ein unschönes Thema, aber du wirst die Summe von $20.000 pro Jahr (in Raten) erhalten, um diese Aufgabe zu erfüllen, worum ich dich inständig bitte.
    Wenn du es nicht tust oder Herr Quengler eines unnatürlichen Todes stirbt, gehört dein Arsch der Assassinengilde.
    $100.000 sind bei Lord Witwenmacher hinterlegt, und seine jungen Herren werden dich jagen und dich ausweiden, wie du es verdient hast. Kluger Junge!
    Mögen die Götter dich für die Freundlichkeit segnen, die du einer Witwe in Not erweist.
    Feucht war beeindruckt. Zuckerbrot  und  Peitsche. Vetinari benutzte nur die Peitsche - oder teilte auch mit dem Zuckerbrot schmerzhafte Schläge aus.
    Vetinari! Wenn es einen Mann gab, der ein paar Fragen zu beantworten hatte, dann war er es!
    Feuchts Nackenhaare, die nach Jahrzehnten der Vorsicht und zusätzlich durch Frau Üppigs Worte, die ihm immer noch im Kopf herumgingen, sensibilisiert waren, sträubten sich in Panik. Etwas kam durch das Fenster und krachte mit einem dumpfen Knall gelten die Wand. Aber Feucht hechtete bereits zu Boden, als das Glas zerbrach.
    In der Tür steckte zitternd ein schwarzer Pfeil.
    Feucht kroch über den Teppich, griff nach dem Pfeil und ging sofort wieder in Deckung.
    In sauberen weißen Buchstaben, wie die Inschrift auf einem uralten Ring, standen darauf die Worte: ASSASSINENGILDE »WENN STIL GEFRAGT IST«.
    Das war bestimmt nur ein Warnschuss. Ein i-Tüpfelchen. Zur Unterstreichung. Nur

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