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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Aber gleich bei zwei Autos innerhalb einer Familie? Und das im Abstand von drei Jahren.
    Ziemlich ausgeschlossen, auch wenn es solche Zufälle sicher schon gegeben hat.
    Wie waren die Witterungsverhältnisse zum Unfallzeitpunkt?
    23. März 2001: Regen, nasse Straße, Temperatur vier Grad plus.
    Bremsspuren haben sich erledigt, da starker Regen und nasse Straße.
    16./17. April 2004: klare Nacht, trockene Straße, Temperatur neun Grad.
    Aber nicht der Hauch einer Bremsspur.
    Geschwindigkeit: Johannes Köhler circa 90 km/h, Inge Köhler circa 80 km/h.
    Beide Unfälle an ziemlich genau der gleichen Stelle. Gerade Strecke, keine Kurven.
    Gibt es solche Zufälle???
    Nein, nein, nein!!! Da sind zu viele Parallelen.
    Ihm fielen erneut die Worte von Lehnert ein – nichts passiert einfach so, schon gar nicht solche Unfälle. Aber was war in jenen Nächten passiert? Er war mit einem Mal hellwach.

Samstag, 8.30 Uhr
    Brandt schlief tief und fest, als er etwas Warmes an seinem Rücken spürte. Er meinte zu träumen, doch ganz allmählich realisierte er, dass es kein Traum war, sondern der warme Körper von Andrea. Sie streichelte seinen Rücken. Er blieb noch einen Augenblick regungslos liegen, um sie in dem Glauben zu lassen, er würde noch schlafen. Er genoss ihre Wärme, das zärtliche Streicheln, auch wenn er noch müde war, hatte ersich doch erst um halb sechs hingelegt, als es draußen bereits zu dämmern begann.
    »Hallo«, säuselte sie ihm ins Ohr. »Bist du wach?«
    »Hm.«
    »Und warum sagst du nichts?«
    »Ich genieße und schweige.«
    »Aha.«
    »Was machst du hier?«
    »Ich hatte Sehnsucht und konnte nicht mehr schlafen. Schlimm, dass ich dich geweckt habe?«, fragte sie und ließ ihre Hand tiefer gleiten.
    »Nein, überhaupt nicht. Mach ruhig weiter, du wirst schon sehen, was du davon hast«, sagte er grinsend, ohne dass sie es sehen konnte.
    »So, was denn, du starker Mann?«
    Er drehte sich um und merkte erst jetzt, dass Andrea nackt war. Es war das erste Mal, dass er sie so erlebte, fast draufgängerisch. Vor allem hatte er nicht damit gerechnet, dass sie heute kommen würde, am Abend eventuell, aber nicht so früh.
    Sie liebten sich nur eine halbe Stunde, doch so intensiv wie selten zuvor. Schließlich lag er schnell atmend auf dem Rücken, sie neben ihm.
    »Guten Morgen, Herr Brandt. Ausgeschlafen?«
    »Das nicht, aber wach. Seit wann bist du auf?«
    »Kurz vor sieben. Ich hab uns auch Brötchen und Croissants und Plunderhörnchen mitgebracht. Dann können wir wie eine große Familie gemeinsam frühstücken.«
    »Wie eine kleine kinderlose Familie«, bemerkte Brandt trocken.
    »Wo sind Sarah und Michelle?«
    »Sarah hat es vorgezogen, bei einer gewissen Celeste das Wochenende zu verbringen. Und mein Vater hat mich überzeugt, dass es dann wohl auch besser wäre, wenn Michelle bei ihnen bliebe.«
    »Na gut, dann machen wir’s eben wie ein altes Ehepaar«, sagte Andrea, setzte sich auf und zog sich das T-Shirt von Brandt über, das er in der Nacht getragen hatte.
    Er setzte sich ebenfalls auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. »Wieso bist du eigentlich so gut gelaunt?«
    »Darf ich das nicht sein? Ich fühle mich einfach saugut.« Sie lachte und klang dabei fast übermütig wie ein Kind.
    »Schon, trotzdem …«
    »Trotzdem was? Du bist doch bestimmt schon ganz neugierig, wie mein Abend gestern war. Ich kann nur sagen, super. Es war richtig schön, mal wieder mit einer guten Freundin über Gott und die Welt zu quatschen. Aber als ich vorhin aufgewacht bin, hab ich mich ziemlich einsam gefühlt. So bin ich halt, anschmiegsam wie ein Schmusekätzchen.«
    »Ich kapier noch immer nicht, wie die Klein deine beste Freundin sein kann.«
    »Ich sag’s dir jetzt zum letzten Mal – sie ist nicht so, wie sie sich immer gibt. Das ist nur Fassade, quasi Selbstschutz. In Wirklichkeit ist sie ganz anders. Aber du siehst sie nur so, wie du sie sehen willst …«
    »Stimmt überhaupt nicht«, widersprach Brandt energisch. »Mag ja sein, dass sie privat ganz anders ist, aber …«
    »Hör doch mal auf mit dem ewigen Aber. Außerdem heißt sie Elvira und nicht ›die Klein‹. Wenn du mit mir sprichst, kannst du sie ruhig beim Vornamen nennen. Doch um auf gestern abend zurückzukommen, nur so viel: Sie hat Probleme, und darüber haben wir geredet. Nicht über irgendwelche Probleme, die sie mit dir hat, sondern persönliche Probleme. Kapiert?«
    »Sie ist in letzter Zeit ja auch ganz passabel geworden. Zumindest

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