Schottisches Feuer
trocken. Die offensichtliche Ungläubigkeit in der Stimme seines Hauptmanns war ein gewisser Balsam für seinen verletzten Stolz.
Kopfschüttelnd pfiff Conall durch die Zähne und verschränkte die Arme vor der Brust, die so breit war, dass sie einen Bären vor Neid hätte erblassen lassen. »Das glauben die Männer nie. Niemand hat es bisher je geschafft, dich zu überrumpeln.«
»Nun, sie schon.« Zweimal sogar, wenn man ihren Diebstahl der Karte mitzählte, die sie ihm abgenommen hatte, während er in erschöpftem Schlummer lag. Es war eine Lektion, die er gut gelernt hatte. Nie wieder hatte er so die Kontrolle verloren, sich niemals mehr erlaubt, solch befriedigter Erschöpfung nachzugeben.
Leif erholte sich als Erster von der Überraschung, zog ein Stück schmutziges Leinen aus seinem Sporran und reichte es Duncan. Der Wikinger hatte die praktische, um die Hüften geschnallte Ledertasche der Highlander schnell übernommen, ebenso wie das breacan feile , das gegürtete Plaid.
Duncan nahm das Tuch, obwohl es nicht viel nutzte. Es war, als wollte man versuchen, einen reißenden Fluss mit einem Fetzen Pergament einzudämmen. »Wir haben keine Zeit zu vertrödeln. Wir müssen los, bevor die gesamte Garnison kommt und auf uns einstürmt.«
Conall runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, das Mädchen …«
»Ich habe mich geirrt.« Duncan musterte Jeannie und sah nichts als Härte. »Die Frau wird mir keine Hilfe sein.«
Vielleicht war er ein Narr, dass er das je geglaubt hatte. Sie hatte sich bereits vor Jahren für eine Seite entschieden, indem sie ihren verräterischen Vater unterstützt – nay , ihm geholfen hatte.
Nachdem er Schottland verlassen hatte, hatte Duncan wochenlang etwas getan, was er niemals tat: an sich selbst gezweifelt. Er hatte sich den Kopf zerbrochen, um eine andere Erklärung zu finden. Doch entweder hatte er die Karte auf dem Schlachtfeld verloren und sie war auf wundersame Weise in Grants Hände gelangt oder jemand hatte sie in den paar Stunden gestohlen, in denen er in seinem Zelt geschlafen hatte, oder – die weit logischere Erklärung – Jeannie hatte sie genommen. Ihre seltsam formulierte Nachricht, die Entschlossenheit, ihn nicht gehen zu lassen, seine aufgeräumten Habseligkeiten, all das deutete auf sie hin. Und dennoch nagte etwas an ihm. Er konnte nicht vergessen, wie sie in jener Nacht ausgesehen hatte, als er sie in ihrem Schlafgemach überrascht hatte – das letzte Mal, als er sie gesehen hatte. Sie schien, sie klang, sie wirkte … unschuldig .
Da er das liebenswürdige Mädchen, das er kannte, nicht mit der manipulativen Intrigantin, die der Zorn in seiner Vorstellung geschaffen hatte, in Einklang bringen konnte, entschloss er sich zur Rückkehr. Dann, unmittelbar bevor er Segel setzen wollte, erreichte ihn die Nachricht von ihrer Vermählung mit Francis Gordon.
Sie hatte nicht einmal einen Monat gewartet. Drei Wochen, nachdem er fortgegangen und nur knapp mit dem Leben davongekommen war, hatte sie geheiratet. Während er sich mit dem Gedanken gequält hatte, ob er ihr nicht schrecklich Unrecht tat, hatte sie in den Armen eines anderen Mannes gelegen.
Die schnelle Vermählung bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Sie läutete die dunkelste Zeit seines Lebens ein, die Zeit, in der er sich seinen Furcht einflößenden Ruf erwarb. Schließlich war das zerfleischende Gefühl, verraten worden zu sein, zu dem schwachen Ziehen von Unbehagen verblasst, das er nun verspürte. Doch selbst dieser winzige Rest Schwäche machte ihn wütend.
Seine Männer eilten links und rechts an seine Seite und stützten ihn, doch bevor sie ein paar Schritte getan hatten, hielt das Geräusch sich nähernder Männer – und so, wie es klang, eine gehörige Anzahl davon – sie auf. Es war zu spät. Die Wachmänner der Gordons waren bereits da. Wäre er nicht kurz davor zusammenzubrechen, dann wäre eine Flucht noch möglich gewesen, doch behindert durch die Bleikugel in seinem Bauch … Nun, Jeannie würde bald genug die Gelegenheit bekommen, ihn mit einer Schlinge um den Hals zu sehen.
»Mylady!« Die Rufe schallten zwischen den Bäumen hervor.
Duncan drehte sich um und sah Jeannie eindringlich in die Augen. Er wusste es eigentlich besser, als sich ihrer Gnade auszuliefern, aber er hatte keine andere Wahl. »Was werdet Ihr tun, Lady Gordon ? Mir helfen oder mich ausliefern?« Er wusste nicht, warum er überhaupt fragte. Er konnte die Antwort in ihren Augen lesen.
»Hier!«, rief
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