Schwarzbuch Wachtturmgesellschaft - der verborgene Januskopf (Will Cook und die Wachtturmgesellschaft) (German Edition)
zuhauf gegeben.
Aber hat jemals ein Mitglied der leitenden Körperschaft oder das Gremium als Ganzes die Reue bekundet, die sie von jedem einfachen Zeugen auch bei sehr viel belangloseren Angelegenheiten mit aller Härte fordert?
„ Handelte es sich um ein einmaliges oder um ein wiederholtes Vergehen?
Legte er von sich aus ein Bekenntnis ab, oder musste er von anderen beschuldigt werden, bevor er sein Unrecht bekannte?
Zögerte er eher aus tiefer Scham zu sprechen als aufgrund mangelnder Reue?
Bekundet er vor allem wahre Reue und den aufrichtigen Wunsch, es nicht zu einer Wiederholung des Unrechts kommen zu lassen? …
Weder die Schwere des Unrechts noch das Aufsehen, das in der Öffentlichkeit erregt wird, ist letztlich ausschlaggebend dafür, ob dem Betreffenden die Gemeinschaft entzogen werden sollte; der entscheidende Faktor ist vielmehr das Vorhandensein oder das Fehlen aufrichtiger Reue.“ 206
Hat die leitende Körperschaft der Zeugen angesichts der eingestandenen Unvollkommenheit und ihrer gemachten Fehler sich jemals demütig und reuevoll gezeigt?
Zum Beispiel, als ihr Intermezzo bei der UNO pressebekannt geworden war und sie, auf frischer Tat ertappt, erst dann, nach annähernd zehn Jahren Mitgliedschaft als NGO, die Reißleine des Notausstiegs zog. Hat der leitende Bruder Lloyd Berry, der den Aufnahmeantrag unterschrieben haben soll oder irgendein anderes Mitglied der leitenden Körperschaft gegenüber der weltweiten Zeugengemeinschaft Reue für diesen offenkundigen Fehler gezeigt?
Einen Fehler, der über einen annähernd zehnjährigen Zeitraum jedes Jahr durch neue Antragstellung mit prompter Regelmäßigkeit wiederholt wurde? Ist überhaupt jemals der Fall eines Ausschlusses in der leitenden Körperschaft – von Raymond Franz abgesehen – bekanntgeworden?
Für die Führung der Wachtturmorganisation sind das alles offenbar rhetorische Fragen. Sie denkt keineswegs daran, sich selbst den gleichen Maßstäben, wie sie sie aus der Bibel ableitet und von anderen verlangt, zu unterwerfen oder diese auch nur für sich gelten zu lassen.
Von der Übernahme einer christlichen Vorbildfunktion ganz zu schweigen. Ganz im Gegenteil. Wird ein Fehler der Führung trotz aller Vertuschungsbemühungen in den unteren Rängen bekannt und werden dann entsprechende Kritiken laut, verbietet die WTG jedes weitere Denken in die ihr unangenehme Richtung, das sie als unabhängiges Denken verurteilt:
„Es gibt jedoch einige, die darauf hinweisen, dass die Organisation in gewisse Punkten Änderungen vornehmen musste. Deshalb sagen sie: „Das zeigt, dass wir uns selbst eine Meinung über das bilden müssen, was wir glauben sollten.“ Das ist unabhängiges Denken. Warum ist es so gefährlich?
Solches Denken ist ein Zeichen von Stolz. Die Bibel sagt: „Stolz geht einem Sturz voraus und ein hochmütiger Geist dem Straucheln.“ (Sprüche 16:18)
Wenn wir auf den Gedanken kommen, wir wüssten es besser, als die Organisation, sollten wir uns fragen: „Wo haben wir die biblische Wahrheit kennengelernt, wenn uns nicht die Organisation angeleitet hätte? Kommen wir ohne die Anleitung der Organisation Gottes aus? Nein, das ist nicht möglich. (Vergleiche Apostelgeschichte 15:2, 28,29, 16:4,5)“ 207
Ist sich die WTG-Führung eigentlich der Tragweite einer solchen Aussage bewusst? Ist das, was sie als unabhängiges Denken brandmarkt, nicht das unveräußerliche Recht eines jeden Menschen, der doch auch nach ihrer Auffassung nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden ist?
Hat nicht jeder Mensch, auch jeder getaufte Zeuge Jehovas, das Recht, sich in freier Selbstbestimmung in allen Glaubensangelegenheiten ohne Bevormundung frei entscheiden zu können? Das Recht, sich eine eigene Meinung bilden und Kritiken äußern zu können, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen. Ganz so, wie es in den liberalen Verfassungen demokratischer Staaten als unveräußerliches Menschenrecht verankert worden ist?
Für die Wachtturmgesellschaft gilt offenbar das Leitbild des willfährigen Untertanen, dem es verwehrt ist, an den Entscheidungen und Maßnahmen seiner Obrigkeit den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen, wie es ein preußischer Minister einmal ausgedrückt haben soll. Schon wer eigenständig denkt, ist suspekt. Ist hochmütig und stolz und verdient daher das Scheitern. Eine ebenso einfache wie falsche Logik – aber ein wirkungsvolles Schema zur Führung von unmündigen Untertanen im eigentlichen Sinne des Wortes.
Und
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