Schokoladenzauber - Roman
unser Verhältnis nicht beeinträchtigen sollten, erst recht nicht, falls Carr Blackstock wirklich mein Vater war, der ja offensichtlich nichts mit mir zu tun haben wollte.
Chas war mir Vater genug.
Das Leben bescherte mir in letzter Zeit wirklich sehr gemischte Gaben, wozu man wohl auch die Hinterlassenschaften meiner Mutter rechnen musste.
Später fuhr ich zum Reitstall, um mich bei Poppy auszuweinen, und zum Glück war sie allein. Janey war draußen auf einer Weide und machte mit ihrem Fuchs eine seltsame Dressurübung, bei der das Pferd auf der Stelle zu traben schien.
Poppy war voller Mitgefühl. »Ich hatte so für dich gehofft, dass es Chas ist, aber es ist doch schön, wenn sich an seinen Gefühlen trotzdem nichts ändert – an euer beider Gefühle.«
»Aber nun muss ich die gleiche Prozedur noch mit dem anderen Mann durchziehen – vorausgesetzt, er ist einverstanden.«
»Aber wenn du dich erinnerst: Felix und ich sehen eine Ähnlichkeit zwischen dir und Carr Blackstock. Felix hat übrigens ein wenig im Netz recherchiert und Bilder von seiner Familie gefunden – du siehst seinen Töchtern ziemlich ähnlich.«
»Das fühlt sich sehr seltsam an!« Ich zitterte. »Aber falls er es ist, kann ich die Sache wenigstens ein für alle Male abhaken.«
»Hoffen wir, dass Chas ihn überzeugen kann.«
»Ich habe Chas einen Brief mitgegeben, der betont, dass ich allein die Wahrheit wissen will und das Geheimnis hüten werde.«
»Außer vor mir und Felix.«
»Selbstverständlich.«
»Es ist irgendwie komisch«, sagte Poppy nachdenklich, »aber ich habe ständig den Drang, Felix zu sehen, und ich weiß überhaupt nicht, wieso. Macht er sich wegen irgendetwas Sorgen? Er war vorhin hier, ohne besonderen Grund, und ich frage mich, ob er mir vielleicht etwas erzählen wollte.«
»Aber das hat er nicht?«
»Nein, aber ich werde ihm wahrscheinlich Reitstunden geben.«
»Wem, Felix ?«
»Ja, angeblich verspürt er den Impuls, etwas Neues auszuprobieren. Es muss aber Atlas sein, kein anderes Pferd ist groß genug.«
»Das ist ja eine überraschende Wendung! Er ist doch sonst nicht der impulsive Typ.«
Zumindest war er das bisher nicht. Aber plötzlich benahm sich nicht nur er, sondern auch Poppy seltsam, als würden sie zueinandergetrieben, wenn auch nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber solange sich Felix nicht bei einem Sturz von dem riesigen Atlas – dessen Hufe fast schon die Größe von Tellern hatten – den Hals brach, konnte daraus ja immer noch Liebe werden.
»Hast du Janey gefragt, ob sie an meinem Geburtstag ohne dich auskommt?«
»Ja, das klappt. Was haben wir denn vor?«
»Ich finde, wir brauchen etwas frischen Wind in unserem Leben, es ist alles organisiert. Wir verbringen einen Tag mit Schönheits- und Haarpflege in Southport und gehen dann shoppen.«
»Aber …«, protestierte sie.
»Es ist alles gebucht«, sagte ich entschieden.
»Aber, Chloe, das kann ich mir nicht leisten …«
»Janey bezahlt für dich. Ich habe sie gefragt, und sie findet die Idee großartig .«
Das stimmte, aber erst hatte ich an das, was man Janeys mütterlichen Instinkt nennen könnte, und ihr schlechtes Gewissen appellieren müssen, indem ich andeutete, dass sie Poppy damit bei der Suche nach einem vernünftigen Mann helfen könne.
Poppy geriet regelrecht in Panik und wollte partout nicht mitmachen, aber nachdem ich ihr gedroht hatte, sie würde mir doch nicht den Geburtstag verderben wollen und mich alleine lassen, willigte sie ein.
»Ich brauche einen neuen Look, oder zumindest muss der alte ein wenig überholt werden«, beharrte ich. Es war weiß Gott an der Zeit, dass Poppy einen Teil der Fürsorge und Aufmerksamkeit, die sie Honeybun zukommen ließ, auf sich selbst richtete.
»Dann machen wir die Läden auf der High Street unsicher und kaufen uns ein paar neue Klamotten.«
»Brauchst du denn etwas Neues?«
»Wir brauchen beide etwas Neues, um Felix hinterher aus den Schuhen zu hauen.«
Poppy kicherte, offenbar gewöhnte sie sich allmählich an die Vorstellung. »Falls er uns überhaupt erkennt.«
Kapitel sechsundzwanzig
Luxusfrauchen
B rummbart freute sich sehr über seine Post, weil es seinem spanischen Freund gelungen war, den letzten Teil des Manuskripts zu übersetzen.
»Es ist offensichtlich, dass der bisherige Teil die ursprüngliche Beschwörungsformel der Maya ist. Der Rest, der in einer anderen Handschrift geschrieben wurde, ist eine Ergänzung aus späteren
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