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Schrei der Nachtigall

Schrei der Nachtigall

Titel: Schrei der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sündhaft teure Schuhe«, sagte sie und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze. »Tschüs, mein Herzallerliebster.«
    »Viel Spaß beim Shoppen.«
    Er setzte sich in seinen Wagen, schob eine CD von Shania Twain ein und fuhr los. Auf der Fahrt nach Bruchköbel überlegte er, wem er zuerst seine Aufwartung machen sollte, nachdem er die Unfallorte inspiziert hatte. Er entschloss sich für Köhler. Und er ließ sich, während die Musik ziemlich laut spielte, noch einmal alles durch den Kopf gehen, was er in der letzten Nacht schon zu Papier gebracht hatte. Er wusste, er hatte irgendetwas übersehen, aber er kam nicht darauf, was. Wo war die Verbindung zwischen Wrotzeck und den Unfällen zu suchen? Gab es überhaupt eine, oder verrannte er sich in eine fixe Idee, nur um einen Grund für den Tod von Wrotzeck zu finden? Er wusste es nicht, aber er spürte, dass er auf der richtigen Fährte war. Doch noch waren die Spuren nicht klar erkennbar, noch ergaben die Puzzlesteine kein komplettes Bild. Etwas fehlte. Aber was?

Samstag, 11.10 Uhr
    Brandt fuhr in gemäßigtem Tempo auf der Straße, wo sich die Unfälle ereignet hatten. Rechts und links dehnten sich abgeerntete Felder aus, dazwischen ein paar Grünstreifen, ansonsten war es flaches Land mitein paar kleinen Unebenheiten. Eine gerade Straße ohne bemerkenswerte Kurven und Windungen. Eine Straße, auf der selbst um diese Zeit kaum Verkehr herrschte, obwohl es Samstag war und die meisten Leute ihre Wochenendeinkäufe tätigten. Etwa an der Stelle, wo Inge und Johannes Köhler verunglückt waren, hielt er an und stieg aus. Es hatte wieder angefangen zu regnen, er fuhr mit den Händen über den nassen Asphalt. Die Luft war kühl, aber dennoch viel wärmer als an den Tagen, an denen die Unfälle passiert waren.
    Wie kann hier ein Auto von der Fahrbahn abkommen?, dachte er. Eigentlich ist das unmöglich, außer es liegt ein technischer Defekt vor. Oder man will einem Reh oder Hasen ausweichen. Aber sonst? Johannes hatte seine Freundin Allegra mit im Auto, vielleicht hatten sie die Musik zu laut angestellt, vielleicht hatten sie sich auch gestritten, wodurch er unkonzentriert war und … Mein Gott, wie oft habe ich mich früher mit meiner Frau gestritten und wie oft streiten sich andere während des Fahrens, ohne dass etwas passiert. Inge Köhler war jedoch allein auf dem Weg nach Hause. Okay, es hatte geregnet, die Fahrbahn war nass und möglicherweise glatt, auch wenn die Temperatur vier Grad plus zeigte. Johannes’ Wagen lag fast hundertfünfzig Meter von der Straße entfernt im Feld. Der von Inge Köhler fast hundert Meter. Was zum Teufel ist hier passiert? Und vor allem, wie?
    Der Regen wurde stärker, er stieg wieder ein. Bis zu Köhler waren es nicht einmal fünf Minuten. Er parkte wieder auf dem Hof, der große schwarze Hund war nicht zu sehen.
    Er wollte klingeln, doch die Haustür stand offen, der Duft von gebratenem Fleisch stieg ihm in die Nase.
    »Hallo?«, rief er.
    »Ja?«, hallte es zurück. Köhlers Mutter.
    Als sie nicht kam, ging er zur Küchentür und klopfte an. Frau Köhler stand am Herd und drehte sich um.
    »Ah, Sie. Mein Sohn ist in seinem Büro. Gehen Sie einfach die Treppe runter.«
    »Danke. Riecht übrigens gut. Was ist das?«
    Köhlers Mutter, die sonst ein ernstes, beinahe mürrisches Gesicht machte, lächelte. »Rinderbraten aus eigener Schlachtung. Garantiert sauberes Fleisch. Dazu gibt’s Kartoffeln und frisches Gemüse. Haben Sie Appetit, ist genug da.«
    »Danke für die Einladung, aber ich habe leider keine Zeit. Ich geh dann mal runter.«
    Köhlers Arbeitszimmer war ein großer Raum und mit modernsten Geräten ausgestattet. Telefon, Fax, PC, ein Schreibtisch mit einer Glasplatte und einem Schrank, in dem sich aneinander gereiht zahlreiche Aktenordner, aber auch Bücher befanden. Köhler blickte auf, speicherte die Daten, die er soeben in den Computer eingegeben hatte, und sagte: »Heute habe ich Sie nun wirklich nicht erwartet. Aber bitte, nehmen Sie Platz.«
    Brandt setzte sich auf einen mit schwarzem Leder bezogenen Stuhl, dessen Gestell aus einem einzigen Stück gefertigt war. »Ich will Sie nicht lange stören, aber mir geht da etwas nicht aus dem Sinn. Es hängt mit den Unfällen Ihrer Frau und Ihres Sohnes zusammen. Würden Sie mir bitte noch einmal sagen, wo Ihr Sohn und Allegra am Abend des Unfalls waren?«
    »Bei Ferdinand Mahler und Anne Friedrichs, das warenFreunde von Johannes und Allegra. Warum?« Er kniff die

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