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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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sollte.
    »Sind Sie mit Frau Rommel befreundet?«, versuchte Neundorf ihr zu helfen.
    Traudl Haiges nickte eifrig mit dem Kopf. »Wir sind Kolleginnen. Karen und ich waren früher beide in Stuttgart, dann kamen wir nach Ludwigsburg, allerdings in zwei verschiedene Buchhandlungen. Wir haben viel zusammen unternommen.«
    »Was haben Sie gestern Abend gesehen? Erzählen Sie es uns bitte.«
    »Ich arbeitete bis kurz nach acht. Donnerstags haben wir bis 20 Uhr geöffnet. Als ich fertig war, verließ ich den Laden und wollte zum Bahnhof laufen. Ich wohne in Bissingen bei Bietigheim und nehme die S-Bahn, wissen Sie.« Die Buchhändlerin betrachtete Neundorf, sah ihr zustimmendes Nicken. »Da kam ein Stadtbus um die Ecke. Mit meiner Karte kann ich alle Busse und Züge benutzen, es kostet nichts extra. Ich lief zur Haltestelle hier gleich vor unserem Laden und stieg in den Bus, so sparte ich die drei Minuten Fußweg. Draußen war es kalt und neblig, man konnte nicht viel erkennen, aber genau in dem Moment, als der Bus losfuhr und ich zum Parkplatz hinüberschaute, sah ich Karen vor ihrem Auto stehen. Es war Zufall, dass ich in dem Moment gerade in diese Richtung blickte, purer Zufall … Jedenfalls sah ich Karen vor ihrem Golf, sie wollte ihn gerade aufschließen und da war dieser Mann direkt hinter ihr …«
    Neundorf und Braig verfolgten aufgeregt den Bericht der Frau. »Wo war der Mann genau?«, beeilte sich der Kommissar.
    »Hinter ihr, vielleicht einen oder einen halben Meter von ihr entfernt.«
    »In ihrem Rücken«, vergewisserte sich Neundorf, »das heißt, sie konnte ihn in diesem Moment nicht sehen?«
    Traudl Haiges nickte. »Genau. Ich dachte noch, sie hätten sich dort getroffen und sie wollte ihm etwas aus ihrem Auto holen, weil er seine Hände so komisch nach oben hielt …«
    »Nach oben?«
    »Na ja, so in die Höhe ihrer Brust oder ihres Halses etwa …« Sie verstummte plötzlich, sah ihre Gesprächspartner mit großen Augen an.
    »Das haben Sie gesehen?«, Braig wurde laut.
    Die Frau benötigte einige Zeit, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. »Mein Gott, wenn ich jetzt darüber nachdenke, was das bedeutet …« Sie schluckte, schaute irritiert zu ihnen her. »Aber ich sah es nicht richtig«, erklärte sie, »der Nebel, plötzlich waren sie wieder von der Nebeldecke verschluckt und der Bus fuhr. Sie dürfen nicht vergessen, der Bus fuhr immer schneller und deshalb … Was ich Ihnen schildere, sah ich innerhalb weniger Sekunden …«
    »Wir verstehen die Situation vollkommen«, sagte Neundorf, »aber Ihre Beobachtungen sind sehr, sehr wichtig für uns, deshalb wollen wir alles genau wissen.«
    »Ja, das ist richtig«, bestätigte Traudl Haiges, »ich mache mir nur jetzt solche Vorwürfe, dass ich nicht …«
    »Sie brauchen sich keine Vorwürfe machen«, erwiderte die Kommissarin. »Sie konnten nicht wissen, in welcher Gefahr Frau Rommel sich befand. Außerdem haben wir noch lange keinen Beweis dafür, dass es sich bei dem Mann, den Sie beobachtet haben, tatsächlich um ihren Mörder handelt. Vielleicht war es eine andere Person und der Mann ist völlig unschuldig.«
    Die junge Frau fuhr sich nachdenklich über die Haare.
    »Sie kennen den Mann?«, fragte Braig, »können Sie uns seinen Namen und die Anschrift nennen?«
    »Ja, Moment«, Traudl Haiges kam ins Stottern, »ich kenne den Mann schon, das heißt, ich habe ihn schon einmal gesehen. Hier, bei uns im Laden, glaube ich, er hat einmal etwas gekauft. Aber wie er heißt und wo er wohnt, kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Braig erbleichte vor Schreck. »Sie kennen ihn nur vom Sehen?«
    »Ja, er war schon bei uns.«
    »Wann war das?«, fragte Neundorf.
    Die Buchhändlerin beugte ihren Kopf nach vorne, überlegte. »Vor drei, vier Wochen vielleicht. Ich weiß es nicht genauer.«
    »Sie sind sich sicher, dass es sich genau um diesen Mann handelt?«
    »Aber ja, ohne Zweifel. Ich überlegte noch, ob er auch bei Karen einkauft oder ob es sich um eine Zufallsbekanntschaft handelt. Ich kenne ihn, garantiert.«
    »Dann können Sie sein Aussehen beschreiben?«
    »Ja, natürlich.« Traudl Haiges zeigte sich vollkommen überzeugt. »Ich sagte es doch, ich kenne ihn.«
    »Schiek«, sagte Neundorf, an ihren Kollegen gewandt, »wir brauchen Daniel Schiek, sofort, ja?«
    Braig nickte, nahm sein Handy, gab die Nummer des Amtes ein, ließ sich mit dem Grafiker verbinden.
    Keine dreißig Minuten später saßen sie zu viert vor dem Bildschirm in Daniel Schieks Büro,

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